130 - Höllenfahrt
ungeheuer starken Willen.
Gu'hal'oori hatte Sorge, ihre Kräfte schneller zu verlieren, wenn sie jetzt noch eine dritte Person übernahm.
Aber das war vielleicht auch gar nicht mehr nötig.
Gu'hal'oori hatte sehr wohl mitbekommen, dass die Barbarin sich weigerte, noch einmal den Inneren Bereich zu betreten.
Und dass der Stirnreif deshalb in einen Raum außerhalb der Schleusen verbracht werden sollte.
Einen Bereich, zu dem auch der Lupa Wulf Zutritt erlangen konnte!
Als sie ihre Aufmerksamkeit wieder den Menschen widmete, sagte Rulfan gerade: »Ich muss mich um einige Berichte kümmern. Treffen wir uns in einer Stunde wieder und überlegen, wie wir weiter vorgehen.«
»In Ordnung«, stimmten die beiden Frauen zu.
Rulfan und Eve machten kehrt und gingen zu ihren Quartieren. Aruula dagegen blieb stehen und betrachtete Wulf.
Die Daa'murin wollte wissen, woran sie war. Anstatt hinter Rulfan her zu trotten, blieb sie sitzen und starrte zurück. Dabei schirmte sie ihre Gedanken so gut wie möglich ab.
Die Barbarin versuchte zu lauschen, aber sie drang nicht durch.
Schließlich gab sie auf, legte die Hand an den Schwertgriff und knurrte: »Hör zu, ich bin ziemlich gereizt und nahe daran, hier alles kurz und klein zu hauen. Stell dich mir in den Weg und dein Fell ziert die Wand meiner Kammer, verstanden?«
Wulf zögerte. Dann drehte er sich um und trottete davon.
***
Aachen
Die Task Force war überein gekommen, den Zeppelin aus Geheimhaltungsgründen verpackt nach Aarachne zu transportieren, um von dort aus zu starten. Der Flug würde bei günstigen Wetterbedingungen drei Tage dauern.
Ch'zzarak hatte alles vorbereitet. Die Käferlarven waren bereits verpuppt und schlummerten in großen Kesseln ihrem zweiten Leben entgegen. Das Startfenster der Avtar 1 würde sich nach diesem Zyklus richten müssen, damit sie bei der Ankunft am Kratersee schlüpfen konnten.
Hier in Aarachne war es bedeutend wärmer als in London.
Gelblicher Schwefeldampf waberte durch die Luft und geisterhafte Stille lag über dem Land.
Eine der trostlosesten Gegenden Eurees, fand Matt, umso mehr, weil er sich noch gut an eine andere Zeit erinnern konnte, als hier alles üppig grün war und blühte.
Katja Mirren bekam große Augen, als sie den riesigen Aarachnodom sah. Sie waren mit zwei EWATs an dem vergifteten See außerhalb der Stadt gelandet, weil sie hier ausreichend Platz für den Aufbau des Zeppelins hatten. Der Ausblick von hier aus auf die Stadt der Insekten war beeindruckend.
Ch'zzarak hatte den ehemaligen Aachener Dom seit seinem letzten Besuch erheblich erweitert. Düstere spitze Türme ragten bizarr in die Höhe, verbunden durch mächtige Hängebrücken aus tauglitzerndem Gespinst. Ein Hybridgebilde, genau wie Ch'zzarak selbst.
»Ich muss zugeben, das ist… überwältigend«, stellte die Erfinderin fest. »Wir müssen uns mal über Ihre Baumaterialien unterhalten, Ch'zzarak.«
»Ich helfe gern, wo ich kann«, erwiderte die Königin, und Matt hatte den Eindruck, dass sie erfreut über das Interesse war.
Der Rest dieses Tages und der gesamte nächste vergingen in hektischer Betriebsamkeit. Der Zeppelin wurde zusammengesetzt, die Körbe verankert und mit dem
»Verladen« begonnen.
Einige der Helfer hatten große Probleme, mit der Arbeit fortzufahren, als ein wimmelnder Insektenschwarm aus Aachen wie eine finstere Wolke auf sie zukam. Einige flüchteten panisch in die Flugpanzer, obwohl Commander Drax sie mit lauter Stimme zu beruhigen suchte.
Die Wolke entpuppte sich als ein Schwarm fingerlanger geflügelter Käfer, die jeweils eine Larve in ihren Greifwerkzeugen trugen. Zielsicher steuerten sie die an der Gondel montierten Körbe an und ließen ihre Fracht hinein fallen.
Ch'zzarak stand neben der noch schlaffen Hülle des Zeppelins in aufrechter, entspannt wirkender Haltung und mit geschlossenen Augen. Der einzige Hinweis darauf, dass sie allein mit ihrem Geist diese schwarze Flut kontrollierte und lenkte.
Nur eine Nachlässigkeit, und die Insekten würden sich auf die Menschen stürzen und sie bis auf die Knochen abnagen…
Matt war sich des Risikos bewusst, aber er vertraute Ch'zzarak. »Nur die Ruhe!«, beruhigte er auch die anderen. »Es ist alles in Ordnung.«
»Elende Krabbelviecher«, brummte Peter Shaw ganz leise.
»Ich erinnere mich noch gut an das letzte Mal, als sie Dr. Solnberg beinahe verspeist hätten…«
Selbst der hartgesottenste Kerbtierfanatiker hätte angesichts dieser Masse vermutlich weiche
Weitere Kostenlose Bücher