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13 - Wo kein Zeuge ist

13 - Wo kein Zeuge ist

Titel: 13 - Wo kein Zeuge ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Sie mir Folgendes: Warum sollte er Fotos in seinem Wagen haben und keines dort, wo es unendlich viel sicherer wäre, nämlich hier in seiner Wohnung? Und warum deutet alles darauf hin, dass seine sexuellen Fantasien sich auf Frauen beziehen?«
    »Weil ihn das nicht in den Knast bringt. Und er ist schlau genug, um das zu wissen«, antwortete sie. »Und was den Rest angeht: Geben Sie mir zehn Minuten, um es auf diesem Computer hier zu finden. Falls es überhaupt so lange dauert.«
    Lynley sagte, sie solle sich an die Arbeit machen. Er ging einen Flur entlang, der vom Wohnzimmer in ein schmieriges Bad führte und weiter in eine Küche. In beiden Räumen sah es nicht anders aus als im Wohnzimmer. Ein KTU-Team würde sich hier durchwühlen müssen. Es gab gewiss reichlich Fingerabdrücke und Spuren von jeder Person, die in dieser Wohnung gewesen war.
    Er ließ Havers am Computer zurück und ging ins Freie und zur Vorderseite des Hauses. Er stieg die Stufen zur Haustür hinauf und drückte auf alle Klingeln. Nur die Bewohnerin von Wohnung C in der ersten Etage war zu Hause: Eine indische Frauenstimme lud ihn ein, heraufzukommen. Sie war gewillt, mit der Polizei zu sprechen, vorausgesetzt, er hatte einen Dienstausweis, den er unter der Tür durchschieben würde, wenn er nach oben kam.
    Auf diese Weise bekam er Zugang zu einer Wohnung mit Blick auf die Straße. Eine mit einem Sari bekleidete Dame mittleren Alters ließ ihn herein und gab ihm seinen Ausweis mit einer förmlichen, kleinen Verbeugung zurück. »Ich finde, man kann nicht vorsichtig genug sein«, sagte sie. »Die Welt ist nun einmal schlecht.« Sie stellte sich als Mrs. Singh vor. Sie war eine kinderlose Witwe ohne Vermögen, eröffnete sie ihm, und hatte wenig Aussicht, wieder zu heiraten. »Bedauerlicherweise bin ich inzwischen zu alt, um Kinder zu bekommen. Ich wäre höchstens noch dazu zu gebrauchen, die Kinder anderer Leute zu versorgen. Trinken Sie eine Tasse Tee mit mir, Sir?«
    Lynley lehnte ab. Der Winter war lang, und sie war einsam, und unter anderen Umständen wäre er gern länger geblieben, um sich mit ihr zu unterhalten. Doch die Temperatur in ihrer Wohnung war tropisch, und davon abgesehen hatte er nur ein paar Fragen an sie, und er konnte nicht mehr Zeit als die wenigen Minuten erübrigen, die die Beantwortung in Anspruch nehmen würden. Er erklärte ihr, dass er gekommen sei, um sich nach dem Herrn in der Souterrainwohnung zu erkundigen. Dessen Name sei Barry Minshall. Er fragte, ob sie ihn kenne.
    »Den seltsamen Mann mit der Strumpfmütze? O ja«, antwortete Mrs. Singh. »Ist er verhaftet worden?«
    Sie stellte die Frage in einem Ton, als füge sie in Gedanken ein »endlich« hinzu.
    »Warum fragen Sie das?«, wollte Lynley wissen.
    »Die kleinen Jungen«, antwortete sie. »Sie kamen und gingen, immer in die Kellerwohnung. Tag und Nacht. Ich habe dreimal die Polizei deswegen angerufen. Ich habe ihnen gesagt, ich glaube, dass man diesen Mann einmal überprüfen müsste. Irgendetwas stimmt dort nicht. Aber ich fürchte, die Polizisten hielten mich für eine neugierige Nachbarin, die sich in Angelegenheiten einmischt, die sie nichts angehen.«
    Lynley zeigte ihr das Foto von Davey Benton, das er vom Vater des Jungen bekommen hatte. »War dieser Junge auch hier?«
    Sie studierte das Bild eingehend. Sie trug es zum Fenster, das auf die Straße zeigte, und blickte zwischen Foto und Straße hin und her, als bemühe sie sich, Davey Benton in der Erinnerung zu sehen, wie er den Vorgarten durchquerte und die Treppe zum Weg Richtung Souterrainwohnung hinablief. »Ja«, sagte sie schließlich. »Ja, ich habe diesen Jungen gesehen. Einmal hat dieser Mann ihn draußen auf der Straße begrüßt. Das habe ich gesehen. Der Junge hatte eine Kappe auf. Aber ich habe sein Gesicht gesehen. Ganz bestimmt.«
    »Sind Sie sicher?«
    »O ja, absolut. Es sind die Kopfhörer auf diesem Bild, sehen Sie? Die hatte er damals auch an, mit irgendeinem Musikgerät. Er war recht klein und sehr hübsch, genau wie hier auf dem Bild.«
    »Sind er und Minshall in die Souterrainwohnung gegangen?«
    Sie waren die Treppe hinabgestiegen und um die Hausecke gebogen, erklärte sie ihm. Sie hatte sie nicht die Wohnung betreten sehen, aber man durfte wohl annehmen ... Sie wusste nicht, wie lange sie dort gewesen waren. Sie verbrachte nicht den ganzen Tag am Fenster, fügte sie mit einem verlegenen Lachen hinzu.
    Doch was sie gesagt hatte, war genug, und Lynley dankte ihr. Er lehnte auch

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