Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
13 - Wo kein Zeuge ist

13 - Wo kein Zeuge ist

Titel: 13 - Wo kein Zeuge ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
Vom Netzwerk:
man oft, hatte Nkata gedacht. Aber das hier war die Hölle. Das hier war nicht aussehen wie, das hier war mittendrin stecken. »Es ist unmöglich vorherzusagen, wie groß der Hirnschaden des Babys ist. Sicher ist, dass ein Schaden eingetreten ist. Sie können das mit - was war es doch gleich - fünfundneunzigprozentiger Sicherheit sagen, weil Helen zwanzig Minuten oder länger nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt war, und da der Sauerstoffmangel ihr Hirn zerstört hat, liegt es nur nahe ...«
    »Mann, das ist - Sie müssen nicht ...« Nkata hatte nicht gewusst, was er noch sagen könnte.
    »Es gibt keine Untersuchungsmöglichkeit, Winston. Nur die Wahl: Sie zwei Monate lang an die Maschinen angeschlossen zu lassen - obwohl drei Monate ideal wären, oder zumindest so ideal, wie unter den derzeitigen Umständen irgendetwas sein kann -, und dann das Baby zu holen. Sie aufzuschneiden, das Baby zu holen und ihren Leichnam anschließend zu begraben. Denn es gibt sie nicht mehr. Nur ihren Körper. Den atmenden Leichnam, wenn Sie so wollen, aus dem man das lebende, wenn auch für immer geschädigte Kind herausschneiden könnte. Sie müssen diese Entscheidung treffen, hat man mir gesagt. Denken Sie darüber nach, hat man mir gesagt. Natürlich hat es keine Eile, denn die Entscheidung wird keinerlei Auswirkung auf den Leichnam haben.«
    Nkata wusste, dass sie das Wort Leichnam vermutlich nicht verwendet hatten. Er verstand, dass Lynley selbst es gebrauchte, weil es die brutale Wahrheit war. Und er wusste auch, was für eine Story es abgeben würde oder eigentlich jetzt schon war: Die Frau des Earl tot, ein Körper reduziert auf die Funktion eines Brutkastens. Dann schließlich die Geburt - konnte man das überhaupt Geburt nennen? -, und das Ereignis würde auf der Titelseite jeder Boulevardzeitung in der Stadt stehen, weil es doch eine Mordsgeschichte war. Und dann die Folgestorys danach bis in alle Ewigkeit, vielleicht eine im Jahr, weil ein Deal mit der Presse abgeschlossen würde: Lasst uns zufrieden, damit wir mit der Situation fertig werden können, und dafür teilen wir euch gelegentlich mit, wie es dem Kind geht, erlauben womöglich sogar ein Foto, nur lasst uns jetzt zufrieden, bitte, lasst uns zufrieden.
    Das Einzige, was Nkata sagen konnte, war: »Oh.« Der Laut klang wie ein Stöhnen.
    Lynley sah ihn an. »Ich habe sie zum Opferlamm gemacht. Wie soll ich damit leben?«
    Nkata wusste, wovon er redete. Auch wenn er seine eigenen Worte nicht ganz glauben konnte, sagte er: »Mann, das haben Sie nicht getan. Denken Sie das nicht. Sie sind nicht verantwortlich.« Denn wenn Lynley glaubte, er trage die Schuld an dieser Tragödie, dann wurde eine Kette geschmiedet, deren Glieder unweigerlich zu Nkata selbst führten, und das konnte er nicht aushalten, er wusste, das konnte er nicht. Denn er wusste auch, Teil des Plans des Superintendent war gewesen, Mitchell Corsico so gründlich mit der Story über sich selbst zu beschäftigen, dass der Reporter von allen anderen Beamten fern gehalten wurde, von Nkata insbesondere, der vielleicht die Aufsehen erregendste Vergangenheit von allen Polizisten hatte, die an der Ermittlung der Mordserie beteiligt waren.
    Lynley schien zu wissen, was er dachte, denn er antwortete: »Ich bin schuld. Nicht Sie, Winston.«
    Und dann war er gegangen. »Machen Sie weiter«, hatte er gesagt. »All dies muss zu irgendetwas führen. Stellen Sie sich nicht auf meine Seite. Es ist vorbei. Verstehen Sie?«
    Nkata begann: »Ich kann nicht ...«, aber Lynley fiel ihm ins Wort: »Laden Sie mir, verflucht noch mal, nicht noch mehr Verantwortung auf, um Himmels willen. Versprechen Sie mir das, Winston.«
    Also saß er nun hier an Hilliers Seite und spielte seine Rolle.
    Vage nahm er wahr, dass die Pressekonferenz zu Ende ging. Das Einzige, was darauf hindeutete, wie es in Hillier selbst aussah, war die Richtung, in welche er Mitchell Corsico anschließend schickte: Der Reporter sollte zur Meute zurückkehren, zu seiner Zeitung, zu seinem Chefredakteur, wohin auch immer er wollte, und er würde keine Porträts über die Beamten der Sonderkommission mehr verfassen.
    Corsico protestierte: »Aber Sie können doch unmöglich annehmen, dass die Story über den Superintendent irgendetwas mit der Sache zu tun hat, die seiner Frau passiert ist. Herrgott noch mal, es stand nichts darin, um diesen Kerl auf ihre Spur zu bringen. Unmöglich. Dafür habe ich gesorgt. Sie wissen genau, dass ich dafür gesorgt habe. Diese

Weitere Kostenlose Bücher