130 - Das Mädchen mit den Monsteraugen
Laserlicht zeigte seine verheerende Wirkung. Die Leiche war inzwischen in Flammen gehüllt und brannte wie eine Fackel. Glühende Ascheteilchen schwebten durch die Leichenhalle wie Glühwürmchen, sanken herab und erloschen.
Zu grauer Asche wurde die Leiche. Die starke Hitze zerstörte sogar die Knochen.
Mehlfeine Asche breitete sich auf dem Boden aus. Die ausstrahlende Hitze erfaßte auch das Laken, mit dem die Leiche Bette Mails bedeckt war, und setzte es in Brand. Das meiste verbrannte, nur ein verkohlter Rest blieb über dem wächsernen, fahlen Gesicht und dem Rumpf liegen.
Noch ehe Piet deJongs Leiche völlig zu Asche wurde, kam wieder Leben in Vanessa Merlins Körper. Sie rollte langsam herum und wandte den Kopf.
Sie war nicht mehr dieselbe wie früher!
In ihrem Kopf - saßen Monsteraugen ...
*
Sie kümmerte sich weder um ihre Waffe, die mitten in der Leichenhalle lag, noch um ihre Handtasche*oder die Polaroid, mit der sie die Sofortbilder geknipst hatte.
Sie interessierte sich auch nicht mehr für die Leiche von Bette Mail.
Vanessa Merlin verließ die Halle. Die Agentin bewegte sich wie immer, leichtfüßig und flink, anders als vor wenigen Minuten noch Piet deJong.
Die fremde, urwelthafte Kraft hatte dazugelernt und konnte besser mit den Organismen umgehen, deren sie sich bediente.
Trotz dieser leichten, natürlichen Art sich zu bewegen, war Vanessa Merlin unter der Wucht des fremden Willens nichts anderes als ein Roboter. Einer, der gezielt gelenkt und eingesetzt wurde, und der einen festumrissenen Auftrag hatte. Die fremde Kraft, die mit den Augen gekommen war, hatte lange genug gewartet. Nun war die Zeit da.
Wenige Schritte entfernt stand ein zweistöckiges Haus. Darin wohnte der Verwalter. Die Fenster im Parterre waren dunkel. Unten lagen die Büroräume. Hinter den Fenstern in der ersten Etage brannte Licht.
Vanessa betätigte die Klingel. Im Lautsprecher der Haussprechanlage knackte er.
»Ja ?« fragte eine männliche Stimme. Es war die des Friedhofsverwalters.
»Miß Merlin ist hier. Ich muß Sie unbedingt sprechen und telefonieren .«
Die Marionette agierte perfekt. Nun hatte sie auch das Sprechen beibehalten. Ruhig, natürlich, richtig betont. Das kontrollierende Fremde verhielt sich da, wo es noch notwendig war, »menschlich« ... Und - es wußte, warum ...
Der Türsummer ging.
Vanessa Merlin lief über die Treppe nach oben, wo der Friedhofsverwalter schon die Tür seiner Wohnung öffnete. Er lebte allein hier. Der Mann wartete auf der Schwelle seiner Wohnung auf Vanessa Merlins Ankunft.
Noch drei Stufen von der Tür entfernt, begegneten sich die Blicke der Veränderten und des Ahnungslosen. Da war es für ein Zurückweichen in die Wohnung auch schon zu Spät.
Der Blick der unheimlichen Augen ergriff ihn voll und veränderte seinen Geist, seine Seele und seinen Körper. Bei ihm vollzog sich das gleiche bekannte Drama. Doch im Gegensatz zu Piet deJong und Chief-Inspector Holler, die direkt von dem »Mädchen mit den Monsteraugen« angeschaut worden waren, blieben sie nicht ausgelöscht.
Der Verwalter erhob sich nach einigen Minuten wieder, stand im Bann der grauenhaften Augen und wußte, was zu tun war.
Zwischen Vanessa und ihm war eine Verständigung nicht notwendig. Sie funktionierte wortlos, da beide aus demselben »Stoff« bestanden.
Gemeinsam verließen die Menschen mit den schauderhaft aussehenden Monsteraugen das Haus. Der Friedhofsverwalter löschte weder das Licht, noch schloß er Haus- oder Wohnungstür hinter sich ab.
Was er mitnahm, waren die Wagenschlüssel. Diesen Befehl verursachte der fremde Wille, und der Mann hielt sich ohne zu zögern daran.
In dem sandfarbenen Ford-Kombi des Verwalters fuhren sie durch die Stadt. Vanessa steuerte das Fahrzeug. Sie wußte auch genau, wohin sie sich zu begeben hatte.
Zum Haus Piet deJongs ...
Die Fahrt dauerte keine zehn Minuten. Dann stoppte Vanessa Merlin den Ford-Kombi und verließ ihren Platz am Lenkrad.
Der Friedhofsverwalter blieb abwartend und wie »ausgeschaltet« auf dem Beifahrersitz hocken und sah der ins Haus Gehenden nicht mal nach.
Vanessa Merlin brauchte nur die Zimmer zu betreten, in denen Licht brannte. In dem riesigen Wohn-Arbeitsraum mit dem großartigen Blick durch die Panoramascheiben in den parkähnlichen Garten stieß sie auf Larry Brent.
X-RAY-3 lag noch am Boden, bewegte sich jedoch, und das Fremde in Vanessa Merlin begriff, daß es gerade noch richtig gekommen war.
X-GIRL-P ging neben
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