Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
13 - Wo kein Zeuge ist

13 - Wo kein Zeuge ist

Titel: 13 - Wo kein Zeuge ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
Vom Netzwerk:
schmiedeeisernes, orientalisch anmutendes Tor am Beginn der Straße lud zu einem Besuch der vielfältigen exotischen Restaurants ein, und kunstvoll verzierte Straßenlaternen erhellten die Bürgersteige. So was sieht man in Chalk Farm nicht, dachte Barbara.
    Sie fand Griffin Strongs Adresse gleich gegenüber einem kleinen Park, wo eine sanfte Hügellandschaft Kindern Platz zum Spielen und eine Holzbank ihren Müttern Platz zum Sitzen bot. Die Strongs wohnten in einem schlichten Reihenhaus aus roten Ziegeln, deren Individualität sich in den Haustüren, Frontzäunen und der Gestaltung der winzigen Vorgärten ausdrückte. Familie Strong hatte sich für einen Fliesenbelag im Schachbrettmuster entschieden. Eine Vielzahl von Topfpflanzen stand darauf, die irgendwer mit Hingabe pflegte. Statt eines Zauns hatten sie eine Ziegelmauer passend zum Haus errichtet, die Tür war aus Eiche und mit einem ovalen Bleiglasfenster versehen. Alles sehr nett, stellte Barbara fest.
    Eine Frau öffnete auf ihr Klingeln. Sie hatte ein weinendes Baby an der Schulter und trug pinkfarbene Sportsachen. »Ja?«, sagte sie, und aus dem Haus drangen die Geräusche einer Fitnesssendung.
    Barbara zeigte ihren Dienstausweis. Sie sagte, sie hätte gern Mr. Strong gesprochen, wenn er zu Hause sei. »Sind Sie Mrs. Strong?«, fügte sie hinzu.
    »Ich bin Arabella Strong«, stellte die Frau sich vor. »Bitte kommen Sie rein. Lassen Sie mich nur eben Tatiana versorgen.« Sie trug das schreiende Baby ins Innere. »Tatiana?«, wiederholte Barbara tonlos und folgte ihr.
    Im Wohnzimmer legte Arabella das Baby auf ein Ledersofa, wo eine kleine rosa Wolldecke ausgebreitet war mit einer noch kleineren rosa Wärmflasche darauf. Sie legte ihre Tochter auf den Rücken, sicherte sie mit einigen Kissen ab und legte die Wärmflasche auf ihren Bauch. »Koliken«, erklärte sie Barbara über das Gebrüll hinweg, »die Wärme scheint zu helfen.«
    Das bestätigte sich. Nach kurzer Zeit schwächte Tatianas Geschrei sich zu einem Wimmern ab, sodass der Lärm im Raum nur noch vom Fernseher kam. Das Video zeigte eine Frau von unglaubwürdigen Maßen, die im Takt der wummernden Hintergrundmusik hechelte: »Untere Bauchmuskeln, na los, untere Bauchmuskeln, na los«, während sie in Rückenlage rhythmisch Beine und Hüften in die Höhe warf. Dann sprang die Frau plötzlich auf die Füße und zeigte der Kamera die Seitenansicht ihres Bauches. Er war so flach wie ein holländischer Horizont, der in die Vertikale gekippt war. Offenbar war sie jemand, der die besseren Dinge des Lebens verschmähte wie etwa Pop-Tarts, Kartoffelchips, frittierten Kabeljau und fetttriefende Pommes frites. Langweilige Zicke.
    Mit der Fernbedienung schaltete Arabella Fernseher und Videorekorder aus. Sie sagte: »Ich schätze, sie macht das mindestens sechzehn Stunden am Tag. Was glauben Sie?«
    »Rubens dreht sich im Grabe um, wenn Sie mich fragen.«
    Arabella kicherte. Sie ließ sich neben dem Baby aufs Sofa sinken und bot Barbara einen Sessel an. Dann griff sie nach einem Handtuch und drückte es sich an die Stirn. »Griff ist nicht hier«, sagte sie. »Er ist im Betrieb. Wir haben eine T-Shirt-Druckerei.«
    »Wo genau liegt die?« Barbara nahm Platz und holte das Notizbuch aus ihrer Schultertasche. Sie schlug es auf, um die Anschrift zu notieren.
    Arabella nannte eine Adresse in der Quaker Street. »Es geht um diesen Jungen, oder?«, fragte sie. »Der ermordet wurde? Griff hat mir davon erzählt. Kimmo Thorne hieß er. Und von dem anderen Jungen, der vermisst wird. Sean.«
    »Sean ist auch tot. Sein Pflegevater hat ihn identifiziert.«
    Als sei es eine Reaktion darauf, schaute Arabella auf ihr Baby hinab. »Das tut mir Leid. Griff war fix und fertig wegen Kimmo. Wenn er von Sean hört, wird es ihm genauso gehen.«
    »Nicht das erste Mal, dass einer seiner Schützlinge ums Leben kommt, soweit ich weiß.«
    Arabella strich über Tatianas haarlosen Kopf, ihre Miene sanft, ehe sie erwiderte: »Wie ich sagte: Er ist fix und fertig. Und er hatte mit dem Tod der beiden Jungen nichts zu tun. Oder mit irgendeinem anderen Todesfall, bei Colossus oder sonst wo.«
    »Doch es lässt ihn ein bisschen unachtsam aussehen, wenn Sie wissen, was ich meine.«
    »Ehrlich gesagt, nein.«
    »Unachtsamer Umgang mit dem Leben anderer Menschen. Oder er muss ein verfluchter Pechvogel sein. Was von beidem ist es Ihrer Meinung nach?«
    Arabella erhob sich. Sie trat an ein Metallregal an der Wand und holte von dort eine Schachtel

Weitere Kostenlose Bücher