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13 - Wo kein Zeuge ist

13 - Wo kein Zeuge ist

Titel: 13 - Wo kein Zeuge ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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aufgestellt hatte, um die Angehörigen von den Familien anderer Patienten zu separieren, wegen ihrer großen Zahl, der Sensibilität der Situation und aufgrund dessen, wer sie waren. Nicht im Sinne von Klasse, sondern von Beruf: die Familie eines Polizisten, dessen Frau angeschossen worden war. Die Ironie war Lynley wohl bewusst: Man gewährte ihm diese Abgeschiedenheit wegen seines Berufs, nicht als Geburtsrecht. Es kam ihm vor, als sei dies der einzige Moment seines Lebens, der wirklich durch seinen gewählten Beruf definiert wurde. Ansonsten war er immer nur der Earl gewesen, dieser seltsame Kauz, der ein Leben auf dem Lande und unter seinesgleichen mied, um einer äußerst gewöhnlichen Arbeit nachzugehen. Sagen Sie uns, warum, Superintendent Lynley. Das hätte er nicht vermocht, ganz besonders jetzt nicht.
    Daphne, die zuletzt angekommen war, trat zu ihm. Gianfranco wäre auch gern gekommen, sagte sie ihm, aber das hätte bedeutet, die Kinder allein in der Obhut von ...
    »Daph, schon gut«, unterbrach er. »Helen hätte nicht gewollt ... Danke, dass du gekommen bist.«
    Ihre Augen, die dunkel waren wie Helens - in diesem Moment stellte er fest, wie ähnlich seine Frau ihrer ältesten Schwester sah -, begannen zu glänzen, aber sie weinte nicht. »Sie haben mir gesagt ...«, begann sie.
    »Ja«, antwortete er.
    »Was wirst du ...?«
    Er schüttelte den Kopf. Sie legte die Hand auf seinen Arm. »Du Ärmster«, sagte sie.
    Er ging zu seiner Mutter. Seine Schwester Judith rückte beiseite, um ihm Platz auf der Bank zu machen. »Ihr könnt zu meinem Haus fahren, wenn ihr möchtet. Es ist nicht nötig, dass du hier Stunde um Stunde ausharrst, Mutter. Das Gästezimmer ist frei. Denton ist in New York, also ist niemand da, der etwas kochen könnte, aber du kannst ... In der Küche ... Ich bin sicher, gibt es irgendetwas. Wir haben uns selbst versorgt, also sind im Kühlschrank Schachteln ...«
    »Ich brauche nichts«, murmelte Lady Asherton. »Mach dir um uns keine Gedanken, Tommy. Wir waren in der Cafeteria. Und Peter hat für alle Kaffee geholt.«
    Lynley schaute zu seinem jüngeren Bruder. Er stellte fest, dass Peter ihm immer noch nicht länger als eine Sekunde in die Augen schauen konnte. Er verstand das. Auge in Auge. Sehen und erkennen. Er konnte den Blickkontakt selbst kaum ertragen.
    »Wann kommt Iris an?«, fragte Lynley. »Weiß das irgendjemand?«
    Seine Mutter schüttelte den Kopf. »Sie wohnt mitten im Nirgendwo dort drüben. Ich weiß gar nicht, wie viele Flüge sie nehmen muss oder ob sie überhaupt schon aufgebrochen ist. Alles, was sie Penelope gesagt hat, war, sie mache sich auf den Weg und sei so schnell wie möglich hier. Aber wie kommt man von Montana hierher? Ich weiß nicht einmal genau, wo Montana liegt.«
    »Norden«, sagte Lynley.
    »Sie wird ewig brauchen.«
    »Na ja. Es ist im Grunde gleichgültig, nicht wahr?«
    Seine Mutter nahm seine Hand. Ihre Hand war warm, aber ganz trocken, was ihm eine seltsame Kombination zu sein schien. Und sie war weich, was ihm ebenfalls merkwürdig vorkam, denn seine Mutter arbeitete gern im Garten und spielte zu jeder Jahreszeit und an jedem Tag, wenn das Wetter in Cornwall es zuließ, Tennis, wie konnten ihre Hände weich sein? Und lieber Gott im Himmel, was spielte das für eine Rolle?
    St. James kam zu ihm herüber, während Deborah sie von der anderen Seite des Raums beobachtete. Lynleys alter Freund sagte: »Die Polizei war hier, Tommy.« Sein Blick glitt zu Lynleys Mutter, und St. James fragte: »Willst du vielleicht ...?«
    Lynley stand auf. Er ging voraus aus dem Zimmer und auf den Flur hinaus. Das Schlimmste auf schlimmstem Weg kam ihm von irgendwoher in den Sinn. Ein Lied?, fragte er sich. Nein, wohl kaum.
    »Was haben sie gesagt?«, fragte er.
    »Sie haben herausgefunden, wohin er gelaufen ist, nachdem er auf sie geschossen hat. Nicht woher er kam, obwohl sie daran arbeiten, aber wohin er gegangen ist. Wohin sie gegangen sind, Tommy.«
    »Sie?«
    »Es hat den Anschein, als wären es möglicherweise zwei gewesen. Männer, glauben sie. Eine ältere Dame hat ihren Hund an der Nordseite von West Eaton Place spazieren geführt. Sie war gerade um die Ecke von der Chesham Street gebogen. Weißt du, welche Stelle ich meine?«
    »Was hat sie gesehen?«
    »Aus einiger Entfernung. Zwei Personen kamen um die Ecke von Eaton Terrace gerannt. Sie haben sie offenbar gesehen und sind in die West Eaton Place Mews eingebogen. Ein Range Rover parkte dort an einer

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