1309 - Drei Leichen bis zum Teufel
verfallen. Wachs in seinen Händen, und genau das hatte er auch weidlich ausgenutzt. Sie hatte alles mit sich machen lassen.
Er hatte ihr Sexpraktiken gezeigt, an die sie nur mit Schaudern zurückdachte. Sein Verschwinden war für sie eine Erlösung gewesen.
Er hatte bei ihr tiefe Wunden hinterlassen, und sie war froh gewesen, sie einigermaßen heilen zu können. Dabei hatte ihr auch Rudys Vater geholfen, und jetzt natürlich ihr kleiner Sohn selbst.
Und nun? Nun war wieder alles da. Zurückgekehrt aus der Tiefe der Erinnerungen. Hineingeschossen in ihr normales Leben. Wie ein brutaler Schlag, der sie fast auf die Bretter geschickt hätte.
Sie stand neben dem Telefon und zitterte. Ihr war mehr kalt als heiß. Ohne es beeinflussen zu können, waren Tränen in ihre Augen gestiegen, aber sie sagte sich auch, dass sie nicht aufgeben durfte.
Sie würde es durchhalten. Sie musste es einfach durchhalten, schon allein wegen Rudy.
Dabei hatte sie gehofft, nie mehr etwas von ihm zu hören. Das war wohl verkehrt gewesen, und nun stand sie da und überlegte, was sie tun konnte.
Nichts. Ignorieren. Weiterleben und…
Wieder klingelte das Telefon. Hinter ihr juchzte Rudy, aber sie hörte nicht hin. Was ihr sonst Freude bereitet hatte, war jetzt auf den Kopf gestellt worden.
Zögernd hob sie ab. Ihre Haut an der Hand war verschwitzt, und sie musste den Hörer schon sehr hart festhalten.
»Ich bin es wieder…«
»Und?«, flüsterte sie.
»Hast du dich von dem Schock erholt?«
Cathy nahm allen Mut zusammen. »Bitte, Dario, bitte…«
»Ah – du kennst mich noch.«
»Leider, muss ich sagen. Aber ich sage dir auch, dass unsere Zeit vorbei ist. Dass ich nicht daran denke, sie wieder auferstehen zu lassen. Ich will dich nicht mehr, hast du gehört? Wir haben uns nichts mehr zu sagen, Dario.« Sie war froh, diese Worte herausgebracht zu haben. Früher hätte sie das nicht gekonnt. Doch jetzt hatte sie ihr Leben in den Griff bekommen.
»Meinst du wirklich?«
Er hatte diese harmlos klingende Frage gestellt und damit eine Wunde in ihr aufgerissen. Sie schnappte nach Luft. Das Herz schlug wieder so schnell, und das Blut stieg ihr in den Kopf.
Dario Silva sprach weiter. »Ich habe mich verdammt gut an dich erinnert, meine Teure. Und ich werde das tun, was ich für richtig halte.«
»Unsere Zeit ist vorbei«, erklärte Cathy matt.
»Meinst du? Nein, ich bestimme, wann unsere Zeit vorbei sein wird. Der Höhepunkt wird noch kommen, das schwöre ich dir. Ich werde dich besuchen…«
»Nein, nein!«, schrie sie.
»Doch, Cathy, ich komme zu dir, denn du bist wichtig für mich. Ich habe dich jemandem versprochen. Einer, der darauf wartet. Er ist scharf auf deine Seele, Cathy. Und genau die werde ich ihm geben. Deine Seele, hast du gehört?«
»Nein, nein! Ich will nicht, verdammt noch mal.«
»Er wird sie bekommen. Und ich besuche dich. Ich bringe sogar etwas mit. Ich komme mit dem Messer. Es hat eine sehr lange und auch böse Klinge, und die werde ich dir in den Leib stoßen. Ich nehme dir das Leben und gebe ihm die Seele. Darauf kannst du dich verlassen, mein kleiner Engel…«
Er verabschiedete sich mit einem Lachen, das Cathy nur zur Hälfte hörte. Der Hörer war ihr aus der Hand gerutscht und auf den Apparat gefallen. So hörte sie nichts mehr, abgesehen von ihrem eigenen Herzschlag, der so laut trommelte wie selten.
Sie schaffte es nicht mehr, auf der Stelle stehen zu bleiben. Mit schwankenden Bewegungen ging sie zurück. Ihr gesamter Körper war in Schweiß gebadet. Sie zitterte und musste sich einfach setzen.
Auch auf der weichen Sitzfläche fühlte sie sich nicht wohl. Sie hatte das Gefühl, dass ihre Seele nicht mehr im Körper steckte.
O Gott! Sie schlug die Hände vors Gesicht. Es darf nicht wahr sein! Nicht dieser Mann. Dieses Tier, dieses Schwein. Sie hasste ihn von ganzem Herzen. Er hatte sie fertig gemacht. Er hatte schlimme Dinge mit ihr angestellt und sie zu einer Gefangenen gemacht, bis er das Interesse an ihr verloren hatte.
Und jetzt wollte er zurückkehren!
Ein Ruck ging durch ihren Körper. Sie richtete sich auf. Ihr Blick fiel auf Rudy. Plötzlich hatte sie Kraft, denn für diesen kleinen Kerl lohnte sich der Kampf. Sie war älter und vor allen Dingen reifer geworden. Sie würde sich von einem Dario nicht mehr unterkriegen lassen, und sie würde es auch schaffen, die eigene Angst so weit zurückzudrängen, dass sie ihm Paroli bieten konnte.
Sie hörte sich atmen. Beide Hände hielt sie zu
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