1309 - Drei Leichen bis zum Teufel
verabschiedet. Irgendwann einmal, daran glaubte sie fest, würde sie auf einen Partner treffen, mit dem sie zusammenleben konnte. Vorerst hatte sie die Nase von Männern voll. Das galt besonders für ihre letzten beiden Beziehungen, die für Cathy schon traumatisch verlaufen waren. Der Vater ihres Kindes hatte sich einfach aus dem Staub gemacht, und von dem Kerl davor, einem Italiener namens Dario, hatte sie auch nichts mehr gehört. Es war gut so, denn diese Zeiten lagen so weit zurück, und Cathy wollte sie auch nicht mehr näher an sich heranholen.
Es gab keine Überraschungen mehr in all den Tagen die vergingen. Bei ihr lief alles gleichmäßig ab. Aufstehen, sich um Rudy kümmern, mit ihm spazieren gehen, bei der Hausbesitzerin nachfragen, ob etwas anlag, dann war wieder Rudy an der Reihe, und wenn sie schließlich am Abend vor der Glotze sitzen konnte, ging es ihr gut. Dann konnte sie auch durchatmen.
Cathy Green gehörte zu den weichen Frauentypen. Ihre Haare umrahmten ein rundes Gesicht, in dem die ebenfalls sanften, braunen Augen besonders auffielen. Ihr Mund war weich, die Wangen rund, und dieses Mädchenhafte hatte sie nie abgelegt.
Jetzt, wo sie Mutter geworden war, sah sie fraulicher aus, aber sie war keinesfalls ein aufreizender Typ, der die Männer anmachte.
Trotzdem hatte früher ein Vulkan in ihr gebrodelt, was sich nach außen hin nicht zeigte. Nur die Männer hatten es gespürt, und so war Cathy kaum allein geblieben.
An diesem Morgen hatte sie wieder Glück, denn es war ihr gelungen, länger zu schlafen. Rudy hatte sich nicht gemeldet. Sie hörte seine Stimme erst, als die achte Morgenstunde bereits vorbei war.
Da sprang sie aus dem Bett und wunderte sich über ihren langen Schlaf. Aber sie fühlte sich ausgeruht und frisch und konnte sich um ihren kleinen Sohn kümmern.
Sie küsste ihn. Sie badete ihn. Sie musste ihn wickeln und dann anziehen. Dabei sprach sie ständig mit ihm und freute sich über jedes Lachen oder Quietschen. Es war einfach herrlich, dieses junge Leben zu spüren. Das entschädigte sie für vieles, das in ihrem Leben nicht so gut gelaufen war.
Beim Aufstehen hatte sie aus dem Fenster geschaut und den Regen gesehen.
Der floss jetzt nicht mehr aus den tief hängenden Wolken. Cathy hatte die Gardine etwas zur Seite geschoben und dachte nach.
Sie war jemand, die gern spazieren ging. Außerdem tat Rudy die frische Luft gut. Zwar hatte sich der Frühling wieder verabschiedet, aber für Cathy gab es kein schlechtes Wetter. Es kam immer darauf an, wie man gekleidet war.
Sie bedachte Rudy, der in seiner Wiege lag und vor sich hin lachte, mit einem langen und warmen Blick, wie nur eine Mutter ihr Kind anschauen konnte. Dann beugte sie sich vor und nickte ihm zu. »Wir beide gehen gleich nach draußen und drehen eine Runde durch den Park. Da kannst du auch die Vögelchen und die Enten sehen, und vielleicht werden wir sie sogar füttern.«
Der Junge lachte breiter, als hätte er die Worte seiner Mutter genau verstanden.
Sie wollte ihn aus der Wiege holen und in ihrem Armen schaukeln, als das Telefon klingelte. Überrascht war sie nicht. Es war eigentlich die Zeit, in der Mrs. Cole, die Wirtin, anrief, um kurz mit ihrer Mieterin zu sprechen.
Cathy meldete sich mit einem fröhlich klingenden »Hallo« und erwartete eigentlich, die Stimme der älteren Frau zu hören, aber der Anrufer blieb stumm.
Sie war etwas irritiert.
»Ja bitte…?«
Die Antwort erfolgte Sekunden später. »Bist du es, Cathy?«
Sie sagte nichts. Die Stimme! Die verdammte Stimme! Sie gehörte nicht Mrs. Cole, sondern einem Mann, und sie wusste auch, dass ihr diese Stimme nicht fremd war. Sie hatte sie schon gehört, aber das war lange her. Fieberhaft suchte sie nach einer Lösung, doch ihr Denken war irgendwie blockiert. Sie kam einfach nicht darauf.
»Wer sind Sie?«
»Ach, Cathy…«
Sie schloss die Augen, dann legte sie einem Impuls folgend auf.
Ein kalter Schauer rann über ihren Rücken. Zugleich bildete sich der berühmte Kloß im Magen, denn jetzt war ihr eingefallen, wer sie da angerufen hatte.
Es kam ihr vor wie ein Spuk aus der Vergangenheit. Ein schrecklicher Mensch. Einer, mit dem sie eine unglückselige Affäre gehabt hatte, über die sie jetzt nur den Kopf schütteln und sich fragen konnte, wie es dazu überhaupt hatte kommen können.
Dario!
Wahnsinnig musste sie gewesen sein, sich mit einer derartigen Person einzulassen. Sie war ihm für eine Weile hörig gewesen, regelrecht
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