13 - Wo kein Zeuge ist
Wiesen und Bäumen, eine Hügelkette im Hintergrund und weiter vorn ein halb verfallenes Cottage. »Darf ich?«, fragte er, und als Deborah nickte, nahm er die Bilder genauer in Augenschein. Die Belichtung war bei allen unterschiedlich, aber was bemerkenswert war, war die Art und Weise, wie die Fotografin alle Variationen von Licht und Dunkel eingefangen hatte, ohne die Klarheit auch nur eines einzigen Objekts zu verlieren.
»Ich habe mich für das entschieden, wo du das Mondlicht auf den Windmühlenflügeln besonders hervorgehoben hast«, sagte St. James zu seiner Frau.
»Das fand ich auch am schönsten. Danke, Liebling. Du bist und bleibst mein bester Kritiker.« Sie vollendete das Schleifenkunstwerk, und Lynley assistierte ihr mit dem Tesafilm. Als sie fertig war, trat sie zurück, um das Ergebnis zu betrachten, dann nahm sie einen verschlossenen Umschlag vom Sideboard und befestigte ihn an dem Geschenk. Schließlich überreichte sie es Lynley. »Mit unseren besten Wünschen, Tommy«, sagte sie. »Aufrichtig und aus tiefstem Herzen.«
Lynley wusste, welch weiten Weg Deborah zurückgelegt hatte, um fähig zu sein, diese Worte auszusprechen. Ein eigenes Kind zu bekommen, das war ein Wunsch, der ihr verwehrt geblieben war.
»Danke.« Seine Stimme klang rauer als üblich. »Euch beiden.«
Ein Moment des Schweigens breitete sich zwischen ihnen aus, das St. James schließlich brach, indem er verkündete: »Das verlangt nach einem Drink.«
Deborah sagte, sie werde sich ihnen anschließen, sobald sie das Chaos beseitigt habe, das sie im Speisezimmer angerichtet hatte. St. James führte Lynley ein kleines Stück den Flur entlang in sein Arbeitszimmer, das auf die Straße hinausführte. Lynley holte seinen Aktenkoffer und ließ stattdessen das verpackte Geschenk im Flur zurück. Als er sich seinem alten Freund wieder anschloss, stand St. James am Fenster vor dem Servierwagen mit den Flaschen, eine Karaffe in der Hand.
»Sherry?«, fragte er. »Whisky?«
»Ist der ganze Lagavullin schon weg?«
»Er ist zu schwierig zu beschaffen. Ich gehe sparsam damit um.«
»Dann werde ich ihn ganz sparsam trinken.«
St. James schenkte ihnen beiden einen Whisky ein, Deborah einen Sherry, den er auf dem Wagen stehen ließ. Dann trat er zu Lynley an den Kamin und ließ sich in einen der beiden alten Ledersessel dort sinken, was aufgrund der Schiene, die er seit Jahren am linken Bein tragen musste, ein wenig ungeschickt vonstatten ging.
»Ich habe mir heute Nachmittag einen Evening Standard mitgebracht«, sagte er. »Es sieht nach einer ziemlichen Schweinerei aus, Tommy, wenn ich richtig zwischen den Zeilen gelesen habe.«
»Du weißt also, warum ich gekommen bin.«
»Wer arbeitet mit dir an dem Fall?«
»Die üblichen Verdächtigen. Ich habe beantragt, das Team zu vergrößern. Hillier wird es unwillig genehmigen - was bleibt ihm anderes übrig? Wir brauchen fünfzig Beamte, aber wir können uns glücklich schätzen, wenn wir dreißig bekommen. Wirst du uns helfen?«
»Du glaubst, Hillier wird das absegnen?«
»Ich habe das Gefühl, dass er dich mit offenen Armen willkommen heißen wird. Wir brauchen deinen Sachverstand, Simon. Und das Pressebüro wird nur zu glücklich sein, wenn Hillier verkünden kann, dass wir den unabhängigen Forensiker Simon Allcourt-St. James, ehemaliger Mitarbeiter von New Scotland Yard, heute Gerichtssachverständiger, Hochschuldozent, Vortragsredner et cetera, gewinnen konnten. Genau das Richtige, um das Vertrauen der Öffentlichkeit wiederherzustellen. Aber lass dich davon nicht unter Druck setzen.«
»Was soll ich denn tun? Die Zeiten, da ich Tatorte untersucht habe, sind lange vorbei. Und so Gott will, werdet ihr ja auch keine weiteren Tatorte haben.«
»Du hättest eine Beraterfunktion. Ich werde dir nicht vorlügen, dass es alles andere, was du zu tun hast, nicht beeinträchtigen würde. Aber ich würde versuchen, deine Inanspruchnahme auf das notwendige Minimum zu beschränken.«
»Dann lass mal sehen. Hast du von allen Unterlagen Kopien mitgebracht?«
Lynley klappte seinen Aktenkoffer auf und reichte St. James alles, was er hineingelegt hatte, bevor er Scotland Yard verlassen hatte. St. James legte die Berichte beiseite und betrachtete die Fotos. Er pfiff leise vor sich hin. Als er endlich wieder aufsah, sagte er zu Lynley: »Und sie haben nicht auf den ersten Blick gesehen, dass dies ein Serienmörder ist?«
»Jetzt verstehst du, welches Problem wir haben.«
»Aber hier wimmelt es
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