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1307 - Vorstoß in den Dunklen Himmel

Titel: 1307 - Vorstoß in den Dunklen Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Geistesverband ausschieden und sich freiwillig einer Devolution unterzogen, da wurde mir klar, daß die Gänger des Netzes die Lösung eures Körperproblems wären..."
    „Ist es möglich, die Ruhenische zu verlassen?" fiel Alaska ihr ins Wort. Testare konnte ganz deutlich die Beklemmung spüren, die seinen Symbiose-Partner befiel. Er führte das auf die lange Abstinenz des körperlichen Seins zurück. Für Alaska wurde die Körperlosigkeit mit einem Mal, da die Aussicht auf Rückkehr zu der früheren Norm bestand, unerträglich.
    „Ich verstehe", sagte Kytoma. „Ich führe euch in die Stadt der drei Existenzebenen. Auf einer davon könnt ihr körperlich werden."
     
    *
     
    Für Testare war es wie eine Rückkehr an einen wohlvertrauten Ort. Er war mit Alaska schon einmal hier gewesen, Allerdings als schlafendes, tobendes Cappin-Fragment. Er bezog sein Wissen über diese seltsame Stadt nur aus Alaskas Erinnerung und aus seinen Emotionen, die diese Erinnerungen weckten.
    Alaska hatte hier schlechte Erfahrungen gemacht, doch wiederholten sich diese nicht.
    Diesmal stieß ihn die Seele der Stadt nicht ab. Die Stadt empfand ihn nicht als Fremdkörper. Und auch als Alaska unter Kytomas behutsamer Führung körperlich wurde, verwandelte sich die Stadt nicht in den Alptraum, als den Alaska sie im Gedächtnis hatte.
    Dafür wurde für Testare ein Alptraum wahr. Er verlor, je körperlicher Alaska wurde, immer mehr den geistigen Kontakt zu seinem Symbionten. Und dann war er auf einmal auf sich allein gestellt.
    Testare hatte plötzlich keinerlei Bezugspunkte mehr. Er war ein freier, ungebundener Geist, der nirgendwo Halt fand. Er war in diesem Augenblick überzeugt, daß sein endgültiges Ende gekommen war.
    Testare grollte niemandem, er verfluchte Kytoma nicht, die er für sein nahendes Ende verantwortlich machte. Er war nur traurig darüber, daß die Partnerschaft beendet werden sollte.
    Dann wurde aber plötzlich alles wieder anders. Aus dem um sich greifenden Nichts schälten sich wieder Konturen, die zu Formen und Körpern wurden. Laute und Gedanken drangen zu ihm. Er hörte wie aus weiter Ferne Kytomas Gedankenstimme. Sie sprach auf Alaska ein, gab ihm Instruktionen. Sie sagte ihm, wie er den Materieprojektor zu handhaben hatte ... damit er den sich verflüchtigenden Geist einfangen konnte, aus den Psi-Prints und psionischen Informationsquanten eine Matrize fertigen konnte ... eine Vorlage für eine adäquate Körperprojektion.
    „Testare!" Alaska kam in voller Größe auf ihn zu und umarmte ihn. Und Testare spürte den Druck der Arme. Instinktiv erwiderte er den Druck und traute seinen Sinnen nicht, als sie ihm das Empfinden gaben, mit eigenen Händen den Körper des Freundes zu ertasten.
    Alaska löste sich aus dem Griff, hielt Testare an den Schultern von sich. Auf dem schmalen, melancholischen Gesicht zeigte sich ein erfreutes Lachen. So hatte er Alaska vorher nie sehen können, und er sah ihn später auch nie wieder so.
    „Das bist also du", sagte Alaska. „Und wie fühlst du dich in einem eigenen Körper?"
    Testare tastete sein Gesicht und seinen Körper ab. Er genoß es, mit den Händen den Widerstand des Fleisches zu spüren und gleichzeitig den Druck der eigenen Hände auf den verschiedenen Körperpartien.
    „Es ist etwas anders, als sich einen Phantom-Körper einzubilden", sagte Testare und lauschte dem Klang seiner Stimme. Ohne Verbitterung fügte er hinzu: „Und doch handelt es sich in gewisser Weise auch nur um einen Phantom-Körper." Er blickte sich suchend nach Kytoma um, fand sie, als halbtransparente Mädchengestalt, links von sich. Er fragte sie: „Wie lange kann ich ihn behalten?"
    „Ohne Zeitbegrenzung", antwortete Kytoma. „Aber nur innerhalb der Reichweite des Materieprojektors. Innerhalb der Stadt."
    Testare wußte nicht zu sagen, wie lange er und Alaska sich so gegenüberstanden und das Wunder des Erstmalseinandersehen-Könnens genossen. Dem Staunen folgte dann irgendwann Betretenheit. Irgendwie ertappten sie sich dabei, wie sie in ihrem Überschwang mit den Gedanken in eine mögliche Zukunft wanderten, die sie sich doch sehr naiv und realitätsfremd ausmalten. Zumindest Testare erging es so. Und Alaska wurde sich bewußt, daß da noch jemand war...
    „Ich bin euch noch eine Erklärung schuldig", meldete sich Kytoma. Durch ihren Körper waren die dahinterliegenden, ineinander verschachtelten Formationen der Anlagen der Stadt zu sehen. Alles um sie wirkte wie eine Momentaufnahme. Als

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