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1307 - Die toten Frauen von Berlin

1307 - Die toten Frauen von Berlin

Titel: 1307 - Die toten Frauen von Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Tisch. Er hatte den Scotch gut eingeschenkt. Eve bedankte sich mit einem Nicken und einem zaghaften Lächeln. Sie trank den Whisky. Zuerst nur vorsichtig und probierend. Dann nahm sie einen kräftigen Schluck, schloss die Augen, und wir schauten zu, wie in ihr Gesicht die Farbe zurückkehrte.
    Meine Skepsis war verflogen. Von nun an ging ich davon aus, dass sich die Dinge für uns ändern würden…
    ***
    Es sah aus, als hätten wir uns getroffen, um einen anständigen Skat zu spielen. Eine Runde zu dritt, aber wir würden keine Karten durch die Hände gleiten lassen, hier ging es auch nicht um ein Spiel, sondern um eine verdammt ernste Sache.
    Eve trank noch immer. Sie wechselte zwischen Wasser und Whisky. Schaute mal mich an, dann wieder Harry, nagte hin und wieder an ihrer Unterlippe und schien nach den richtigen Worten zu suchen.
    Ich gab ihr eine vor. »Wie wäre es denn, Eve, wenn Sie von Beginn an berichten, was Ihnen widerfahren ist? Erst dann können wir uns ein richtiges Bild machen.«
    »Es war so furchtbar.«
    »Wir werden es gemeinsam überwinden«, sagte Harry.
    »So schrecklich und auch unglaublich.«
    »Wir packen es!«, machte ich ihr Mut.
    Harry und ich schienen die richtigen Worte gefunden zu haben.
    Möglicherweise lag es auch am genossenen Whisky, der dafür sorgte, dass sie entspannter wurde und nun sprechen konnte.
    Sie redete nicht schnell. Sie konzentrierte sich. Sie hatte sich auch gesammelt. Sie schaute auf ihren Schoß, in dem die Hände lagen.
    Ihr Gesicht war sehr blass, und deshalb fielen die Schrammen darin besonders stark auf.
    So erfuhren wir, dass man sie auf nächtlicher Straße überfallen hatte, um sie dann mit toten und nackten Frauen zusammen einzusperren. Sie konnte nicht sagen, wo sie gefangen gehalten worden war. Sie wusste auch nicht, wer sie entführt hatte, denn es war ihr nie gelungen, das Gesicht des Mannes zu sehen.
    »Dieses Fleisch«, kam sie wieder auf die Toten zurück. »Es war grauenhaft. So kalt. So tot. Alle waren sie tot. Das… das … konnte einfach nicht anders sein.«
    »Trotzdem gelang Ihnen die Flucht«, sagte ich leise.
    »Ja, das stimmt.« Sie schaute ins Leere und sah aus, als könnte sie es noch immer nicht fassen, dass ihr so etwas gelungen war. Sie schüttelte auch den Kopf.
    »Wie haben Sie es geschafft, Eve?«
    »Das weiß ich nicht mehr.«
    Die Antwort überraschte Harry und mich.
    »Wirklich nicht?«, fragte mein deutscher Freund.
    »Nein.«
    »An was können Sie sich denn erinnern?«
    »Fleisch«, flüsterte sie wieder. »Kaltes Fleisch. Totes Fleisch. Die nackten Frauen. Keine lebte mehr. Ich sollte bestimmt auch getötet werden, aber ich war schneller.« Sie nickte und verengte die Augen.
    Damit hatte sie eine bestimmte Haltung eingenommen, und wir gingen davon aus, dass ihr noch etwas einfallen würde. Sie bewegte auch ihre Lippen, brachte jedoch kaum Worte hervor. Die meisten Worte blieben in ihrer Kehle stecken. Dann hörten wir ein Krächzen, danach ein Flüstern, und wir verstanden sie wieder.
    »Kalter Wind war da. Eine Röhre oder ein Tunnel. Ich… ich … kroch hinein. Da war was offen. Ich habe Ratten gesehen. Sie sind über mich hinweggelaufen, und dann war da plötzlich das Wasser. Eine richtige Brühe. Ich musste eintauchen. Ich bin geschwommen und ans Ufer geklettert. Dann bin ich gelaufen. Bis hier…«
    »War es weit?«, flüsterte ich.
    »Weiß ich nicht mehr. Ich bin nur gelaufen, bis ich etwas sah, das mir bekannt vorkam. Ich fand das Haus und habe mich hier versteckt. Ich weiß nicht mehr… ich weiß nicht mehr …«, es war mit ihrer Beherrschung vorbei. Plötzlich flossen die Tränen. Ihr Kopf sank nach vorn, und wir konnten nur warten, bis sie sich wieder gefangen hatte.
    Wir wussten jetzt, dass Eves geheimnisvolles Versteck nicht weit von einem Wasser gelegen hatte. Davon gab es in Berlin ja genügend. Egal, ob es nun Flüsse, Kanäle oder Häfen waren. Trotzdem brauchten wir noch weitere Informationen.
    »Willst du an der Botschaft Bescheid sagen?«, fragte mich Harry.
    Meine Antwort erfolgte spontan. »Das werde ich nicht tun. Man würde Eve abholen und unter Schutz stellen. Im Prinzip ist das zwar richtig, aber sie ist auch unsere einzige Spur. Es kann sein, dass ihr noch etwas dazu einfällt.«
    »Das muss ihr sogar einfallen, sonst stehen wir auf dem Schlauch. Wir wissen noch zu wenig.«
    Eve Sandhurst bekam sich wieder in den Griff. Sie legte den Kopf zurück und atmete scharf gegen die Decke. »Ich werde nicht

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