1309 - Drei Leichen bis zum Teufel
einem nächsten Stoß tanzte der Kinderwagen über seinen Körper hinweg, sodass die junge Mutter jetzt endlich freie Bahn hatte.
Das glaubte sie.
Der Killer aber war schneller. Er drehte sich auf dem Boden liegend, und sein linker Arm schnellte vor. Er hatte genau gezielt, und seine Hand umfasste den Knöchel der fliehenden Mutter.
Cathy wurde kraftvoll und ruckartig das linke Bein nach hinten gerissen. Dabei fiel sie. Sie musste den Griff des Wagens loslassen und prallte beim Fallen mit dem Kinn auf die waagerechte Stange.
Das Lachen hinter ihr klang wie vom Teufel persönlich stammend. Der Wagen hatte noch einen Stoß bekommen und war ein Stück nach vorn gerollt, während Cathy auf der Erde lag.
Sie war so geschockt, dass sie nichts tun konnte. Bewegungslos blieb sie in dieser Haltung liegen.
Silva zerrte sie hoch. Er hatte seine linke Hand in ihren Nacken geschlagen. Er nahm sie in den Griff. Er lachte, und plötzlich tauchte das Messer vor Cathys Gesicht auf.
»Damit werde ich dir deine Larve zerschneiden. Ich will dich noch einmal schreien hören und dann…«
»Lass sie los, Silva!«
Mit dieser Stimme hatte der Mörder nicht gerechnet. Für einen Moment verlor er die Übersicht und musste sich wieder neu finden.
Er hatte gehört, aus welcher Richtung die Stimme erklungen war, schaute leicht nach links und sah einen seiner Jäger, der zwischen den Bäumen stand und mit einer Waffe auf ihn zielte…
***
Ich hielt Silva in Schach. Aber ich wusste auch, dass es verdammt schlecht gelaufen war für uns. Es hatte nicht anders klappen können. Das Schicksal war gegen uns gewesen. Zum für ihn richtigen Zeitpunkt hatte er sich gerade noch fangen können und hielt nun alle Trümpfe in der Hand. Wenn ich nicht eingegriffen hätte, dann hätte er Cathy Green schon getötet. Das musste er einfach tun. Zwar war meine Position schlecht, aber ich hatte zumindest eine Verzögerung herausgeholt.
Außerdem gab es noch Suko, von dem Silva nichts wusste…
Er gab sich sicher. Er lachte mich scharf an, während er seine Geisel hart an sich drückte. »Wer immer du bist, du willst doch nicht die Kleine hier befreien?«
»Das hatte ich vor.«
»Keine Chance, Bulle. Ich schneide ihr in deinem Beisein die Kehle durch. Du wirst das Blut spritzen sehen, und dann wird es keinen mehr geben, der den Balg da in dem Kinderwagen spazieren fährt. Hast du das gehört, Bulle?«
»Ich habe alles verstanden.«
»Dann zieh die Konsequenzen und hau ab!«
»Und dann, Silva? Glaubst du, dass du hier wegkommst? Nein, das ist ein Irrtum. Du wirst und kannst es nicht schaffen. Du kannst Cathy töten, aber du solltest nicht vergessen, dass eine Waffe auf dich gerichtet ist. Wenn du sie umbringst, schieße ich dir sofort eine Kugel durch den Kopf. Es steht also unentschieden.«
Silva hatte mir zugehört. Nur war er alles andere als einsichtig.
Er stieß einen Laut aus, der kein Lachen und auch kein Kichern war. Er lag irgendwo dazwischen.
»Sicher, du kannst schießen. Du wirst auch treffen. Doch das macht mir nichts. Soll ich dich daran erinnern, unter welch einem großen Schutz ich stehe? Muss ich das noch?«
»Ich kenne den Teufel. Ich kenne auch seine Tricks. Aber er ist nicht allmächtig.«
»Uns Menschen gegenüber schon.«
»Meine Waffe, das will ich dir noch sagen, ist mit geweihten Silberkugeln geladen. Ein wirksames Mittel gegen Dämonen und ihre Helfer. Also, denk nach.«
Es wurde tatsächlich still. Der Killer überlegte. Und jetzt war nur das leise Schreien des Jungen zu hören. Ich sah auch einen Menschen, der am Boden lag. Auf seinem Rücken breitete sich ein nasser Fleck aus. Es konnte nur Blut sein. Demnach hatte dieser Hundesohn wieder einen Menschen auf dem Gewissen.
Mein Zorn glühte noch stärker auf, und in den nächsten Sekunden wurde mir klar, wie uneinsichtig er war. Er schüttelte den Kopf und schrie mich an. »Nein, nein, verdammt! So kommst du nicht durch. Ich schneide ihr die verdämmte Kehle durch!«
Er bluffte nicht.
Ich stand da. Die Waffe hielt ich fest, aber…
Dann hörte ich den Schrei. Zum ersten Mal hatte sich Cathy aus ihrer Starre befreit. Sie brüllte all ihre Angst hinaus, doch eine Stimme übertönte sie.
Nur ein Wort.
»Topar!«
***
Genau das hatte Suko gerufen. Es war unser Plan gewesen, uns zu trennen, nachdem wir gesehen hatten, in welch einer Lage sich die junge Frau befand.
Suko war hinter einem genügend dicken Baumstamm verschwunden. Er hatte mir das Feld überlassen.
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