1305 - Im Schloss der Zombie-Frauen
das Klatschen des Wassers hörte. Die Geräusche drangen aus den Nischen, und wenig später sah sie diese schattenhaften Bewegungen darin. Jemand stieg aus den Wannen hervor. Es geschah alles sehr langsam, doch in jeder Nische passierte das Gleiche.
Man ließ Maxine Zeit, sich zu konzentrieren, und sie erkannte jetzt, dass es fünf Nischen waren, in denen sich die Personen bewegten und das Wasser hinter sich ließen.
»Sie kommen«, erklärte Alexandra mit leiser Stimme. »Sie kommen zu uns, und du wirst schon sehr bald erleben, wie du später mal sein wirst. Das verspreche ich.«
Die Tierärztin gab keinen Kommentar ab. Es war besser, wenn sie nichts provozierte. Ihr Augenmerk richtete sich auf die Nischen, aus denen die fünf Frauengestalten kamen.
Sie waren aus den Steinwannen gestiegen. Ihre Körper glänzten, als wären sie mit Öl eingerieben worden. Jetzt sah Maxine auch, dass sie keinen Fetzen an Kleidung trugen. Sie waren vom Kopf bis zu den Füßen nackt. Niemand brauchte ihnen zu sagen, welchen Weg sie zu gehen hatten. Sie wussten es von allein. Alles wirkte wie einstudiert. Sie glichen Marionetten, die weitergingen, um endlich ein bestimmtes Ziel zu erreichen.
Das Ziel waren Maxine und die Voodoo-Gräfin.
Keine von ihnen bewegte sich. Sie lauerten darauf, dass die fünf Frauen sie endlich erreichten. Sie schlichen über den Boden hinweg.
Hinterließen nasse Spuren. Je näher sie kamen, desto deutlicher waren sie zu erkennen.
Die Tierärztin wusste ja, woher sie kamen. Dabei dachte sie nicht an die Wannen, sondern an das eigentliche Zuhause der bedauernswerten Geschöpfe.
Vor ihren Partnern oder Ehemännern waren sie geflohen, um in dieser neuen Hölle zu landen. Man konnte bei ihnen nicht von einem gleichen Alter sprechen. Zwischen ihnen lag eine Spanne von bestimmt zwanzig bis dreißig Jahren.
Nach wie vor blieb der Glanz der Flüssigkeit auf ihren Körpern bestehen. In schmalen Rinnsalen sickerte der Rest auch weiterhin nach unten, sodass immer Spuren auf dem Boden zurückblieben.
Wenn sie auftraten, war das leise Klatschen ihrer Schritte zu hören, und als sie die große ovale Wanne erreichten, teilten sie sich. Zwei liefen an der linken, drei an der rechten Seite des Beckens entlang.
Maxine zwang sich zur Ruhe, obgleich der Schauer auf ihrem Körper blieb. Sie verfolgte ein bestimmtes Ziel und konzentrierte sich auf die Augen der Frauen. In ihnen wollte sie etwas erkennen, denn sie dachte wieder an Helen Pride.
Hatte sie nicht auch so ausgesehen?
Ja, das musste der Fall gewesen sein. Auch ihr Blick war so starr gewesen. Nur fehlte bei diesen Frauen die lange Nadel. Keine davon steckte in den Stirnen. Trotzdem bewegten sie sich, als stünden sie unter Zwang. Ihnen war der freie Wille genommen worden.
Nicht ein Zucken sah Maxine in den Augen der Frauen, die immer näher an sie und die Gräfin heranglitten und schließlich stehen blieben, als Alexandra mit einer lockeren Bewegung die rechte Hand anhob.
»Na, Maxine, gefallen sie dir?«
»Was soll das?«
»Sie werden dir behilflich sein.«
»Ach ja? Und wobei?«
»Sie werden dir helfen, dich auszuziehen. Denn du wirst nackt in das Becken steigen…«
***
Die Tierärztin glaubte, ersticken zu müssen. Von einem Augenblick zum anderen blieb ihr die Luft weg. Plötzlich spürte sie einen Druck auf und im Kopf. Das Blut darin schien sich erhitzt zu haben.
Sie hatte Probleme damit, tief durchzuatmen. Etwas in ihrem Brustkasten verengte sich. Sie empfand es nicht mal als zu schlimm, nackt zu sein, das waren die anderen Frauen auch, in ihrem Fall allerdings kam noch die Situation hinzu, und das war ebenso schlimm.
Wenn sie ohne Kleidung hier stand, fühlte sie sich wirklich erledigt. Dann gab es kein Zurück mehr. Der Widerstand, der in ihr hochgeflackert war, erlosch sehr schnell, denn Maxine sah ein, dass sie keine Chance hatte.
Bei einem zweiten Fluchtversuch würde man viel rauer und härter mit ihr vorgehen und sie möglicherweise zusammenschlagen oder sie dabei schwer verletzen.
»Nun, Maxine?«
Die Tierärztin nickte.
»Du wirst sehen, es ist nicht schlimm, Maxine. Du wirst dich sogar wohl fühlen, das kann ich dir versprechen.«
»Ja, ich weiß.«
»Dann ist es gut…« Die Voodoo-Gräfin war zufrieden und wandte sich an ihre fünf Helferinnen. »Dann zieht sie aus!«
Darauf hatten die nackten Frauen nur gewartet. In den nächsten Sekunden fühlte sich Maxine von ihnen bedrängt, so nahe waren sie ihr bereits gekommen. Sie
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