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13 kleine Friesenmorde

13 kleine Friesenmorde

Titel: 13 kleine Friesenmorde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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Grenzen. Ein schicksalhafter Entschluss, wie sich später herausstellen sollte.
     
    Werner Urding hatte seinen nackten Rücken auf die heiße Fangomasse gelegt. Die junge Therapeutin senkte ihn in das warme Meerwasser der Wanne ab, stellte den Wecker, machte ihm ein Schwitztuch und überließ ihn seinen Träumen.
    Werner genoss diese moderne Methode, Verkrampfungen entgegenzutreten. Er freute sich auf den Abend. Sie hatten Karten für den Film »Die zauberhafte Welt der Amelie«, der im Inselkino lief, vorbestellt. Nach dem Mittagessen und einer angemessenen Ruhepause beabsichtigten sie, die Sauna im Meerwasserhallenbad zu besuchen. Sie hatten keine Probleme mit ihrer Nacktheit unter fremden Gleichgesinnten.
    Das Klingeln der Uhr riss ihn aus seinen traumhaften Gedanken. Die robuste Therapeutin bediente den Knopf des Wasserbettes, half ihm vorsorglich beim Verlassen der Wanne, bat ihn in die Duschecke, spritzte ihm mit lauwarmem Wasser den Schweiß ab und reichte ihm ein Frottiertuch.
    »Erinnern Sie Ihre reizende Lebensgefährtin an den Termin. Morgen um 10.30 Uhr«, sagte sie freundlich. Werner nickte. Er trocknete sich mit dem Badelaken ab, zog den Bademantel über, griff in die Tasche und gab der Therapeutin den eingesteckten 10-Mark-Schein.
    »Danke«, sagte sie und ließ das Wasser der Wanne ab.
    Werner verließ den Medizinischen Trakt, der sich im Souterrain befand, betrat den Aufzug, bediente die Taste, stieg aus und suchte das Apartment auf. Er rief nach Inge. Sie war nicht anwesend. Er hatte es eilig, denn ihm blieb gerade genügend Zeit, sich für das Mittagsessen umzukleiden.
    Er ging zum Schlafzimmer und bemerkte die Unordnung. Die Schranktüren standen offen. Er stellte beim Blick auf den geleerten Schrank fest, dass Inge ihn verlassen hatte. Schweiß nässte seine Stirn. Er schüttelte irritiert den Kopf und suchte nach einer Erklärung. Sie hatten auf der Insel in Harmonie ihren Urlaub verlebt und dabei über einen Verlobungstermin nachgedacht.
    Werner Urding stieg in seine Cordjeans, zog das blaue Oberhemd über, entschied sich für den gelben V-Ausschnittpullover und verzichtete auf eine Krawatte. Hilflos schaute er sich um, betrat das gemütliche Wohnzimmer und erschrak, als er das Kuvert und den Brief auf dem Tisch der Sesselgruppe erblickte. Inga hatte den an ihn gerichteten Brief seiner kleinen chinesischen Freundin, die in Singapur als Angestellte ihrer Exportniederlassung arbeitete, geöffnet.
    »Scheiße«, entfuhr es ihm entsetzt. Er hatte Lizy Kim vergessen, ihr keine Versprechungen gemacht. Sie liebte ihn und sehnte sich danach, ihm nach Europa zu folgen. Bei seinem letzten Besuch in der asiatischen Metropolehatte er Lizy davon zu überzeugen versucht, dass sie in der hektischen Großstadt in Anbetracht seiner vielen Geschäftsreisen wie ein Primelchen eingehen würde. Hinzu kam die Überflutung mit Asylanten aus allen Ländern der Welt. Dabei bestand wenig Hoffnung auf eine akzeptierte Rolle an seiner Seite und erst recht keine Möglichkeit, für sie in der Industriestadt einen Arbeitsplatz zu finden.
    Werner Urding hatte halbherzig Lizas Briefe beantwortet. Nie hatte er auch nur mit dem Gedanken gespielt, sie zu heiraten. Den Schlussstrich unter diese Affäre hatte Inge Winkler gezogen. Er hatte sich in sie mit Haut und Haaren verliebt.
    Und nun das.
    Werner verließ das Apartment, erkundigte sich an der Rezeption. Inge hatte sich nicht abgemeldet. Wie ein Detektiv folgte er ihren Spuren. Mit einem Foto in der Hand erfuhr er vom Reedereiangestellten, dass sie den Katamaran gebucht hatte, und am Schalter der Bundesbahn bestätigte der Beamte, dass Inge eine Fahrkarte nach Neuss gelöst hatte.
     
    Werner Urding verspürte keinen Hunger. Er spazierte lustlos und niedergeschlagen an den Cafés und Geschäften entlang, die von aufgeräumten Urlaubern belebt waren. Warum hatte Inge ihn nicht zur Rede gestellt? Er empfand es als idiotisch, einfach die Koffer zu packen und hinter ihr herzureisen, um sie in Neuss um eine Aussprache zu bitten. Er nahm sich vor, Inge am Abend anzurufen. So in Gedanken suchte er erneut die Bahnauskunft auf und ließ sich die Zugverbindungen ausdrucken. Er ging zum Strandcafé am Südstrand. Erbestellte einen Tee, rauchte ein paar Zigaretten, blickte auf die Nordsee und hing seinen tristen Gedanken nach.
    Er dachte an den Brief aus Singapur. In ihm regte sich Ärger. Er liebte Inge Winkler und nicht die kleine hübsche Asiatin. Ein Mann wie er, erfolgreich an der

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