130 - Das Mädchen mit den Monsteraugen
gefangen. Das Fremde, Unsichtbare, Uralte - von dem niemand zur Stunde etwas ahnte oder gar wußte - war der Antrieb für den Körper, mit dem dieses Unbekannte jedoch einen Fehler begangen hatte. Zu spät hatte er es erkannt, und nun wollte es seinen Fehler wieder gutmachen. Mit einem neuen Körper. Aber in den durfte er nicht so heftig eindringen, so daß Herz, Atmung und Hirnfunktionen sofort ausfielen. Ein solcher Körper war unbrauchbar für das, was »es« noch vorhatte ...
Das Unbekannte in Piet deJongs totem Körper handelte klar und überlegt. Nur äußerlich wurde deJong wie ein Zombie benutzt. In ihm aber existierte ein unglaublicher Wille, der in ferner Zeit schon Menschen vernichtet hatte.
Und diese Kraft, übertragen durch die monsterhaften Augen, hatte noch andere Absichten.
Der andere Mensch, das Weibliche da vor ihm, kam genau richtig.
Lautlos schlich die belebte Leiche, nackt und wächsern, auf die ahnungslose Vanessa Merlin zu.
Die PSA-Agentin war sensibel, hatte plötzlich das Gefühl einer Gefahr, ohne es sich erklären zu können, blickte auf und sah auf die Bahre mit der zugedeckten Ermordeten. Nein, dort war alles weiterhin unverändert.
Aus den Augenwinkeln aber registrierte Vanessa Merlin eine Bewegung, und dann riß sie blitzschnell den Kopf herum.
Der Tote stand vor ihr!
»Piet ?« stieß Vanessa hervor, und aus der kleinen Handtasche, die greifbar neben ihr auf dem Tisch lag, zog sie augenblicklich die Smith & Wesson Laser, die leicht und handlich zwischen ihren Fingern lag.
Vanessa Merlin sprang auf. Zwei Sekunden begegnete sie dem Blick aus den unheimlichen Monsteraugen ... und war im gleichen Moment gefangen.
Sie konnte ihren Blick nicht mehr davon lösen.
Obwohl sie - wie alle Agentinnen und Agenten der PSA - in besonderem Härtetraining gegen hypnotische Beeinflussungen gewappnet war, wurde hier die Barriere überschritten.
Sie konnte dem Blick nicht mehr ausweichen.
Das Raubtierauge glühte, das andere, doppelt so große Sehorgan, bewegte sich unabhängig davon.
Das giftige Grün verstärkte sich, pulsierte, der rote Ring geriet in immer schnellere Umdrehungen und wirkte wie eine rasend schnell rotierende Spirale, die mehr und mehr Ringe verursachte und sich in ihr Hirn zu schieben schienen.
Vanessa Merlin stand dem Toten gegenüber und registrierte noch, daß ihr Willen und ihr Denken mit unglaublicher Gewalt zurückgedrängt wurden.
Todesgefahr! Ich muß mich zur ... Wehr setzen ... Unglaublich fern und leise war das Alarmsignal und wurde von der Kraft, die in sie strömte, daran gehindert, ganz an die Oberfläche ihres Bewußtseins zu steigen.
Aber etwas kam noch durch und ließ sie handeln.
Mechanisch zog die Agentin den Stecher durch. Aus der entsicherten Smith & Wesson Laser, die in Form eines handlichen Damenrevolvers gearbeitet war, stach der nadelfeine, grelle Lichtstrahl.
Lautlos bohrte er sich in die Brust des Gegenüberstehenden. Vanessa Merlin hatte keine Kontrolle mehr darüber, wohin sie zielte und wie sie die Waffe hielt. Sie handelte automatisch.
Das hochkonzentrierte Licht verschwand in der nackten Haut der todbringenden Gestalt. Die Oberfläche schmorte zusammen und fing sofort Feuer.
Vanessa hatte auf höchste Wirkungsstufe eingestellt.
Das Laserlicht schlug im wahrsten Sinne des Wortes ein wie der Blitz.
Flammenzungen leckten aus der Brust des Toten und griffen rasch um sich.
Die Augen, hämmerte es im ersterbenden, wie unter einer Decke zu ersticken drohenden Bewußtsein der jungen Australierin, es sind die Augen! Sie sind wie unheimliche, selbständige Lebewesen, die einen eigenen, menschenvernichtenden Willen haben ... du mußt die Augen treffen!
Sie drückte auch noch mal ab, aber das wurde ihr schon nicht mehr bewußt, denn in diesem Moment - waren die Augen schon in ihr...
*
Sie ging zu Boden.
Klappernd entfiel ihrer Hand die Smith & Wesson Laser.
Vanessa Merlin alias X-GIRL-P krümmte sich wie ein Wurm und löste ihre Hände vom Magen, weil der brennende Schmerz wie Feuer durch ihre Adern raste, hoch bis in den Kopf, daß sie meinte, im nächsten Moment würde ihr Gehirn explodieren.
Ein Stöhnen entrann den Lippen des neuen Opfers der Monsteraugen.
Vanessa schien noch immer zu kämpfen, rollte sich über den Boden und blieb unmittelbar vor den Rollen der Bahre abrupt und ruckartig liegen.
Ihr Körper streckte sich. Das Gesicht fest auf den kühlen Boden gepreßt, lag sie stumm und reglos.
Das hochkonzentrierte
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