13 - Wo kein Zeuge ist
London Ryan Hotels verbrachte, das am Fuß der Gwynne Place Steps lag. Diese Treppe führte zum Granville Square hinauf, wo er wohnte.
»Mit wem wohnt er zusammen?«, fragte Lynley. »Wissen wir etwas darüber?«
»Laut Grundbuchamt gehört das Haus Victor Kilfoyle. Sein Vater, nehme ich an.«
»Und Greenham?«
»Das einzig Interessante, was er getrieben hat, war, mit Mummy in die Royal Opera zu gehen. Und offenbar hat er eine Freundin, mit der er sich heimlich trifft. Wir wissen, dass sie bei einem billigen Chinesen in der Lisle Street waren und bei einer Ausstellungseröffnung in einer Galerie an der Upper Brook Street. Davon abgesehen war er zu Hause bei Mummy.« Stewart lächelte. »In Gunnersbury übrigens.«
»Überrascht das noch irgendjemanden?«, fragte Lynley. Er warf Havers einen Blick zu. Sie hielt sich mit Mühe davon ab, Wusst ich's doch zu jubeln, und das musste er ihr hoch anrechnen. Sie hatte von Anfang an die Verbindung zwischen den Colossus-Angestellten und den Fundorten der Opfer gesehen.
In diesem Moment kam Nkata von einer Besprechung mit Hillier zurück. Alles war bereit, um einen Beitrag für Crimewatch - die Verbrecherjagdsendung im Fernsehen - zu drehen, berichtete er, und als seine Kollegen ihm daraufhin eine Hollywood-Karriere prophezeiten, bedachte er sie mit finsteren Blicken. Sie wollten das Phantombild des Eindringlings im Square Four Fitnessclub verwenden, das sie mit Hilfe des Bodybuilders, der den potenziellen Verdächtigen gesehen hatte, angefertigt hatten, berichtete er ihnen. Außerdem wollten sie Fotos der bislang identifizierten Opfer zeigen und eine szenische Rekonstruktion von Kimmo Thornes Begegnung mit seinem Mörder: Ein roter Ford Transit hielt einen Radfahrer an, der gestohlene Gegenstände mit sich führte. Der Transitfahrer half, die Beute und das Fahrrad in seinem Lieferwagen zu verstauen.
»Wir können noch etwas beisteuern«, sagte Stewart, nachdem Nkata geendet hatte. Er klang erfreut. »Ein Überwachungsvideo. Ich würde nicht gerade behaupten, dass wir eine Goldmine gefunden haben, aber wir hatten ein bisschen Glück mit einer Überwachungskamera, die an einem Gebäude nahe St. George's Gardens angebracht ist: Man sieht einen Van die Straße entlangfahren.«
»Datum und Uhrzeit?«
»Passen zu Kimmo Thornes Ermordung.«
»Verflucht, John, wieso hat es so lange gedauert, das zu finden?«
»Wir haben es schon länger, aber es war nicht viel zu erkennen«, erklärte Stewart. »Wir mussten den Film bearbeiten lassen, und das hat gedauert. Aber das Warten hat sich gelohnt. Du solltest es dir am besten mal ansehen und sagen, wie du es eingesetzt haben willst. Vielleicht können die Crimewatch-Leute was damit anfangen.«
»Ich schau es mir sofort an«, antwortete Lynley. »Wie steht es mit der Überwachung der Fundorte? Hat das irgendetwas ergeben?«
Dabei war nichts herausgekommen. Falls der Mörder einen nächtlichen Besuch am Schrein seiner kriminellen Erfüllung plante, wie Hamish Robson in seinem Bericht behauptete, hatte er es bislang noch nicht getan. Was das Gespräch auf den Profilerbericht an sich brachte. Barbara Havers sagte, sie habe ihn sich nochmals angeschaut und wolle die Aufmerksamkeit auf einen Aspekt von Robsons Beschreibung lenken: Der Bericht besagte, dass der Mörder wahrscheinlich mit einem dominanten Elternteil zusammenlebte. Bislang hatten sie zwei Verdächtige mit einem Elternteil im selben Haushalt: Kilfoyle und Greenham. Der eine mit dem Vater, der andere mit der Mutter. Und war es nicht merkwürdig, dass Greenham seine Mum in die Oper ausführte, die Freundin aber nur billigen Chinafraß und eine kostenlose Ausstellungseröffnung bekam? Was hatte das zu bedeuten?
Es lohne sich auf jeden Fall, der Sache auf den Grund zu gehen, bestätigte Lynley und fragte: »Wer hat festgestellt, mit wem Veness zusammenwohnt?«
John Stewart antwortete: »Mit seiner Vermieterin, Mary Alice Atkins-Ward, einer entfernten Verwandten.«
»Konzentrieren wir uns also auf Kilfoyle und Greenham?«, fragte ein Detective Constable mit gezücktem Bleistift.
»Lassen Sie mich erst einmal das Überwachungsvideo anschauen.« Lynley wies sie an, mit ihren jeweiligen Aufgaben fortzufahren. Er selbst folgte John Stewart zu einem Videorekorder. Er bedeutete Nkata, ihn zu begleiten. Ihm entging nicht, dass Havers ihn deswegen mit einem finsteren Blick bedachte, aber er beschloss, dies zu ignorieren.
Er setzte große Hoffnungen auf das Überwachungsvideo. Das
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