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1306 - Hexenbalg

1306 - Hexenbalg

Titel: 1306 - Hexenbalg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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und auch seinen schwarzen Hut aus Filz, der eine breite und weiche Krempe besaß, die sich leicht biegen ließ. Er liebte diesen Hut, den er auch im Sommer trug. Es war so etwas wie ein Markenzeichen.
    In die Kirche würde er nicht gehen. Die hasste er. Davor hütete er sich. Ihr Betreten wäre für ihn so gewesen, als hätte der Teufel Weihwasser geschlürft.
    Noch einmal ging er nach oben.
    Dort stand die Wiege.
    Von ihm hergestellt. Beste Handarbeit, aber das Beste war für Edita gut genug. Er stieg die Holztreppe hoch und betrat einen kleinen Nebenraum, der ihm auch als kleines Lager diente, denn dort hatte er zurechtgeschnittenes Holz gelagert.
    Er musste auch hier ein Fenster öffnen, um Licht in den Raum fließen zu lassen. Es war sehr hell und breitete sich auch aus, aber es erreichte nicht die Wiege, in der Edita lag.
    Thamm grinste breit. Wie ein besorgter Vater beugte er sich über die Wiege, in der das kleine nackte Geschöpf lag.
    Es hatte sich nicht verändert. Noch immer waren die Beine ebenso angezogen wie die Arme. Die kleinen Hände bildeten Fäuste.
    Um das Gesicht mit seinem bösartigen Ausdruck zu mögen, brauchte ein Mensch schon jede Menge Teoleranz. Dies war ein Kind, das auch von der eigenen Mutter abgelehnt werden konnte.
    Nicht aber von Theo Thamm!
    Er schaute es sich genau an. Seine Augen leuchteten. Er war begeistert. Er merkte einiges von der Kraft, die in diesem kleinen Körper steckte, aber noch darauf wartete, freizukommen. Noch befand sie sich in einem Gefängnis, dessen Tor erst noch geöffnet werden musste.
    »Ja, so muss es sein«, flüsterte Thamm und streichelte den kleinen Körper. »Wir Zwei werden ein gutes Team bilden. Wir werden unschlagbar sein. Ich habe dir ein neues Zuhause gegeben, in dem du dich entfalten kannst. Jetzt bist du an der Reihe. Du wirst es richten müssen, damit wir alle zufrieden sind.«
    Er bekam keine Antwort, doch er glaubte schon, dass ihn das Kind verstanden hatte.
    »So, und jetzt werden wir uns auf den Weg machen. Die Beerdigung wird dir bestimmt gut gefallen, denn du wirst dort Menschen sehen, die schon bald auf deiner Liste stehen können. Alle, die uns etwas wollen, werden schon bald unter der Erde liegen, denn ich werde es sein, der dich deiner wahren Bestimmung zurückgibt. Ich weiß, wer der Vater gewesen ist. Denk daran, dass auch ich ihn mag. Wenn das andere nichts mehr bringt, dann muss eben die Gegenseite ran.«
    Obwohl er keine Antwort erhielt, hatte er gern mit dem Kind gesprochen. Es lag in der Wiege und sah zugleich so zerbrechlich aus, doch das war es auf keinen Fall. Nicht zerbrechlich, es hatte all die langen Jahre überlebt, ohne auch nur etwas zu trinken oder zu essen zu bekommen. Es lief so, wie er es wollte, und in diesem Balg sah der Schnitzer so etwas wie einen Schutzengel.
    Er fasste »sein« Kind behutsam an. Es war so leicht und zugleich auf eine bestimmte Art und Weise schwer, die er sich schlecht erklären konnte. Sein Körper schien mit einem besonderen Material gefüllt zu sein, und er dachte dabei an schweres Blut.
    Thamm hielt das Kind dicht vor sein Gesicht. Er schaute in die Augen hinein, die ihn am meisten interessierten. Er ließ sich Zeit bei diesem Blick und wollte eintauchen in jenen, dieser anderen, fremden und kleinen Gestalt.
    Da war etwas…
    Er merkte es. Noch lag es tief in den Schächten der kleinen Pupillen verborgen. Er konnte es nicht herausfinden, es gab ihm einfach noch zu große Rätsel auf, aber Thamm war sicher, dass die Zeit alles auf die Reihe bringen würde.
    Was wollten ihm die Augen sagen?
    Er bekam es nicht heraus, obwohl er sicher war, dort eine Botschaft zu sehen. Vielleicht machte sich der Vater bemerkbar. Er, der in der Hölle lebte, hatte seine Tochter nicht im Stich gelassen und ihr schon so etwas wie die ewige Existenz gegeben.
    Aber auch das ewige Leben…?
    Darauf konnte der Schnitzer keine Antwort geben. Er rechnete allerdings damit, dass er es bekommen würde. Nichts ging daran vorbei. Von der Tochter zu ihm.
    Noch immer schaute er auf die Augen. Die andere Welt um sich herum hatte Theo vergessen. Er tauchte ein in das Fremde, das ihm nicht lange fremd bleiben würde, das stand für ihn fest.
    Etwas irritierte ihn…
    Bewegten sich die Augen?
    Das Blut schoss in seinen Kopf hinein und rötete das Gesicht. Er spürte den Druck hinter den Augen, deren Lider schwer geworden waren. Er zitterte innerlich, und sein Herzschlag hatte sich schon beschleunigt. Theo Thamm wusste, dass

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