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1306 - Hexenbalg

1306 - Hexenbalg

Titel: 1306 - Hexenbalg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Holzschnitzer war karg genug. Die Geschäfte liefen schlecht. Die Touristen waren nicht bereit, Geld für seine Kunst auszugeben. Viele kamen in seinen kleinen Laden, schauten sich um, betraten auch seine Werkstatt, sahen ihm bei der Arbeit zu und verschwanden wieder, ohne etwas zu kaufen.
    Das sollte sich ändern. Wenn möglich mit der Kraft des Teufels, denn da hatte Theo Thamm keine Berührungsängste. Er kam auch nicht auf den Gedanken, dass man ihn verdächtigen würde. Den Bauern hatte er mit einem Hirschfänger umgebracht. Das wies auf einen Jäger hin, aber nicht auf einen Holzschnitzer.
    Sie würden ihm nicht auf die Spur kommen. Er war auch nie zuvor aufgefallen. Er lebte hier ruhig und bescheiden, zudem völlig allein, aber was hinter seiner Stirn brodelte, das sah niemand.
    Theo Thamm seufzte auf. Er drückte sich aus seinem Korbsessel in die Höhe und reckte sich. Geschlafen hatte er unter dem Dach, wo er sich eine kleine Wohnung eingerichtet hatte. Meistens hielt er sich unten auf und schnitzte.
    Es war wieder Tag geworden. Sonnenschein. Der helle Schnee warf das Licht zurück. Thamm ging durch den schmalen Flur bis zur Haustür und öffnete sie.
    Rasch schloss er die Augen, weil ihn der grelle Sonnenschein blendete. Die weiße Schneefläche schien in die Unendlichkeit zu reichen. Er sah sie flach auf dem Boden liegen und auch weiter entfernt an den Hängen bis hin zu den Berggraten und Gipfeln, bei denen das Nebelhorn deutlich hervortrat.
    Thamm zog sich wieder zurück. Es war der perfekte Wintertag für die Touristen. Schnee, Sonnenschein, Temperaturen um den Gefrierpunkt. Da ging man auf die Piste oder die Loipe.
    Das hatte Theo Thamm nicht vor. Für ihn war heute ein besonderer Tag. Er wollte eine Beerdigung besuchen. Aber nicht irgendeine, sondern die Beerdigung des Mannes, den er erstochen hatte.
    Bei dem Gedanken daran kicherte er. Thamm steckte voller innerer Freude. Er hätte jubeln können. Niemand würde in ihm den Killer erkennen, und er würde noch eine besondere Überraschung bereithalten. Er wollte die Beerdigung nicht allein besuchen, sondern seine kleine neue Freundin mitnehmen.
    Thamm betrat seine Werkstatt, öffnete die beiden Fenster an der Vorderseite und drückte von innen her die Blendläden zur Seite. Er ließ Licht in den Raum, in dem es nach Holz roch, wo der Boden mit Spänen bedeckt war, wo seine Maschinen standen und auch die Hobel auf den Regalen lagen. Er hatte den Raum durch eine Holzbarriere geteilt. Davor hielten sich die Besucher auf, um ihm bei der Handarbeit zuzuschauen, während sie auch die zum Kauf ausgestellten Kunstwerke betrachten konnten, denn Thamm bezeichnete sich als Künstler und nicht als Handwerker.
    Es gab einfach zu viele Schnitzer. Jeder wollte ein Stück vom Kuchen abbekommen. Das war nicht möglich, weil der Kuchen immer gleich blieb. Also musste man die Nascher reduzieren, um wieder besser ins Geschäft zu kommen.
    So sah sein Ziel aus. Und dabei sollte ihm der kleine Balg helfen.
    Der Hexenbalg.
    Er hatte die Mutter nie gekannt, das wäre auch nicht möglich gewesen, doch sie war damals als Hexe verschrien. Sie hieß Antonia.
    Warum der Großbauer sie als Magd behalten hatte, konnte sich Thamm auch nicht erklären.
    Seine Morgenwäsche hatte er bereits hinter sich. Jetzt musste er sich nur noch für die Beerdigung umziehen. Wenn jemand aus dem Ort starb und zu Grabe getragen wurde, achteten die Menschen noch auf die entsprechende Kleidung. Man trug Schwarz und nichts anderes. Wer sich daran nicht hielt, der wurde ausgeschlossen.
    Thamm gehörte zu den Menschen, die im Ort lebten und bekannt waren. Deshalb hielt er sich an die Konventionen, denn er wollte so wenig wie möglich auffallen.
    Also holte er den schwarzen Anzug aus dem Schrank. Ein schon betagtes Kleidungsstück, dessen Farbe schon verblichen und in einen Grauton übergegangen war. Es war nicht tragisch. Er würde einen Mantel darüber streifen.
    Natürlich hatte der Mord Staub aufgewirbelt. Die Mitglieder der Mordkommission hatten ihr Bestes getan, aber letztendlich nichts herausgefunden. Es gab einfach kein Motiv für die grausame Tat.
    Die Schwaigers waren bekannt. Verhöre hatten sich endlos hingezogen. Spuren waren gesichtet worden, Fußabdrücke genommen und sollten später noch verglichen werden, was auch nichts bringen würde, denn ein schlauer Täter hätte die Schuhe längst entsorgt.
    Was Theo Thamm im übrigen auch getan hatte. Den Mantel holte er ebenfalls aus dem Schrank

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