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13 kleine Friesenmorde

13 kleine Friesenmorde

Titel: 13 kleine Friesenmorde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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Nachmittagsfähre«, sagte die junge Frau.
    Die Angestellte ließ die Tickets ausdrucken. Sie reichte den Kunden die Reiseunterlagen.
    Werner Urding bestätigte mit seiner Unterschrift die gebuchten Unterlagen, setzte seinen Namen unter den Kassenbon der Kartenzahlung und verstaute Fahrkarten und Belege in der Seitentasche seines Trenchcoats.
    »Ich wünsche Ihnen eine gute Reise und vor allem sonniges Wetter«, sagte die Angestellte.
    »Danke«, sagte Inge Winkler.
    Sie verließen das Reisebüro, traten in den Nieselregen und gingen über die mit dicht gedrängten Menschen angefüllte Krefelder Straße zum »Büchel«, suchten das »Stadtcafé« auf, nahmen an einem Tisch mitBlick auf den Markt und den Querinus-Münster-Platz und bestellten bei der Bedienung zwei Kännchen Kaffee und zwei Reistörtchen. Sie galten als die Spezialität des Hauses. Inge und Werner freuten sich auf ihren ersten gemeinsamen Urlaub.
     
    Inge Winkler, 30, und Werner Urding, 35, hatten sich an einem schönen, sonnigen, späten Samstagnachmittag Ende September 2001 auf den Rheinwiesen zwischen Grimlinghausen und Uedesheim kennen gelernt.
    Werner Urding, Diplom-Ingenieur, Abteilungsleiter des Ressorts Kundenbetreuung und Beratung Ausland der Traktorenfabrik Neuss, kreuzte schicksalhaft den Weg der Apothekerin Inge Winkler. Er befand sich mit seinem exzellent ausgerüsteten Fahrrad auf dem Weg in die »Kemp«. In den hohen Pappeln rauschte der Wind. Der Rhein floss träge dahin. Schiffe fuhren zu Berg und Tal.
    Werner Urding strampelte sich mit dem Blick auf die Weidensträucher, »Wiehe« im Volksmund genannt, und die mit Löwenzahn, verblühter Schafgarbe, Brennnesseln und Wetten bewachsenen Rheinwiese den beruflichen Stress vom Leibe. Bedingt durch seine vielen Auslandsaufenthalte und seinen Ehrgeiz auf dem Wege nach oben lebte er nach oft nur kurzfristigen und enttäuschten Liebschaften in seinem Apartment in der Nähe des Jacht- und Ruderhafens mit dem Blick auf die Erftmündung alleine.
    Er radelte mit Rückenwind, bediente die Gänge, sah sich plötzlich zwei Radlerinnen gegenüber, die unaufmerksam mit ihren Lenkern aneinander stießen, ins Schlingern gerieten und ihn zwangen, seine Rennmaschinevom Wege ab in das holprige, mit verwildertem Gras bewachsene Wiesengelände zu lenken.
    Die Frauen schrien auf, als er stürzte und für Sekunden wie benommen mit abgeneigtem Kopf im verdörrten Pflanzenwuchs mit ausgestreckten Armen und Beinen auf dem Bauch lag, ohne sich zu rühren.
    Werner Urding trug den schmalen Sturzhelm, der Schlimmeres verhindert hatte. Unter seiner Radlermontur zeichnete sich sein athletischer Körper ab.
    Inge Winkler und ihre Kollegin Britta griffen, von panischer Angst getrieben, dem Opfer unter die Arme und legten den hoch gewachsenen Mann auf den Rücken. In seinem Gesicht entdeckten sie eine Schürfwunde.
    Sekunden später hob Werner Urding seinen Oberkörper an, blickte verwirrt um sich, stand auf, reckte sich, trat auf der Stelle und fuhr mit den Händen über seine in der Radlerhose eng sitzenden Beine. Er rang nach Luft und schaute in die entsetzten Gesichter der beiden Frauen.
    »Das hätte schlimm ausgehen können«, sagte er vorwurfsvoll.
    Die Damen schauten ihn schuldbewusst an.
    »Wir kommen für den Schaden auf«, sagte eine der Radlerinnen. Sie sah hübsch aus.
    »Mein Name ist Inge Winkler. Meine Freundin Britta. Wir sind Apothekerinnen«, fügte sie hinzu.
    Ihr fiel ein Stein vom Herzen, als der gut aussehende Mann sie anlächelte, das Rennrad vom Boden hob, das Vorderrad zwischen seine kräftigen Schenkel klemmte und den Lenker richtete.
    »Und in Ihrer Tasche befindet sich eine Salbe, mit der ich meine Prellungen behandeln muss«, sagte er spöttisch.
    »Bitte, bitte, entschuldigen Sie unsere Unaufmerksamkeit«, sagte die gesetzte junge Frau, die Britta hieß.
    Inge Winkler ging zu ihrem Fahrrad, entnahm ihrer Tasche das Portmonee, öffnete es und reichte dem geschädigten jungen Mann einen 100-Markschein und ihr Visitenkärtchen.
    Werner Urding lächelte versöhnlich. Die junge Dame wirkte zauberhaft in ihren Jeans und dem navyblauen laschen Pulloverhemd. Ihr Gesicht trug eine leichte sportliche Sonnenbräune. Sie hatte graue Augen.
    Werner Urding blickte auf das Kärtchen. »Inge Winkler, Sie wohnen in Neuss. Einverstanden. Ich nehme das Kärtchen und auch das Geld an mich. Ich fliege am Mittwoch für meine Firma für vier Wochen nach Singapur. Ich melde mich Mitte Oktober bei Ihnen und lade

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