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1306 - Hexenbalg

1306 - Hexenbalg

Titel: 1306 - Hexenbalg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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etwas geschehen war, was er sich erhofft hatte. Das Leben war zurück in dieses Baby gekehrt.
    Vorerst nur in die Augen, aber das konnte sich schnell ändern.
    Er lächelte. Zweifelnd und glücklich zugleich. Jedenfalls hatte ihm die Bewegung der Augen bewiesen, dass er sich auf dem richtigen Weg befand, den er nicht mehr verlassen würde.
    Er sprach den Balg an, auch wenn er nicht sicher war, ob ihn der verstand. »Bitte, meine kleine Freundin, wenn du wirklich lebst, dann gib dich zu erkennen. Wenn du mich verstehst, bewege deine Augen. Tu mir den Gefallen.«
    Edita tat nichts.
    Theo Thamm war nicht enttäuscht. Als Schnitzer hatte er gelernt, Geduld zu haben. Die brauchte er bei seiner Arbeit, die durch nichts gestört werden durfte. Auch hier war es wichtig, Geduld zu haben. Er hielt Edita etwas von sich weg, aber er konzentrierte sich stark auf deren Augen.
    Gaben sie ihm das Zeichen?
    Ja, sie ließen ihn nicht im Stich. Sie bewegten sich. Sie klappten leicht nach unten. Also hatte sie ihn verstanden, und Theo hätte fast einen Jubelschrei ausgestoßen. Er begann vor Aufregung zu zittern.
    Ein Anfang war gemacht worden. Jetzt ging es weiter, und seine kleine Freundin würde immer mehr erstarken, das wusste er. Je länger sie wieder lebte, je mehr sie mit den Menschen in Kontakt war, desto stärker würde sie werden und von dem profitieren, was ihr der Vater mit auf den Weg gegeben hatte.
    Ein Kind des Teufels!
    Der Satan hatte eine Tochter!
    Wahnsinn!
    Der Schnitzer konnte es kaum fassen, als er die Treppe hinabging. Seine Erregung hatte sich noch nicht gelegt. Er musste darauf achten, dass er auf der engen Treppe keine Stufe verfehlte. Nach der letzten trat er auf den schmalen Läufer, dessen grüne Streifen aussahen wie schmale Rinnsale. Er nahm den Weg in den Raum, der hinter seiner Werkstatt lag. Zumeist war er durch einen Vorhang abgetrennt. An diesem Morgen nicht. Da hatte er ihn aufgezogen.
    Dort hatte er seinen Mantel hingehängt und auch den Hut. Bis zum Beginn der Beerdigung war noch etwas Zeit. Er wollte trotzdem mit Edita nach draußen gehen, weil ihm die Wohnung einfach zu eng vorkam. Ein kleiner Spaziergang in der freien Natur. Edita versteckt unter dem Mantel wie ein Machtfaktor. Niemand würde erkennen können, was er unter dem Stoff verbarg. Und wer es wusste, der hätte es kaum geglaubt.
    Er musste seinen Mantel überstreifen. Um freie Hand zu haben, legte er Edita auf den Tisch. Natürlich sehr vorsichtig. Es sollte ihr ja nichts passieren.
    Auf dem Rücken blieb sie liegen. In der üblichen Haltung mit angezogenen Beinen und Armen.
    »Bleib so«, flüsterte er der Puppe zu, als wäre sie ein normales Lebewesen. »Gleich wird sich einiges ändern. Dann kommst du hier raus. Niemand braucht dich zu verstecken.«
    Er wandte sich ab und holte seinen Mantel vom Garderobenständer. Mit den üblich sicheren Bewegungen streifte er ihn über und knöpfte ihn auch nicht zu. Er schaute noch mal in die Innentaschen des umhangähnlichen Kleidungsstücks hinein und war mit ihrer Tiefe sehr zufrieden. Edita würde dort ihren Platz finden.
    Zuletzt holte er sich den Hut. Es war der eine Schritt zum Garderobenständer hin, den er zurücklegen musste. Den Arm hielt er schon ausgestreckt, als er rein zufällig einen Blick nach links warf und die Figur auf dem Tisch sah.
    Seine Gedanken stockten. Plötzlich fehlte ihm die Luft zum Atmen. Es war ungeheuerlich, aber er hatte sich nicht vertan. Es gab das Bild. Das Kind lag nicht mehr auf dem Rücken, sondern auf dem Bauch. Es hatte sich gedreht, und das ohne fremde Hilfe…
    ***
    Theo Thamm fehlten die Worte. In seinem Innern tobten sich die Gefühle aus, die so unterschiedlich waren. Er wusste nicht, ob er sich freuen sollte. Das Erstaunen und der Schock waren einfach zu groß.
    Wenn Edita es geschafft hatte, sich aus eigener Kraft zu drehen, dann lebte sie auch und ließ sich sogar mit einem normalen Baby vergleichen, auch wenn ihr Aussehen ein anderes war.
    Erst der Schock, dann der Schwindel. Theo konnte die Überraschung nicht in den Griff bekommen. Es war einfach nicht zu fassen. Er hatte auf dieses Erlebnis gehofft und gewartet und nun war es schneller passiert, als er es sich hatte vorstellen können.
    Aber es hatte sich bereits angekündigt. Oben hatte er die Bewegungen der Augen gesehen, da musste Edita schon einen Push bekommen haben. Und nun war alles anders.
    Thamm wagte nicht, das Kind zu berühren. Er trat nur so nahe wie möglich an den Tisch heran

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