1309 - Drei Leichen bis zum Teufel
Kampftrinker noch in ihren Buden.
Doreen nahm es locker hin. Sie schaute kurz dem Autoverkehr zu, winkte einem Bekannten zu, der von seinem Auto einige Kartons lud und sie in einen Friseurladen trug, dann zog sie sich in die wärmeren Gefilde zurück und zündete sich eine Zigarette an.
Sie nahm wieder ihren Platz hinter dem Tresen ein. Im Aschenbecher lagen schon drei Kippen. Sie schaute auf die Uhr. Spätestens in einer halben Stunde würden ihre Helfer erscheinen. Diese Zeit bekam sie auch noch rum.
Musik brauchte sie nicht. Die würde schon früh genug die Kneipe erfüllen, wenn die Girls strippten. Drei waren für heute angesagt. Die Namen standen auf einem Zettel, den sie an die gelbliche Scheibe des Thekenschranks geklebt hatte.
Alle Namen sagten ihr nichts. So hießen die Mädchen nicht wirklich. Wer hier auftrat, tat es unter einem Künstlernamen. Die rote Vanessa, die heiße Lola und so weiter und so fort.
Sie hörte, dass jemand an der Tür war, und schaute schräg nach links. Dabei drückte sie die Zigarette aus.
Die Tür wurde nur langsam aufgeschoben. Wie bei einem Gast, der zum ersten Mal hier vorbeischaute und sich nicht so recht traute. Das kannte sie von einigen Gästen, die nicht gesehen werden wollten, wenn sie einen solchen Pub betraten, wobei dieser Striptease für alle schon so etwas wie eine Tradition hatte.
Der Mann hatte sich endlich entschlossen, den Pub zu betreten.
Doreen Lester furchte die Stirn. Etwas an dem Typ kam ihr bekannt vor. Sie konnte nur nicht sagen, was es war.
Er trug eine recht lange graue Jacke, die auch als kurzer Mantel hätte durchgehen körmen. Dazu passte die graue Hose, und als er sich drehte, sah sie den schwarzen Pullover.
Aber sie sah noch mehr.
Ihre Augen weiteten sich.
»Das darf nicht wahr sein«, flüsterte sie. Mehr konnte sie nicht sagen, denn der Gast grinste sie an.
Er kam mit schleichenden Schritten näher und blieb an der Theke stehen. »Hallo, Doreen«, sagte er leise, »da bin ich wieder…«
***
Die Frau schluckte. Sie schnappte nach Luft, denn normal konnte sie nicht mehr atmen. Der Schock hatte sie getroffen. Er war wie ein Stoß in die Körpermitte gewesen. Ihre Knie wurden weich, und sie war froh, sich an der Kante des Tresens festhalten zu können.
Vor der Theke standen Hocker. Auf einem nahm der Gast Platz.
Das kalte Lächeln war nach wie vor auf seinem Gesicht zu sehen, aber Doreen sah es keinesfalls als freundlich an. Sie kannte diesen Mann besser. Dario war ein Schwein, ein menschliches Scheusal, das hatte sie sehr bald herausgefunden, nachdem das erste Verliebtsein und sein Charme verflogen waren. Sie war froh gewesen, diese Affäre hinter sich zu haben. Sie hatte nicht mal mehr an ihn gedacht, und auch ihre Albträume waren irgendwann verschwunden.
Jetzt kehrte alles wieder zurück. All die verdammten Erinnerungen und Demütigungen, und Doreen, die sonst nicht auf den Kopf gefallen war, fehlten die Worte. Wenn sie sich jetzt im Spiegel betrachtete, würde sie ihre Blässe im Gesicht sehen, das wusste sie auch.
Es fiel ihr schwer, eine Frage zu stellen. »Was willst du?«
»Freust du dich nicht?«
»Freut sich die Fliege, wenn die Spinne kommt?«
Silva kicherte. »Ein guter Vergleich. Ja, wirklich, er ist ausgezeichnet.«
»Weshalb bist du hier?«
Er hob seine Schultern. »Ich habe Durst. Dies ist kein Club, und ich möchte hier etwas trinken. Außerdem, da bin ich ehrlich, kam ich auch wegen dir.«
Doreen wich seinem Blick aus. Sie ging auch nicht auf die letzte Antwort ein, raffte dafür all ihren Mut zusammen und fragte:
»Wolltest du nicht zurück nach Italien?«
»Si«, erklärte er lächelnd, »das will ich noch immer. Aber erst, nachdem ich gewisse Aufgaben erledigt habe. Dann kann ich wieder zurück in meine Heimat gehen.«
»Aha…«
»Sie haben auch mit dir zu tun, Doreen.«
Die Frau begriff nicht so recht. »Bitte – äh – was meinst du denn damit?«
»Ja, mit dir, kleine Freundin. Ich habe einen neuen Freund gewonnen, und dem muss ich einen Gefallen tun.«
Der einen Freund?, dachte die Frau. Sie konnte es nicht glauben.
»Wer soll das denn sein?«, fragte sie.
»Der Teufel!«
Doreen hatte die lakonische Antwort gehört. Eigentlich hätte sie darüber lachen wollen, aber dieses Lachen blieb ihr im Hals stecken, denn sie kannte Dario gut genug, um zu wissen, dass er so etwas nicht einfach dahersagte.
Trotzdem fragte sie: »Soll das ein Witz sein?«
»Bestimmt nicht.«
»Aber der Teufel. Er
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