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13 kleine Friesenmorde

13 kleine Friesenmorde

Titel: 13 kleine Friesenmorde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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blinkenden Knöpfen über einem weißen Oberhemd mit schwarzer Krawatte, Jeans und festes Schuhwerk. Ärmelstreifen und Schulterstücke unterstrichen seine seemännische Funktion und berufliche Herkunft. Er war in ihrem Alter, hatte ein volles, rosiges Gesicht. Er nahm für Sekunden seine Prinz-Heinrich Mütze vom gelichteten, grauen Haar. In seinem Blick lag die mitfühlende Trauer.
    »Gretus Detinga, Kapitän der Pax und Inhaber des Bestattungsunternehmens«, stellte er sich vor.
    Jesko van Loo nahm ebenfalls seine Elbsegler-Mütze vom Kopf.
    »Wir haben miteinander telefoniert. Ich bin der Sohn des Verstorbenen. Meine Schwestern, meine Frau und meine Schwäger«, sagte er.
    Detinga begrüßte die Gäste.
    »Herr van Loo, meine Damen und Herren«, er wies auf einen jungen Mann, der vor dem Poller stand.
    »Mein Mitarbeiter, Matrose und Gehilfe, trägt verständlicherweise nicht die angemessene Kleidung«, sagte er entschuldigend.
    Der junge Mann grüßte höflich.
    »Bitte kommen Sie an Bord«, bat Detinga.
    Sie folgten ihm über den Niedergang zum Unterdeck. Seitlich befand sich die Pantry. Sie betraten den kleinen Salon. Durch zwei Bullaugen fiel Licht auf die mit Sitzkissen belegten Bänke. Mitten im Raum befand sich der fest verankerte Tisch.
    »Ich serviere Ihnen gerne einen Kaffee«, sagte er.
    »Danke«, antwortete Jesko van Loo.
    »Wir haben eben erst gefrühstückt«, warf seine Frau Petra ein.
    »Die Toilette befindet sich steuerbords«, sagte der Kapitän und wies die Richtung. Er zeigte auf die Salontür. »Wenn Sie unsere kleine Seereise in der frischen Luft genießen möchten, wir haben zurzeit ideale Wetterbedingungen, dann suchen Sie das Heck des Schiffes auf. Die Urne mit der Asche Ihres geliebten Verstorbenen befindet sich im Steuerhaus. Den Blumenstrauß, es sind frische Herbstastern, habe ich in der Frühe besorgt. Wenn Sie keine Einwendungen haben, dann legen wir gleich ab.«
    »Einverstanden«, antwortete Jesko van Loo.
    Der Kapitän verließ den Salon. Kurz danach heulte der Dieselmotor auf. Sie saßen auf den Bänken in ihrer Trauerkleidung und blickten durch die Bullaugen. Die Pax steuerte der Fahrrinne entgegen. Theodor Roggendorf griff zur Kamera und fotografierte. Das Geräusch des Dieselmotors drang monoton in den Salon.
    »Ein MAN, 6.000 PS, Baureihe 18, nicht totzukriegen«, warf Jesko van Loo ein.
    »Davon verstehe ich nichts«, antwortete Dr. Schöllhorn.
    »Unser Motor der Baureihe 22 hat eine höhere Drehzahl bei einer Brennstoffeinsparung von gut 30 Prozent«, antwortete van Loo.
    Das Gespräch erstarb. Die Frauen schwiegen. Roggendorf verließ den Salon und betrat das Heck. Er fotografierte.
    Sie blickten durch die Bullaugen auf die lang gestreckten Dünenausläufer von Juist. Fernab lag die Skyline der Insel Norderney.
    Roggendorf kam zurück. Er nahm wieder auf der Bank Platz.
    »Bin ich froh darüber, dass es nicht stürmt und regnet«, sagte seine Frau Wilma.
    »Vaters Asche füllt nicht einmal die blumenvasengroße Urne«, meinte Dr. Schöllhorn sarkastisch und blickte in die ernsten Gesichter seiner Verwandten.
    »Bitte, Ludwig, Papa hat sich die Seebestattung gewünscht«, murmelte seine Frau Nanna. Sie griff zum Taschentuch und weinte.
    »Die Urne löst sich im Wasser auf, die Asche treibt davon«, stellte Jesko van Loo fest.
    »Keine Würmer bohren sich in Vaters Leiche. Keine Maden und Käfer erledigen den Entsorgungsprozess«, warf Dr. Schöllhorn ein.
    Petra van Loo schüttelte sich.
    »Vater hat Mutters Grab auf dem Friedhof ?Aldenburg? aufgegeben. Eine konsequente Entscheidung. Wer von uns sollte sich um das Grab kümmern? Das erspart uns die Kosten des Friedhofsgärtners«, sagte Jesko van Loo.
    Er saß mit geöffnetem Trenchcoat auf der Bank, hatte die Beine von sich gestreckt und ließ seine Elbseglermütze über seine Hand rollen.
    »Keine Kränze und Gebinde, keine Gaffer vor dem Grab, kein Blabla von Ehrenrednern, keine Schippe Erde auf den Sarg und nicht das Gerede von Staub zuStaub des Pastors!«, sagte Ludwig Schöllhorn. »Ein ?Ahoi? für einen redlichen Mann, der sich mehr an Bord von Schiffen als zu Hause aufgehalten hat.«
    Kurz danach erstarb das monotone Dieseln des Motors der Pax. Der Gehilfe des Bestatters betrat den Salon.
    »Wir sind am Ziel. Betreten Sie bitte das Heck«, sagte er.
    »Es wird ernst«, stellte Jesko van Loo fest.
    Sie verließen den Salon und stiegen durch die Tür auf das Heck. Der Wind griff nach ihren Mänteln und Jacken. Die

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