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1308 - Das Wunder der Milchstraße

Titel: 1308 - Das Wunder der Milchstraße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Psiraums gezwungen wurden. War das ein Teil des Großunternehmens?
    Und dann beschäftigte ihn noch eine andere Frage.
    „Rasmer Dunn war das, mit dem du sprachst, nicht wahr?" sagte er.
    „Ja, so nannte er sich", antwortete Veeghr.
    „Für mich hatte er kaum ein Wort übrig", sagte Fazzy. „Warum war er dir gegenüber so mitteilsam?"
    Veeghr schlenkerte den Dunnen Hals hin und her, so daß der schüsselförmige Kopf heftig ins Pendeln geriet.
    „Ich weiß es nicht", sagte er.
    Aber Fazzy hatte eine Idee. Die Blues waren offenbar die einzige größere Gruppe, die Sotho Tyg Ian noch Widerstand leistete. Er schickte sich an, ihren Widerstand zu brechen.
    Man kannte seine Pläne nicht, aber es war durchaus denkbar, daß seine Strategie eine fünfte Kolonne vorsah, eine Truppe sothotreuer Blues, die die Kommandostrukturen der Gataser, der Apasos, der Tentra und wie sie alle sonst noch heißen mochten, infiltrierten und von innen her aufweichten. Je mehr Blues der Sotho auf seiner Seite hatte, desto leichter würde es Stygian fallen, sein Vorhaben zu verwirklichen. Blues wurden hier also mit Samthandschuhen behandelt.
    Das mochte der Grund sein, warum Kodexberater Rasmer Dunn sich herabgelassen hatte, mit Veeghr zu sprechen. Fazzy dachte darüber nach, ob man daraus etwas machen könne. Die ursprüngliche Resignation war gewichen. Fazzy Slutch hatte nicht wirklich die Absicht, seine Laufbahn in den Kerkern der Raumstation zu beenden. Er brauchte dringend einen Plan.
     
    *
     
    Sie hatten kein Empfinden für den Ablauf der Zeit. Das grelle Licht leuchtete stetig. Es war kühl. Sechzehn Grad, schätzte Fazzy. Veeghr litt unter der niedrigen Temperatur noch weitaus mehr als er. Gatas war eine warme Welt. Sie hielten sich durch Gymnastik warm. Aber Gymnastik verbraucht Kräfte. Sie erzeugt Hunger, Durst und Müdigkeit.
    Mitunter streckten sie sich auf den Pritschen aus und schliefen dreißig Minuten oder auch eine Stunde. Wie lange es auch immer sein mochte, es war nie lange genug. Die Kälte weckte sie auf.
    Sie vertrieben sich die Zeit, indem sie eine Methode der lautlosen Verständigung entwickelten. Die Basis war der alte terranische Morsekode, der seit Jahrtausenden in Gebrauch war. Sie übertrugen die Zeichen, indem sie einander an den Händen faßten und die Finger drückten. Um die Verwechslung von kurzen und langen Signalen zu vermeiden, wählten sie verschiedene Finger für die Übertragung. Mit der Zeit entwickelten sie eine bedeutende Fertigkeit in dieser Art der Kommunikation. Sie verwendeten Kürzel und Sondersignale. So zum Beispiel bedeutete eine geballte Faust die AVIGNON, zwei geballte Fäuste bezeichneten das Raumfort, und eine gespreizte Hand hieß soviel wie „die Besatzung des Forts". Für Rasmer Dunn entwickelte Fazzy ein besonderes Zeichen: Er bog Daumen und Zeigefinger zu einem Kreis und preßte die übrigen Finger der Hand eng an den Zeigefinger. Das, fand er, war ein sprechendes und passendes Symbol für den überheblichen Kodexberater.
    Es gab keine Möglichkeit, denen, die sie beobachteten, zu verheimlichen, daß sie sich miteinander verständigten. Aber was sie sprachen, blieb den Beobachtern verborgen.
    Fazzy Slutch entwickelte schließlich ein Fieber. Der Körper wehrte sich gegen die Unterkühlung und mobilisierte seine Reserven, um die Temperatur zu erhöhen. Fazzy lag geraume Zeit im Delirium. Er phantasierte und litt unter alptraumhaften Visionen. Dann beruhigte er sich wieder. Die Anstrengung des Körpers hatte ihn geschwächt. Er war in Schweiß gebadet, was ihn die Kälte noch intensiver fühlen ließ. Trotz seiner Schwäche machte er eine Reihe von Übungen, um das Sinken der Körpertemperatur zu verlangsamen. Er hatte längst kein Gefühl mehr in den Füßen, und wenn Veeghr ihm mit Hilfe der neu entwickelten Verständigungsmethode etwas mitteilen wollte, dann mußte er kräftig zudrücken, weil Fazzys Fingerspitzen völlig erstarrt waren.
    Fazzy hatte eine Serie von Kniebeugen gemacht. Er lehnte erschöpft an der kalten Wand. Verzweiflung würgte ihn in der Kehle. Nur noch eine winzige Hoffnung hielt ihn aufrecht. Das Raumfort hatte die AVIGNON nicht aufgebracht, um ihre Besatzung sich langsam zu Tode frieren zu lassen. Irgend etwas hatten Rasmer Dunn und seinesgleichen mit den Gefangenen vor.
    Er fragte sich, wie es Megan Suhr ergehen mochte. War sie auch in eine kalte Zelle gesperrt worden? Er hatte sich nie Gedanken darüber gemacht, wie es um Megans Gesundheit bestellt war.

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