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1307 - Vorstoß in den Dunklen Himmel

Titel: 1307 - Vorstoß in den Dunklen Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Einheit bildeten, die aber dennoch ihre Individualität bewahrt hatten. Zwei individuelle Geister, die im psionischen Gleichtakt schwangen.
    Zuvor hätte keiner von beiden geglaubt, daß so etwas möglich wäre.
    Damals, im Mai 427 NGZ, was nach der alten Zeitrechnung dem Jahre 4014 entsprach, als Kytoma Alaska Saedelaere zu ihrem vergeistigten Volk brachte, da sah es noch so aus, als könnte Testare zusammen mit seinem Partner in dieses aufgehen. Zumindest hatten sie sich beide bemüht, den Schritt zur völligen Vergeistigung zu tun.
    Sie hatten sich ausgesöhnt. Alaska bekämpfte das Cappin-Fragment nicht mehr, und das Cappin-Fragment versuchte nicht mehr, die Vormachtstellung in Alaskas Körper zu erringen. Sie traten in einen Dialog miteinander, während sie Kytoma entlang des psionischen Netzes zu den Querionen folgten.
    „Was wirst du tun, wenn du frei bist?" hatte Alaska gefragt.
    „Frei... Ich bin kein Cappin mehr. Ich weiß nicht, was ich ohne dich sein werde. Und du?"
    „Wir könnten uns vielleicht einigen."
    „Worauf und worüber?"
    „Das weiß ich auch nicht. Ich weiß nur, daß ich ohne dich nichts bin. Ich brauche dich!"
    Mit diesen Worten hatte Alaska den Anstoß für das spätere Arrangement gegeben.
    Noch vor Erreichung des angepeilten Zieles, jenes unverständlichen Bereichs, in dem die 36 Schwarmvölker unter dem Sammelbegriff Querionen als vergeistigte Entität lebten, da hatte Testare Alaska angesprochen: „Du mußt dich jetzt entscheiden. Ich werde bei dir bleiben, wenn du es wirklich willst."
    „Ich will es!"
    Testare wollte auch, und er hatte es sich gewünscht, daß Alaska einer solchen Partnerschaft zustimmte. Und Testare fragte: „Hast du etwas dagegen, wenn ich an meinen gewohnten Platz zurückkehre?"
    Das Cappin-Fragment, das Testare damals trotz allem noch gewesen war, kehrte an seinen angestammten Platz in Alaskas Gesicht zurück. Und Testare behielt diesen Bezugspunkt bei, auch dann noch, als sie in den Lebensbereich der Querionen einkehrten und Alaska seinen Körper aufgab. Das Phantom-Empfinden, in Alaskas Gesicht gegenwärtig zu sein, dieses Gefühl blieb auch im körperlosen Sein bestehen. Während ihres ganzen Aufenthalts.
    Sie führten ein ganz eigenartiges Zwitterdasein innerhalb der vergeistigten, querionischen Wesenheit. Alaska konnte sein in exotischen Farben schillerndes, von verblüffenden Formenspielen geprägtes Gesicht wie in einem Spiegel sehen. Und Testare empfand Alaskas Zufriedenheit, wenn er sich in dessen Gesicht wohlig räkelte, sich ausdehnte und vor überschäumender Lust in Farbkaskaden explodierte.
    Bist du glücklich? wollte Testare wissen.
    Ja.
    Und du glaubst wirklich, daß es ewig so bleiben wird?
    Wir werden zurückkehren. Nicht jetzt und heute, aber irgendwann - wenn man es uns erlaubt.
    WIR WERDEN ZURÜCKKEHREN ... das war nicht die Geisteshaltung, die ein körperloses Sein förderte. Es war ganz gewiß nicht ein Ausdruck der Reife, die für eine Anpassung an die vergeistigten Querionen erforderlich war. WIR WERDEN ZURÜCKKEHREN - das war Ausdruck einer unstillbaren Sehnsucht nach einem körperlichen Sein.
    Dieser Gedanke projizierte einen Phantom-Körper. Den Körper eines schlaksigen Humanoiden von zwei Meter Größe, der ein Gesicht wie ein buntes, leuchtendes, abstraktes Gemälde hatte. Und einer der beiden Geister, die dieser eigenwilligen Collage ihren Stempel auftrug, hatte ein Wunschbild.
    Alaska trug das Bild eines zarten, fast geschlechtslosen Mädchens mit langem, dunklem Haar, das Bild eines ätherischen Geschöpfs in einem weißen, körperfernen Kleid in sich.
    Und dieses Bild projizierte er in diese wundersame Welt jenseits des Materiellen.
    Und Kytoma nahm Gestalt an.
    „Kytoma!" Alaska sprach den Namen seines Wunschbilds mit einer eigenen Betonung aus. In solchen Momenten kam sich Testare wie ein Fremdkörper vor. Er empfand Neid und eine leichte Eifersucht. Er neidete Alaska die Gefährtin, und er war auf Kytoma eifersüchtig, weil er befürchtete, daß sie ihm den Symbiose-Partner entführen könnte.
    Gleichzeitig schämte sich Testare solcher Gefühle.
    Kytoma war Alaskas Wegbegleiterin über viele Jahrhunderte - er dagegen war als Cappin-Fragment Alaskas Feind für die gleiche Dauer gewesen. Die Versöhnung konnte nichts daran ändern. Tatsache war, daß Alaskas Freundschaft zu Kytoma allmählich gewachsen war und ihre Wurzeln in der Vergangenheit hatte. Ihre Freundschaft dagegen war durch einen Veredelungsprozeß in

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