13 - Wo kein Zeuge ist
Bitte.«
Lynley wollte es nicht aussprechen, denn er wusste, dann würde er sich damit und mit seiner Verantwortung auseinander setzen müssen. »Er hat Helen erwähnt«, sagte er schließlich. »Barbara, er hat Helen erwähnt.«
24
Als Barbara Havers in die Einsatzzentrale zurückkam, bemerkte Winston Nkata ihren veränderten Gesichtsausdruck. Er beobachtete, wie sie zu Detective Inspector Stewart trat, ein paar Worte mit ihm sprach und Stewart anschließend in großer Eile den Raum verließ. Dies in Zusammenhang mit dem Umstand, dass Corsico zuvor aus Lynleys Büro gekommen war, um Havers zu holen, sagte Nkata, dass etwas im Busch war.
Doch er ging nicht sofort zu Havers, um sich informieren zu lassen. Vielmehr schaute er ihr nach, als sie an den Computer ging, wo sie nach Informationen über den Badesalztypen vom Stables Market gesucht hatte. Sie erweckte glaubhaft den Anschein, sich dieser Aufgabe wieder vollen Herzens zu widmen, doch Nkata erkannte, dass ihr etwas anderes durch den Kopf ging. Sie starrte mindestens zwei Minuten lang auf den Bildschirm, ehe sie sich sammelte und einen Bleistift ergriff. Dann starrte sie weitere zwei Minuten auf den Computerschirm, gab es schließlich auf und erhob sich. Sie ging zur Tür, und Nkata war nicht entgangen, dass sie ihre Zigaretten aus der Tasche geholt hatte. Sie schleicht sich ins Treppenhaus, um eine zu rauchen, dachte er. Das war doch eine gute Gelegenheit für einen Plausch.
Doch statt sich umgehend ins Treppenhaus zu begeben, holte sie Kaffee, steckte Münzen in den Automaten und sah trübsinnig zu, während die Brühe in einen Plastikbecher tröpfelte. Sie klopfte eine Zigarette aus der Packung, zündete sie aber nicht an.
Er fragte: »Ist dir nach Gesellschaft?« und suchte in seinen Taschen Kleingeld für einen Kaffee.
Sie wandte sich um und antwortete müde: »Winnie. Hast du irgendwas Brauchbares?«
Er schüttelte den Kopf. »Du?«
Sie schüttelte ebenfalls den Kopf. »Dieser Badesalzhändler, John Miller, ist absolut sauber. Er zahlt seine Steuern pünktlich, hat eine Kreditkarte, deren Saldo er einmal im Monat begleicht, er hat sogar seinen Fernseher angemeldet, hat ein Haus, eine Hypothek, einen Hund, eine Katze, eine Ehefrau und drei Enkelkinder. Er fährt einen zehn Jahre alten Saab und hat schlimme Füße. Frag mich was. Ich bin sein Biograph geworden.«
Nkata lächelte. Er steckte seine Münzen in den Kaffeeautomaten und drückte die Taste für Milch und Zucker. Er nickte Richtung Einsatzzentrale. »Warum hat Corsico dich denn vorhin geholt? Ich schätze, du sollst die Nächste sein, die er in der Zeitung porträtiert? Aber es war noch was anderes. Der Chef hatte ihn geschickt, um dich zu holen.«
Barbara versuchte nicht einmal, ihm etwas vorzumachen. Das war einer der Gründe, warum Nkata sie mochte. Sie sagte: »Er hat angerufen. Der Chef hatte ihn am Telefon, als ich hinkam.«
Nkata wusste sofort, wen sie meinte. »Deswegen ist Stewart so eilig rausgeflitzt?«
Sie nickte. »Er besorgt die Telefondaten.« Sie trank einen Schluck Kaffee, ohne wegen des Geschmacks das Gesicht zu verziehen. »Was immer das nützt. Dieser Typ ist nicht blöd. Er wird weder sein Handy benutzt haben, noch hat er uns über die Festnetzleitung aus seinem Schlafzimmer angerufen, oder? Er war irgendwo in einer Telefonzelle, und zwar nicht vor seinem Haus, seinem Arbeitsplatz oder irgendeinem anderen Ort, mit dem wir ihn in Verbindung bringen können.«
»Muss aber trotzdem erledigt werden.«
»Stimmt.« Sie betrachtete die Zigarette, die sie hatte rauchen wollen. Dann fasste sie einen Entschluss und steckte sie in die Tasche. Dabei zerbrach sie in zwei Hälften, und ein Teil fiel zu Boden. Sie sah darauf hinab und beförderte das Stück mit dem Fuß unter den Kaffeeautomaten.
»Was sonst noch?«, fragte Nkata.
»Dieser Kerl hat Helen erwähnt. Der Superintendent ist völlig fertig, und wer wär das nicht?«
»Das hat er nur aus der Zeitung. Er versucht, uns mürbe zu machen.«
»Na ja, das ist ihm gelungen.« Barbara trank ihren Becher leer und zerdrückte ihn geräuschvoll. Dann fragte sie: »Wo steckt er denn eigentlich?«
»Corsico?« Nkata zuckte die Schultern. »Ich schätze, er schnüffelt in unseren Personalakten. Gibt jeden Namen im Internet ein und guckt, was er Brauchbares für seine nächste Story findet. Barb, dieser Kerl, der Killer mit dem roten Transit, was hat er über sie gesagt?«
»Über Helen? Ich weiß keine Einzelheiten. Aber diese
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