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1308 - Das Wunder der Milchstraße

Titel: 1308 - Das Wunder der Milchstraße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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bei Gott, wollte er ihnen zeigen.
    Ein Ruck noch, ein röchelnder Schrei, den ihm die Qual aus den Lungen preßte - und er saß aufrecht. Fassungslos starrte er auf das Bild, das sich seinen Augen darbot.
    Megan!
    Sie lag in eigenartig verkrümmter Haltung auf dem Boden. Das blonde Haar war mit dunklen, verkrusteten Stellen durchsetzt. Sie rührte sich nicht. Fazzy vergaß seine Schwäche. Er sprang auf. Die Beine trugen ihn nicht. Sie knickten ein. Er stürzte zu Boden. Auf allen vieren kroch er zu Megan hin. Er gab wimmernde Laute von sich. Er war ein jammerndes Bündel Mensch, nackt und von Schmerzen gepeinigt, reduziert auf das Minimum seiner seelischen und physischen Substanz.
    Aber noch glomm der Funke der Entschlossenheit in seinem Geist.
    Handbreit um Handbreit schob er sich auf die Reglose zu. Er faßte sie bei den Schultern und drehte sie langsam auf den Rücken. Er schrie auf, als er ihr Gesicht sah: von Blasen übersät, die Blasen zum Teil aufgesprungen, nässend, blutend.
    Der schrille Laut riß sie aus der Bewußtlosigkeit. Sie öffnete die Augen. Die Pupillen zuckten unkontrolliert. Sie sah ihn nicht.
    „Megan", krächzte er.
    Ein Ruck ging durch den malträtierten Körper. Ein Arm richtete sich auf. Eine schwache, zitternde Hand faßte nach Fazzy und betastete seine Haut. Die Lippen zuckten.
    „Fazzy..."
    „Nicht sprechen", flüsterte er. „Ganz ruhig sein. Ich bringe dich... auf die Liege."
    Ein mattes Lächeln flog über das verunstaltete Gesicht.
    „Nicht", hauchte sie. „Keinen... Zweck mehr..."
    Das Herz zog sich ihm zusammen. Tränen schossen ihm in die Augen.
    „Megan ... es wird alles gut!"
    „Sie machen uns... machen uns alle kaputt, Fazzy", sagte Megan stockend. „Der Weiße ... gibt keine Gnade. Du mußt..."
    Es mußte etwas ungeheuer Wichtiges sein, was sie ihm sagen wollte. Die Augen wurden unnatürlich weit. Die Finger der Hand krallten sich in seinen Arm. Megan wollte sich in die Höhe ziehen.
    Dann verließen sie die Kräfte. Fazzys Hand schoß nach vorne, um zu verhindern, daß ihr Hinterkopf auf den harten Boden prallte. Der Schädel rollte schlaff zur Seite. Die großen Augen starrten blicklos auf die kahle Wand. Im Augenblick des Todes hatte sich das Entsetzen in Megans Züge gegraben. Ihr Gesicht war eine Maske der namenlosen Angst.
    Später wußte Fazzy Slutch nicht mehr, wie lange er dagesessen hatte, die Tote in den Armen, das Gehirn keines Gedankens mehr fähig. Aber indem er dahockte, keinen Muskel rührte und sich der überwältigenden Trauer überließ, gab er dem Körper Möglichkeit, wieder Kraft zu gewinnen. Er war selber überrascht, wie grimmig der Hunger war, den er empfand, als die Klappe an der Wand mit einem Knall aufflog und er die beiden dampfenden Schüsseln sah. Er schob sich zu der offenen Lade hin und verschlang den Nährbrei mit einer Gier, die dem Magen zu schaffen machte. Eine Zeitlang würgte er an der Menge des hastig Hineingeschlungenen. Er machte es sich zur Aufgabe, die Nahrung bei sich zu behalten, und schließlich siegte der Wille über die rebellierenden Magenmuskeln.
    Er hob Megan auf und bettete sie auf die Liege. Er drückte ihr die Augen zu und fuhr ihr mit sanfter Hand über das von Blasen bedeckte Gesicht. Das alles tat er, ohne etwas dabei zu empfinden. Das Feuer seiner Seele war niedergebrannt. Er war innerlich tot. Es war eine kalte Unruhe in ihm, aber sie, drückte sich nicht in Form artikulierter Gedanken aus. Er fror trotz der Hitze, die in der kahlen Zelle herrschte. Er spürte keinen Schmerz mehr. Sein Gehirn war leergefegt von allen Eindrücken.
    Er wartete.
    Noch einmal erhielt er Nahrung. Er schlang auch diese in sich hinein. Viele Stunden, vielleicht ein Tag mochte vergangen sein, seit Megan Suhr in seinen Armen gestorben war.
    Er wartete noch immer.
    Dann meldete sich die Stimme: „Der Gefangene Bonifazio Slutch soll vortreten."
    Fazzy trat vor. Die Stimme hatte ihm die Erinnerung zurückgegeben. Er wußte plötzlich, was es mit der Unruhe auf sich hatte, die ihn beseelte.
     
    *
     
    Diesmal waren es nur acht Gefangene, die vor den Folterkabinen am Rand der Halle standen. Der Kreis schrumpft, dachte Fazzy ohne Gefühl. Ansonsten war die Szene dieselbe. Auf dem Jadethron saß Windaji Kutisha. Die drei Roboter schwebten über seinen Schultern. Am Fuß des Podests standen acht seiner Unterlinge. Rasmer Dunn war dabei, ebenso zwei Pterus.
    Fazzy sah Veeghr und trat auf ihn zu.
    „Megan ist tot", sagte er.
    Der Blue

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