Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
13 - Wo kein Zeuge ist

13 - Wo kein Zeuge ist

Titel: 13 - Wo kein Zeuge ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
Vom Netzwerk:
die zweite Einladung zum Tee ab und ging die Treppe hinab, zurück in die Kellerwohnung. Havers kam ihm an der Tür entgegen. »Wir haben ihn«, sagte sie und führte Lynley an den Computer. Auf dem Bildschirm war eine Liste der Websites, die Barry Minshall angeklickt hatte. Man brauchte kein Diplom in Kryptologie, um ihre Titel zu deuten.
    »Lassen Sie uns die Spurensicherung rufen«, sagte Lynley.
    »Und was machen wir mit Minshall?«
    »Er soll bis morgen früh schmoren. Ich will, dass er sich vorstellt, wie wir seine Wohnung durchsuchen und die Schleimspur seiner Existenz freilegen.«

19
    Winston Nkata hatte es am nächsten Morgen nicht eilig, zur Arbeit zu kommen. Er wusste, ihm stand wegen des Auftritts bei Crimewatch allerhand gutmütiger Spott von seinen Kollegen bevor, und er fühlte sich noch nicht bereit, dem ins Auge zu sehen. Und das musste er vorläufig auch nicht, denn Crimewatch hatte tatsächlich zu einem möglichen Durchbruch in diesem Fall geführt, und er war auf dem Weg, diesem Hinweis nachzugehen, ehe er den Fluss überquerte und ins Büro fuhr.
    Aus dem Wohnzimmer drang die bevorzugte Morgenunterhaltung seiner Mutter: Das BBC-Frühstücksfernsehen spulte Nachrichten, Verkehrshinweise, Wettervorhersage und Sonderberichte im Halbstundenturnus ab. Gerade waren sie an dem Punkt angelangt, wo sie den Zuschauern berichteten, was heute Morgen auf der Titelseite jeder Zeitung stand. Das vermittelte ihm einen Eindruck der kollektiven Gemütsverfassung der Reporter in Bezug auf die Serienmorde.
    Wie die BBC berichtete, schlachteten die Gazetten den Fund der Queen's-Wood-Leiche gnadenlos aus, was wenigstens Bram Savidge und seine Rassismusanschuldigungen von den Titelseiten verdrängt hatte. Aber Savidge war ihnen immer noch eine Spalte wert, und die Journalisten, die nicht damit beschäftigt waren, weitere Details über die Leiche im Wald aufzudecken, schienen Interviews mit allen und jedem zu führen, die einen Groll gegen die Polizei hegten. Navina Cryer teilte sich die Titelseite des Mirror mit dem Queen's-Wood-Opfer und berichtete, wie sie ignoriert worden war, als sie Jared Salvatore kurz nach seinem Verschwinden vermisst gemeldet hatte. Cleopatra Lavery hatte den News of the World aus dem Holloway-Gefängnis heraus ein Telefoninterview gegeben, und sie hatte allerhand zu sagen über das englische Strafvollzugssystem und was es ihrem »süßen Sean« angetan hatte. Savidge und seine Frau waren von der Daily Mail interviewt worden, komplett mit halbseitigen Fotos, die die Frau mit irgendeinem Musikinstrument zeigten, das sie unter den wohlwollenden Blicken ihres Mannes spielte. Und nach allem, was Nkata von den Kommentaren der Moderatoren im Fernsehen mitbekam, während sie auch die Schlagzeilen der übrigen Zeitungen abspulten, war die Presse angesichts eines neuen Mordopfers nicht sonderlich gut auf Scotland Yard zu sprechen. Ein Killer und wie viele Polizisten?, war die ironische Frage, die die Nachrichtenmedien stellten.
    Das war der Grund, warum Crimewatch und die Art und Weise, wie die Sendung die Bemühungen der Polizei bei diesen Ermittlungen dargestellt hatte, so wichtig gewesen war. Und das war auch der Grund, warum AC Hillier am gestrigen Abend versucht hatte, vor der Ausstrahlung den Job des Regisseurs zu übernehmen.
    Er wolle einen Split-Screen, hatte er dem Mann im Studio erklärt. DS Nkata werde die Fotos der toten Jungen auf der einen Seite des Bildschirms namentlich identifizieren, und ein Closeup von Nkata auf der anderen Seite des Bildschirms werde den Zuschauern klar machen - durch DS Nkatas seriöses Auftreten -, wie ernst Scotland Yard die Situation und die Verfolgung des Mörders nahm. Das war natürlich vollkommener Schwachsinn. Was Hillier und die Leitung der Pressestelle in den Mittelpunkt stellen wollten, war das, was sie von Anfang an gewollt hatten: ein schwarzes Gesicht in Verbindung mit einem Rang, der höher war als der eines Detective Constable.
    Der Assistant Commissioner hatte sich nicht durchgesetzt. Bei Crimewatch gab es keine technischen Spielereien, hatte man ihm erklärt, lediglich Videofilme, wenn welche existierten, Phantombilder, Fotos, nachgestellte Filmszenen und Interviews mit Ermittlern. Die Leute in der Maske puderten die glänzenden Stellen auf jedem Gesicht weg, das vor der Kamera erschien, und die Tonleute befestigten ein Mikro so geschickt am Jackettaufschlag, dass es nicht aussah wie ein Insekt, das dem Sprecher jeden Moment übers Gesicht

Weitere Kostenlose Bücher