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1307 - Die toten Frauen von Berlin

1307 - Die toten Frauen von Berlin

Titel: 1307 - Die toten Frauen von Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nächsten Moment weidete er sich an der Überraschung des Mannes. Gideon Schwarz wusste nicht, was er sagen sollte. Er keuchte, er rollte mit den Augen, er musste die Überraschung erst verwinden.
    Sicherlich wusste er Bescheid, was es bedeutete, von einer geweihten Silberkugel getroffen zu werden. Er war kein mächtiger Dämon, dem eine solche Kugel nichts anhaben konnte. Er gehörte noch immer zur Sorte der Mitläufer, und das schien er zu begreifen.
    »Alles klar?«
    Schwarz wollte es nicht glauben. »Du bluffst. Wer läuft schon mit geweihten Silberkugeln in einer Waffe herum?«
    »Ich, zum Beispiel. Und mein Freund John Sinclair ebenfalls. Wir sind darauf geeicht. Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, Typen wie dich zu jagen.«
    Gideon war noch immer unsicher. Er suchte nach Worten. Er hörte aus dem Atelier plötzlich schrille Schreie oder Rufe. Irgendwie brachte ihn das durcheinander. Jetzt kümmerte er sich nicht mehr um den Druck an seiner Stirn und handelte selbst.
    Er riss ein Bein hoch und winkelte es zugleich an. Das Knie sollte Harry an einer bestimmten Stelle zwischen den Beinen treffen. Das wäre Schwarz auch fast gelungen, er hatte nur nicht die Mitte richtig erwischt, und so rutschte das Knie an Harrys linkem Oberschenkel ab. Trotzdem wurde er beeinträchtigt. Er musste seine Haltung aufgeben und schwankte nach rechts.
    Schwarz rammte seinen Körper hoch. Die Treffer hatte er weggesteckt. Jetzt wollte er nur den Kampf und letztendlich auch den Sieg.
    Beide Männer prallten zusammen. Harry bekam den Schlag an seinem rechten Arm ab. Er konnte nicht mehr normal zielen, und wie eine Katze blieb Gideon an seiner Beute.
    Er hatte seinen Mund weit geöffnet, so dass er zu einem Maul geworden war. Die Zähne wollte er tatsächlich in Harrys Hals schlagen und zugleich dessen Waffenarm nach hinten biegen.
    Beide taumelten durch das Büro. Sie erreichten eine Wand und prallten dagegen.
    »Die Kehle! Ich werde dir die Kehle aufbeißen!«
    Harry bewegte seinen linken Arm. Er bekam ihn halb hoch und presste ihn gegen die Brust des Mannes. Das war kein Mensch mehr. Schwarz konnte mit einem Tier verglichen werden, das nur noch seinen Instinkten folgte, die ihm von der Hölle eingegeben worden waren. Der Teufel konnte ihn für unsterblich erklärt haben, und sicherlich glaubte er selbst daran, nicht aber Harry.
    Er kämpfte weiter und setzte seinen Kopf ein. Es war ein harter Treffer, als seine Stirn gegen die Nase und die Augen des Mannes prallten. Blut rann aus den Nasenlöchern. Tränen quollen aus den Augen. Er verlor die Übersicht, und der Druck seines Körpers lockerte sich.
    Harry nutzte die Chance.
    Mit einem Kniestoß schaffte er Gideon Schwarz von sich weg.
    Der Mann brach zusammen. Er lag auf dem Boden, schüttelte sich, aber er gab nicht auf. Mit beiden Händen griff er nach den Beinen seines Gegners, und wieder war Harry schneller.
    Oder die Kugel!
    Stahl war erschöpft. Er wollte nicht noch länger kämpfen. Er wusste auch nicht, wie es John Sinclair ergangen war, und auch deshalb drückte er ab.
    Es war der Kopf, der von dem geweihten Silbergeschoss getroffen wurde. Genau in dem Moment, als Gideon Schwarz ihn anhob, um seine Reaktion auch verfolgen zu können.
    Die geweihte Silberkugel riss sein Gesicht auf. Sie fuhr schräg hinein und hinterließ dabei eine Spur, die aussah wie von einem Messer gezogen.
    Harry war bereit, noch mal zu schießen. Das musste er jedoch nicht. Er sah, dass sein Gegner wie erstarrt vor ihm kniete. Die Augen hatten einen anderen Ausdruck bekommen. Es war bereits der eines Toten. Noch hatte sich der Mund nicht geschlossen, und aus ihm drang ein Geräusch, das Harry als eine Mischung aus Fauchen und scharfem Lachen wahrnahm.
    Harry schauderte zusammen. Verdammt, das war nicht mehr die Stimme des Malers, das war ein fremdes und trotzdem bekanntes Organ. Das konnte, nein, musste ein letzter Gruß des Teufels sein, der durch ein hämisches Lachen seinen Diener endgültig abgab.
    Die Kraft fuhr aus dem Körper heraus, der sich nicht mehr halten konnte und zur Seite hin wegsackte.
    Harry Stahl stand mit zittrigen Knien auf der Stelle und war froh, die Wand als Stütze zu haben. Dann drehte er langsam den Kopf nach links, um einen Blick in das Atelier zu werfen…
    ***
    Ich kümmerte mich nicht um die Rufe der Menschen, die vom Hinterhof her durch das zerstörte Fenster zu mir hochdrangen. Natürlich war das Platzen der Scheibe gehört worden, und selbstverständlich hatte man den

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