1309 - Heiße Fracht für Terra
erkennen, auf deren kahlen Häuptern der ewige Schnee leuchtete. Siedlungen, manche bis zu einhundert Häuser groß, drängten sich in Flußkrümmungen. Boote schwammen auf dem Wasser. Wege schlängelten sich, Straßen zogen geradlinig durch den Forst.
Julian Tifflor bemerkte Fazzys Interesse.
„Wir haben uns viel Mühe gegeben", sagte er. „Von mancher Seite wurde uns vorgeworfen, wir betrieben zuviel Aufwand. Denk daran, daß es nicht nur diese eine Höhle gibt. Es gibt andere, in denen die Landschaften von Arkon, Topsid, Sphinx, Gatas, Ferrol und anderen Welten nachgebildet sind. Das terranische Toporama ist eines der größten, zusammen mit Arkon und Gatas.
Gewiß, Aufwand haben wir getrieben. Die Höhlen brauchten wir nicht zu schaffen. Sie waren vorhanden. Aber der Untergrund mußte bearbeitet, das Erdreich hergerichtet werden. Genetisch manipuliertes Saatgut mußte beschafft werden, damit wir nicht Jahrzehnte auf das Aufwachsen der Bäume zu warten brauchten. Tiere wurden eingeflogen. Die Technik, die für den Unterhalt der Toporamen benötigt wird, ist beachtlich.
Der Aufwand lohnt sich. Der Kampf gegen die Truppen des Sothos ist aufreibend, körperlich ebenso wie seelisch. Wer sich wochenlang draußen herumgetrieben hat, jede Sekunde in Gefahr, der verdient es, daß er sich in einer vertrauten Umgebung ausruhen kann."
Fazzy nickte.
„Es sieht aus", meinte er, „als hättet ihr für die Ewigkeit gebaut."
Julian Tifflor war ernst geworden.
„Nicht für die Ewigkeit", sagte er, „aber für lange Zeit. Es rechnet niemand damit, daß der Krieg gegen Sotho Tyg Ian im Handumdrehen gewonnen werden kann."
*
Fazzy Slutch hatte Bericht erstattet. Die im Stützpunkt anwesenden Mitglieder des GOI-Präsidiums hatten sich eingefunden, um ihm zuzuhören, fünf insgesamt außer Julian Tifflor: zwei Blues, ein Terraner, ein Akone, ein Unither. Fazzy Slutch hatte ihre Namen gehört und sofort wieder vergessen. Nur der Name des Terraners blieb ihm im Sinn: Staryk Badoon.
Fazzy hatte von den Erlebnissen auf der Welt Chanukah berichtet. Es wunderte ihn, wie wenig er zu sagen hatte. Als sie mit der AVIGNON aus dem Shalom-System aufbrachen, waren sie fest überzeugt, ihre Botschaft würde in der Milchstraße mit der Wucht einer großkalibrigen Bombe einschlagen. Aber im Grunde waren es nur wenige Worte, die die Essenz der Nachricht enthielten: Die Kartanin haben sich in Absantha-Gom niedergelassen.
Die Mitglieder des Präsidiums waren nicht beeindruckt; Fazzy sah es ihnen an.
Andererseits wußten sie, was er und die Mitglieder der AVIGNON-Besatzung mitgemacht hatten, und allein die Sympathie für die Mitkreatur verbot ihnen, ihren Mangel an Interesse allzu deutlich zum Ausdruck zu bringen.
„Das ist in der Tat eine erstaunliche Beobachtung", erklärte der Unither. „Wer hätte gedacht, daß die Kartanin mit ihren altmodischen Lineartriebwerken es unternehmen, vierzig Millionen Lichtjahre weit zu fliegen, um eine Station auf einem unbedeutenden Planeten zu errichten?"
„Es müssen besondere Anlässe vorliegen", meinte der Akone. „Wie lange brauchen sie mit einem Linearschiff, um den Virgo-Cluster zu erreichen? Zwei, drei Jahre?"
„Zwei", antwortete Fazzy.
„Warum machen sie sich solche Mühe?"
In Fazzy Slutch begann es zu gären. Am liebsten hätte er gesagt: Ich weiß es nicht; es kümmert mich auch nicht, und ihr braucht nicht so zu tun, als hieltet ihr meine Nachricht für das Aufregendste, was euch seit langer Zeit zu Ohren gekommen ist. Aber Staryk Badoon war schneller.
„Die Kosmische Hanse hat mit den Kartanin zu tun", sagte er. „Homer Adams würde sich für diese Meldung interessieren."
Der Hinweis wurde dankbar aufgenommen. Man brauchte den Boten nicht vor den Kopf zu stoßen. Da war einer, der sich für seine Botschaft interessierte. Wahrhaftig, die lange Fahrt der AVIGNON und die Opfer, die ihre Mannschaft gebracht hatte, waren nicht umsonst gewesen!
„Das ist richtig", erklärte einer der beiden Blues. „Adams hat ein brennendes Interesse, mehr über die Kartanin und ihre Absichten zu erfahren. Die Nachricht muß auf dem schnellsten Weg nach Terra befördert werden."
Fazzy brachte ein mattes Grinsen zuwege.
„Es wird sicherlich Kommunikationsmittel geben, mit denen man Adams erreichen kann", sagte er.
Da meldete sich Julian Tifflor zum erstenmal zu Wort.
„Es ist nicht so einfach, wie du es dir vorstellst, Fazzy. Hyperkom fällt aus. Stygians Techniker horchen auf
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