1309 - Heiße Fracht für Terra
Grausamkeit außer acht gelassen, die im Handbuch der Barbarei verzeichnet war. Viele hatten während der Verhöre den Tod gefunden. Es war den Vironauten schließlich gelungen, mich zu befreien. Vorübergehend hatten sie sogar den Schrecklichen Jäger selbst in der Gewalt. Von einer Hyperfunkstation des Raumforts aus hatten sie einen Hilferuf abgestrahlt, in der verzweifelten Hoffnung, daß irgend jemand sie hören und ihnen zu Hilfe kommen könne.
Die Hoffnung war nicht vergebens. Raumschiffe der GOI tauchten auf und nahmen das Raumfort unter Feuer. Die Vironauten wurden gerettet - aber erst nachdem einige von ihnen im erbitterten Kampf gegen die Robotkommandos der Fuata Jeshi das Leben gelassen hatten. Feresh Tovaar Nr. 185 war im Feuer der GOI-Schiffe explodiert. Man nahm an, daß Windaji Kutisha beim Untergang des Raumforts den Tod gefunden hatte, aber sicher war man dessen nicht.
Von den Besatzungsmitgliedern der AVIGNON, die mitsamt dem Fort zerstört worden war, überlebten insgesamt dreizehn. Unter ihnen Bonifazio „Fazzy" Slutch, der in diesem Augenblick am Rand eines künstlichen Weihers saß und sich Vorwürfe machte, weil nach seiner Ansicht die Sache ganz anders ausgegangen wäre, wenn man nicht ausgerechnet ihn zum Leiter des Unternehmens gemacht hätte.
Was geschah jetzt? Fazzy Slutch wußte es nicht. Er würde seine Botschaft ausrichten.
Nach den jüngsten Ereignissen erschien sie ihm langst nicht mehr so wichtig. Er hatte als Augenzeuge miterlebt, in welch bitteren Krieg die GOI gegen Sotho Tyg Ians Jägerbrigade verwickelt war. Warum sollte es Julian Tifflor interessieren, daß auf einem bedeutungslosen Planeten namens Chanukah, 40 Millionen Lichtjahre entfernt, eine Niederlassung der Kartanin gefunden worden war.
Na schön, er würde seine Nachricht dem Sotho überbringen. Und dann? Er würde sich bei Tifflor erkundigen, ob es eine Möglichkeit gab, nach Terra zurückzukehren.
Rune, das wußte er, wurde er nicht finden. Der Haß brannte in seinem Herzen. Haß gegenüber einem System, das ein Wesen wie Windaji Kutisha hervorgebracht hatte. Er würde den Haß mit sich herumtragen, bis er ausgebrannt war, oder einen Weg finden, ihn als Motiv und Triebkraft zu nützen.
Schwerfällig wälzte Fazzy Slutch sich herum, zog die Beine an und stemmte sich in die Höhe. Er schritt durch den Wald, ohne auf den Weg zu achten, und fand dennoch zur Lichtung zurück.
Verwundert sah er auf. Am Ufer des Baches lag ein geparkter Gleiter, und vor seiner Hütte stand ein hochgewachsener junger Mann.
*
In gemächlichem Tempo schritt Fazzy Slutch auf den Fremden zu. Er war ihm noch nie begegnet, aber er hatte sein Bild an tausend verschiedenen Orten gesehen. Der Eindruck der Jugend täuschte. Biologisch gesehen mochte der Mann tatsächlich 35 Jahre alt sein; dafür war der Zellaktivator verantwortlich. Aber niemand begegnete dem Blick dieser Augen, ohne die Weisheit zu spüren, die aus ihnen strahlte - Weisheit, wie sie nur ein mehrtausendjähriges Leben vermittelte.
„Du bist Fazzy Slutch", sagte der junge Mann freundlich, als Fazzy sich ihm bis auf wenige Schritte genähert hatte.
Fazzy blieb vor ihm stehen und verschränkte die Arme auf dem Rücken.
„Ja, der bin ich", antwortete er. „Und du mußt Julian Tifflor sein, wenn mich mein Gedächtnis nicht im Stich läßt."
„Richtig", lachte der junge Mann. „Du hast mir eine Botschaft auszurichten, höre ich."
Mit einemmal fühlte Fazzy sich verlegen. War er vierzig Millionen Lichtjahre weit gereist, um hier, am Rand einer Lichtung, mit banalen Worten zu erklären, daß auf der Welt Chanukah in der Galaxis Absantha-Gom eine Gruppe Kartanin gesichtet worden war?
„Drinnen", sagte er verwirrt und wies auf die Tür der Blockhütte. „So etwas soll man nicht im Stehen erledigen."
„Ich hatte eigentlich eine andere Idee, Fazzy", fiel ihm Julian Tifflor ins Wort. „Es gibt noch andere, die hören wollen, was du uns auszurichten hast. Wie wär's mit einem Besuch in der Zentrale?"
Fazzy hatte keine Einwände. Die Zentrale, das war das kleine, weiße Haus oben auf dem Hügel, das die Vironauten von weitem gesehen hatten. Der Flug dauerte nur wenige Minuten, in deren Verlauf Fazzy Slutch den Eindruck gewann, daß die Architekten der Kunstlandschaft in der Tat keine Einzelheit terranischer Landschaftsgestaltung vergessen hatten. Seen lagen in das Waldland eingebettet. Flüsse zogen träge ihren Weg. Weit im Hintergrund waren schroffe Berge zu
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