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13 kleine Friesenmorde

13 kleine Friesenmorde

Titel: 13 kleine Friesenmorde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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vor sich hin. Er bekreuzigte sich. Edo van Loo war kein Kirchgänger. Er glaubte an ein Leben nach dem Tod. »In Kürze sehen wir uns wieder«, fügte er hinzu.
    Er trat hinter den Grabstein, langte nach einer Grabvase, ging zum Wasserbecken, füllte die Vase, trug sie zum Grab, stellte die Blumen in die Vase und drückte sie in die Erde vor dem Grabstein. Er entfernte ein paar Zweige, die der frühe Herbststurm hinterlassen hatte, und ging gesetzten Schrittes über den parkähnlichen Friedhof an dem Wassergraben entlang, auf dem Enten paddelten. Er warf kurz einen Blick auf den Grabstein eines Kollegen, der nach Großer Fahrt als Lotse die Tanker an die Ölpier gesteuert hatte und bereits seit sieben Jahren hier ruhte.
    Edo van Loo passierte tief bewegt die Friedhofskapelle, in der er vor vielen Jahren Abschied von seiner Elske genommen hatte, suchte den Parkplatz auf und stieg in das Taxi.
    »Zum Altenheim«, sagte er mit trockener Zunge.
     
    Die im Volksmund dem Freitag, wenn er auf den Dreizehnten eines Monats fiel, oft anhängig gemachten unangenehmen Ereignisse trafen nicht auf die Angehörigen des verstorbenen Kapitäns van Loo zu. Im Gegenteil. Am Freitag, dem dreizehnten Oktober, erreichte ein Hoch die norddeutsche Küste. Jesko van Loo, 61, gesetzt, hoch gewachsen, mit ergrautem Haar, lenkte nach einer störungsfreien Autofahrt von Kiel gegen 15.30 Uhr in Norddeich seinen BMW auf den Parkplatz des »Fährhauses«. Er befand sich in Begleitung seiner Frau Petra.
    Sie verließen den Wagen, blickten über die Mole auf die Nordsee und die Skyline der Insel Norderney, über die sich der blaue Himmel stülpte. Am heutigen Freitag, dem letzten Ferientag der Besucher aus Nordrhein-Westfalen, zeigte das Thermometer stolze 20 Grad. Auf der Terrasse des Hotels saßen Gäste im Freien, genossen den herrlichen Blick, die Sonnenstrahlen und tranken Tee.
    Jesko van Loo trug einen dunkelblauen Trenchcoat. Er hatte, wie sein verstorbener Vater, ein energisches, schlankes Gesicht.
    Petra, seine Frau, wirkte elegant mit hochhackigen Schuhen, schwarzer Gabardinehose, weißer Bluse und dunklem Pelzjäckchen. Sie trug ihr graues Haar im Stoppelschnitt. Ihr strenges Gesicht zeigte Spuren verwelkter Schönheit.
    Sie und ihr Mann hatten sich auf Empfehlung vonFreunden für das traditionelle Haus mit Molen-, See- und Inselblick entschieden, und, wie es schien, zu Recht. Ein Hoteldiener begrüßte sie und nahm ihr Gepäck in Empfang.
    Sie betraten die gediegene Vorhalle. Eine hübsche junge Dame bediente die Rezeption.
    »Van Loo, meine Gattin«, sagte van Loo.
    »Herzlich willkommen«, antwortete sie und betätigte den Computer.
    »Zwei Nächte! Zimmer 22«, sagte sie, lächelte charmant. »Familie van Loo. Sie haben zwei weitere Zimmer gebucht. Wir haben für die Herrschaften die Zimmer 24 und 25 vorgesehen«, fügte sie hinzu und langte nach dem Zimmerschlüssel.
    »Hervorragend«, antwortete van Loo. Er blickte auf seine Armbanduhr.
    »Sie werden in Kürze eintreffen.«
    »Ich begleite Sie«, sagte die junge Dame. Sie trug über einer weißen Bluse eine Nappalederweste.
    »Danke«, warf Petra van Loo ein. »Wir finden den Weg.«
    »Rechts gelangen Sie zum Aufzug. Zweite Etage. Unser Mitarbeiter erwartet Sie mit Ihrem Gepäck«, sagte die Angestellte und reichte ihr den Schlüssel.
    Nur eine halbe Stunde später betrat Nanna Schöllhorn, 56, dezent und elegant gekleidet, mit ihrem zwei Jahre älteren Mann Ludwig die Rezeption. Dr. Schöllhorn hatte schütteres Haar und war mittelgroß. Sein breites Gesicht zierte ein Vollbart. Er überließ seiner Frau das Sagen.
    »Die Familie van Loo ist bereits angereist«, sagte die Angestellte. Frau Schöllhorn trug ihr blond getöntes Haar im Pagenschnitt. Sie hatte eine kräftige Figur.
    »Zimmer 24, ich begleite Sie«, sagte die Angestellte.
    »Danke«, sagte Dr. Schöllhorn und nahm den Schlüssel entgegen. Er trug eine dunkelblaue Wetterjacke und Jeans.
    »Seitlich finden Sie zum Aufzug«, sagte die Angestellte.
    Wilma Roggendorf, 54, geborene van Loo, und ihr Mann Theodor, 56, Studiendirektor am Bielefelder Severing-Gymnasium, hatten sich kurz vor Leer verfahren und waren über Bunde verspätet angereist. Wilma Roggendorf, eine attraktive Erscheinung mit dunklen Augen, hohen Wangenknochen, mit langem, angegrautem Haar, das sie zu einen Zopf geflochten trug, war schlank. Sie trug eine tiefblaue Wetterjacke mit herabhängender Kapuze, eine dunkelblaue Hose und flache, mattschwarze

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