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1306 - Hexenbalg

1306 - Hexenbalg

Titel: 1306 - Hexenbalg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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einverstanden?«
    Er rechnete damit, dass ihm Edita positiv antworten würde, aber sie nickte nicht mal. Alles an ihr blieb unbewegt, und Theo nahm diese Nichtregung als Einverständnis hin.
    Von selbst würde das Baby nicht in seine Manteltasche hüpfen, deshalb musste er zu einem anderen Mittel greifen, das für ihn völlig normal war.
    Er streckte ihr beide Hände entgegen, um sie anzufassen und an sich heranzuziehen. Es kam zu einer ersten Berührung. Was dann jedoch passierte, davor hatte ihn niemand gewarnt.
    Als wäre eine Mechanik in diesem Kind in Gang gesetzt worden, fing es plötzlich an, sich zu bewegen. Aus seiner sitzenden Bewegung heraus hüpfte das Kind in die Höhe.
    Dann ging alles rasend schnell!
    Es stieß sich ab. Es warf sich auf den Schnitzer zu, der seine Position nicht verändert hatte. Noch immer befand sich sein Kopf in der Höhe der des Kindes.
    Dann hing ihm Edita am Hals!
    Er war so überrascht, dass er im ersten Moment keinen Schmerz verspürte, obwohl die kleinen Finger wie böse Krallen in die dünne Haut des Halses eingedrungen waren. Sie hatten dort regelrechte Löcher gerissen, aus denen das Blut quoll. Die kleinen Finger hielten sich an der Haut des Halses fest wie an einer Reckstange.
    Das Kind ließ sich einfach nicht abschütteln. Theo schaffte es nicht, auf die Füße zu kommen. Seine Lage war nicht eben die beste gewesen. Der Anprall hatte ihn nach hinten getrieben. Er hatte sich nicht mehr halten können und lag jetzt rücklings auf dem Boden.
    Edita hing noch immer an seiner Kehle fest. Aber sie hatte sich auch daran leicht in die Höhe gezogen.
    So schaute er in ihre Augen.
    Die sah er nicht, denn ihn interessierte nur der kleine Mund, der jetzt zum Maul geworden war, weil Edita ihn sperrangelweit aufgerissen hatte.
    In ihrem Rachen zischte es. Ein übler Gestank wehte gegen seine Nase. Und noch etwas stellte er fest. Er sah die grässlichen Zähne aus beiden Kiefern hervorwachsen. Sie waren recht kurz, aber sie waren auch spitz und sahen aus wie Dreiecke, die man von den Enden irgendwelcher Torgitter kannte.
    Damit konnte sie alles zerbeißen. Haut und auch Fleisch…
    Erst erfassten ihn die Schmerzen. Er glaubte, sein gesamter Hals würde in Flammen stehen. Er spürte auch das klebrige Blut, das aus den kleinen Wunden sickerte. Er wollte etwas sagen oder tun, doch er schaffte es nicht mehr.
    Etwas anderes war stärker.
    Wellen, schwarz wie die Nacht, rollten auf ihn zu und rissen ihn hinein in die Bewusstlosigkeit…
    ***
    Wir waren da. In Fischen, meine ich. Es war leicht gewesen, den Ort zu finden, und mit unserer Ankunft kehrte auch die Erinnerung bei mir zurück, denn vor einigen Jahren war ich schon mal in der Gegend gewesen. Da hatte es mich nach Oberstdorf getrieben. Zusammen mit Harry Stahl und Dagmar Hansen, die in diesem Fall nicht dabei waren. Was nicht war, konnte noch kommen. Zunächst mal wollten wir unsere Fühler ausstrecken und etwas über die geheimnisvolle Edita erfahren.
    Wir waren bis München geflogen und hatten uns dort einen Leihwagen besorgt. Der flotte Golf brachte uns in eine Gegend, die sich als winterliche Postkartenlandschaft präsentierte. Die Berge, der Schnee, der blaue Himmel darüber, der auch im Glanz einer fahlen Sonne strahlte – das alles war so fantastisch, dass Jane Collins ab und zu den Kopf schüttelte und davon sprach, dass sie es einfach nicht glauben konnte.
    »Hier sollte man Urlaub machen, John.«
    »Nichts dagegen. Wir können ja noch einige Tage dranhängen, falls wir ein Zimmer finden.«
    »Ein Zimmer?«
    »Was sonst?«
    »Zwei einzelne, mein Lieber.«
    »Die sind zu teuer.«
    Jane lachte nur. Ich schwieg, denn ich musste mich auf den Verkehr konzentrieren, der auf dieser Bundesstraße doch ziemlich dicht war. Sie führte bis nach Oberstdorf und damit zu einem Ort, der praktisch Dreh- und Angelpunkt für die Fahrt in das Kleine Walsertal war, einem ebenfalls perfekten und viel frequentierten Urlaubsgebiet, das uns zunächst mal verborgen blieb.
    Harry Stahl, mein deutscher Freund, der für die Regierung arbeitete und sich ebenfalls an rätselhafte Fälle hängte wie ich, befand sich zwar nicht bei uns, aber ich hatte mit ihm telefoniert und ihm den Fall kurz dargelegt.
    Von einer Edita wusste Harry nichts, aber er war uns trotzdem behilflich gewesen, denn er hatte uns ein Treffen mit einem Polizeibeamten aus Oberstdorf vermittelt, mit dem wir uns allerdings in Fischen verabredet hatten, und zwar in einem Hotel, das

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