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13 kleine Friesenmorde

13 kleine Friesenmorde

Titel: 13 kleine Friesenmorde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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Sie und ihre Kollegin zu einem Essen im ?Marienbildchen? ein, falls es niemanden gibt, der etwas dagegen einzuwenden hat. Die 100 Mark bilden Ihren Beitrag, den Rest zahle ich«, sagte er und lächelte verschmitzt.
    Inge Winkler schlug das Herz bis zum Halse. Ihre Kollegin Britta atmete erleichtert auf.
    Diplom-Ingenieur Werner Urding reichte den jungen Frauen die Hand, blickte in die grauen Augen der Inge Winkler, die in der Querinus-Apotheke in Neuss arbeitete. Dabei fühlte er ein aufsteigendes Kribbeln, das ihm über den Rücken lief.
    »Ciao«, sagte er, stieg auf sein Fahrrad und setzte seine Tour, ohne sich umzublicken, fort.
    Dem Autor sei an dieser Stelle die Bemerkung gestattet, dass Amor im Rheinknick zwischen Grimlinghausen und Uedesheim seine Pfeile treffsicher abgeschossen hatte. Inge Winkler und Werner Urding fanden zusammen. Zwei gut aussehende junge Leute, erfolgreichim Beruf, verliebt und füreinander geschaffen, besaßen berechtigte Aussichten auf eine glückliche gemeinsame Zukunft. Doch das stand noch in den Sternen.
     
    Das Hotel »Buchana« erfüllte alle Erwartungen der Urlauber. Die Verpflegung war vorzüglich und auch der Service ließ nichts zu wünschen übrig. Das Wetter spielte mit. Bei mäßig starken Winden gab es reichliche sonnige Abschnitte, die den Aufenthalt im Strandkorb zum Vergnügen machten.
    Werner und Inge badeten in der Brandung bei Temperaturen um die 17 bis 18 Grad. Werner las täglich das »Handelsblatt«, vertiefte sich in den »Spiegel« und »Focus«, während Inge endlich Zeit fand, die Bestseller zu lesen, von denen ihre Saunafreundinnen so angetan waren. An bedeckten Tagen radelten sie am Nordstrand entlang bis zu den Sternklippdünen und zum Koge Hörn. Oder sie folgten den kleinen Wanderzielen bis zur Reede und zum Jachthafen.
    Sie erholten sich prächtig, gingen behutsam miteinander um und zogen, wie Werner es schelmisch auf einen Punkt brachte, ihre Flitterwochen ihren weiteren Entscheidungen vor.
    Doch am Mittwoch, dem 12. Juni, zwei Tage vor der geplanten Abreise, sorgte ein vom Postamt Neuss an Werner nachgesandter Brief für unvorhersehbare Folgen. Ob der Zufall oder eine schicksalhafte Fügung dabei im Spiele war, das unterliegt subjektiver Spekulation.
    Nach einem gemeinsamen Bummel bei schönem Wetter über die Promenade, einer kleinen Rast imStrandcafé unter den Klängen des Kurorchesters vor der Konzertmuschel, eilte Werner zum Hotel, um seinen Massagetermin wahrzunehmen, während Inge einen Kaffee trank, eine Zigarette rauchte und die Sonne und den Seeblick genoss.
    Um 12.30 Uhr verließ Inge Winkler das Café. Um 13 Uhr wurde das Mittagessen serviert. Sie betrat das Hotel. Frau Bruns, die den Rezeptionsdienst versah, winkte ihr zu.
    »Nehmen Sie die Post für Ihren Lebensgefährten mit«, sagte sie höflich.
    Inge nahm den Brief entgegen, ging zum Aufzug, fuhr nach oben und betrat das Apartment. Werner war noch nicht zurück.
    Inge blickte auf die Nordsee. Die Strahlen der Sonne spiegelten sich auf der Wasserfläche. Ein Frachter passierte die Seestraße.
    Inge setzte sich in den Sessel der Sitzecke und betrachtete das Kuvert. Absender war eine Lizy Kim, Bukit Timah Road 47 c aus Singapur. Sie hatte mit zarten Tintenlinien den Brief beschriftet. Inge Winkler spürte eine aufsteigende Eifersucht. Entschlossen öffnete sie das Kuvert. Sie las mit trockenen Lippen und heftig gehendem Atem die in Englisch abgefassten Zeilen. Sie hatte beim Abitur Englisch als Hauptfach gewählt, in Manchester ein Praktikum bei der »Chemical-Health Corporation« absolviert und benötigte keine Übersetzungshilfen. Da gab es keine Zweifel, wie ein beigefügtes Foto dokumentierte. Diese Lizy Kim war hübsch, klein und zierlich. Sie trug ihr schwarzes dichtes Haar im Pagenschnitt. Die weiße Bluse mit Stehkragen, die dunkle, breit geschnittene Hose unterstrichen ihre gute Figur. Sie erinnerte ihren Freund an die unvergesslichenStunden am Santiosa-Strand. Erwähnte die Einkäufe auf der Orchard Road mit den Besuchen des »French-Cafés«. Da war die Rede von Bars und Hotels, die den Gedanken an Intimitäten offen legten.
    Inge Winkler war geschockt. Sie legte den Brief auf den kleinen runden Tisch, betrat das Schlafzimmer und packte mit Tränen in den Augen ihre Reisetasche. Sie verließ das Apartmenthotel, ging zum Inselbahnhof und buchte bei der Reederei die Überfahrt mit dem Katamaran. Sie stieg in die Inselbahn, um alles zu vergessen. Ihre Eifersucht kannte keine

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