1307 - Vorstoß in den Dunklen Himmel
großen Verzicht, aber es ist machbar. Dreizehn Querionen haben es geschafft und ihren Entschluß nicht bereut. Ich werde euch noch mehr darüber erzählen, wenn wir unser Ziel erreicht haben."
„Wohin bringst du uns?" wollte Alaska wissen.
„An einen Ort, an dem du schon einmal warst", antwortete Kytoma. „Du hast ihn nicht in besonders guter Erinnerung. Aber nun wirst du ihn aus einer anderen Perspektive kennen lernen und ihn später vielleicht als Asyl schätzen lernen."
Dieses Gespräch fand während des Abgangs" aus der Welt der Querionen statt. Testare merkte, welche Verwandlung mit ihnen vor sich ging, je weiter sie sich von dem unerklärlichen Bereich entfernten. Alaskas Phantom-Körper bekam immer mehr Substanz, wiewohl er während der Reise entlang des psionischen Netzes eine fremdartige Konsistenz beibehielt. Alaska war immer noch nicht körperlich, nicht materiell im Sinn der Gesetze des Standarduniversums, aber er war körpergebunden.
Und doch war etwas anders. Testare war nicht in Alaskas Gesicht verankert. Er konnte sich, auch wenn er seine Phantasie noch so sehr bemühte, nicht als farbensprühenden, zuckenden Klumpen sehen.
„Was wird aus mir?" rief Testare in plötzlicher Panik. Bevor er mit Alaska in die Welt der Querionen gelangt und mit ihm die geistige Symbiose eingegangen war, war es seine Angst gewesen, sich irgendwo zwischen den Dimensionen zu verlieren. Und diese Angst packte ihn in diesem Augenblick wieder.
„Dir kann nichts passieren", tröstete ihn Kytoma. „Du bist nur nicht mehr an Alaskas Körper gebunden. Eure Symbiose ist rein geistiger Natur. Empfindet ihr nicht das Gefühl der Zusammengehörigkeit? Das Gefühl, daß ihr eins seid und dennoch jeder seine Individualität behält?"
„Ja, das schon", bestätigte Testare. „Aber - was ist danach?"
Statt einer Antwort, sagte Kytoma: „Wir sind da. In einer Ruhenische am Grund des Sees Talsamon. Hier, wohin einst die Angehörigen meines Volkes kamen, um sich auszuruhen, sollt auch ihr einen Ruheplatz finden. Hier könnt ihr euch von den Strapazen des körperlichen Daseins und von den Entbehrungen während der Trennung erholen."
„Testare hat doch keinen Körper", warf Alaska ein.
„Er kann, wenn er es möchte, es so halten wie die Kosmokraten, Superintelligenzen und die Querionen, die sich einer freiwilligen Devolution unterzogen haben", erklärte Kytoma lächelnd. „Er kann sich eines Projektionskörpers bedienen."
„Das sagt sich so einfach."
„Es ist so einfach."
Die Ruhenische wirkte auf Testare wie ein Organ, das sie, wie der Mutterleib den Embryo, einhüllte. Alaska fand den Vergleich passend, denn in gewisser Weise war es doch so, daß sie aus einem neuen Leben zum Ursprung zurückgekehrt waren. Kytoma erklärte die verzerrte Darstellung der Umgebung damit, daß sie sich innerhalb der Ruhenische immer noch im Bereich der psionischen Netzlinien befanden.
„Und wie können wir dieses Gefängnis wieder verlassen?" wollte Alaska wissen.
„Auf dieselbe Art und Weise, wie wir hergekommen sind - aber es ist kein Gefängnis", erwiderte Kytoma. „Ihr könnt von jenen, die diese Disziplin beherrschen, lernen, euren Geist zum Begehen des psionischen Netzes zu verwenden, wie ihr eure Beine zum Gehen gebraucht. Das psionische Netz ist universell. Darin eingebettet ist die Doppelhelix aus psionischen Feldern, die den Moralischen Kode bildet."
„Phantastisch!" rief Testare und hoffte, den schwermütigen Alaska mit seiner Begeisterung anstecken zu können. „Bedeutet das, daß wir kraft unseres Geistes von einem Ende des Universums zum anderen gelangen können?"
„Nicht ganz", schränkte Kytoma ein. „Diese Art der Fortbewegung wird euch nur innerhalb einer Grenze von 50 Millionen Lichtjahren möglich sein. In diesem Bereich hat vor vielen tausend Jahren eine Veränderung der Psi-Konstante stattgefunden, die auch Wesen der unteren Ebenen die Fortbewegung entlang der psionischen Stränge ermöglicht. Aber auch nur jenen, die gewisse Voraussetzungen mit sich bringen. Ihr erfüllt diese Voraussetzungen. Ihr wäret ideale Gänger des Netzes."
„Und was, bitte, soll man sich unter diesem Begriff vorstellen?" wollte Testare wissen.
„Bis vor kurzem wußte ich selbst noch nichts von dieser Organisation Gleichgesinnter, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, ohne Auftrag der Kosmokraten für das Funktionieren des Moralischen Kodes zu sorgen. Erst als ich von den dreizehn Querionen erfuhr, die aus dem
Weitere Kostenlose Bücher