131 - Der Mörder aus dem Totenreich
Mulatte mit der Schuhspitze gegen den Sarg stieß.
»Bist du noch da, Ballard?« fragte er lachend. »Du hast eine lange Reise vor dir.«
Eine lange Reise ins Jenseits. Buzz Janssen hatte sie kürzlich angetreten. Es war ihm gelungen, zurückzukehren, doch für mich war es eine Einbahnstraße in den Tod…
***
Rebecca trank von dem dickflüssigen Gebräu, das eine bauchige Flasche füllte. Seltene Kräuter befanden sich darin. Es war eine Essenz, die das Bewußtsein erweiterte, die den Geist aufnahmefähiger für schwarze Wellen machte.
Sehr viel Zeit war nötig gewesen, um diesen magischen Trank herzustellen. Rituale und magische Sprüche mußten in einer ganz genau bestimmten Reihenfolge praktiziert und aufgesagt werden.
Es kam auf die Konzentrationsfähigkeit der Menschen an, die die Flüssigkeit brauten. Nach ihr richtete sich die Stärke des Tranks.
Rebecca flüsterte ein schwarzes Gebet, um die Wirkung des Tranks zu beschleunigen. Sie hoffte, mit ihrem Bruder geistig in Verbindung treten zu können. Sie wollte wissen, wo er im Augenblick war.
Mit halb gesenkten Lidern saß sie da, trinkend, murmelnd, auf die Wirkung wartend…
Sie vernahm Schritte und wunderte sich, daß Zandor mit seiner Arbeit schon fertig war. Er war zwar stark, aber hatte er in so kurzer Zeit eine Grube ausgehoben, die tief genug für den Sarg war?
Bisher hatte der Mulatte ihre Befehle immer sehr gewissenhaft ausgeführt. Schlampereien wollte sie nicht einreißen lassen. Unmutig wandte sie sich um, doch zur Tür kam nicht Zandor herein, sondern Buzz!
Sie sprang auf. Hatte das der schwarze Trank bewirkt? Sie hätte die zähe Flüssigkeit beinahe verschüttet. »Buzz!« stieß sie heiser hervor.
Er bleckte graue Zähne.
»Du bist wieder da!« rief Rebecca begeistert aus.
Sie holte ein zweites Glas, füllte es bis zum Rand mit schwarzem Gebräu, dessen herbbitterer Geschmack manchmal grauenvolle Höllenvisionen hervorrief, wenn man sich zu sehr für das Böse öffnete. Entsetzliche Wahnvorstellungen konnten dann von einem Besitz ergreifen.
Rebecca brachte ihrem Bruder das Glas. »Hier«, sagte sie. »Wir müssen deine Auferstehung feiern. Du bist wiedergeboren in Satan.«
Er griff nach dem Glas und leerte es auf einen Zug, dann warf er es hinter sich, und es zerschellte an der Wand.
Rebecca fürchtete sich nicht vor ihm. Er hatte sich verändert, das merkte sie. Nicht nur sein Aussehen war ein anderes geworden. Auch sein Wesen.
Sie spürte die Grausamkeit, die in ihm steckte, die Aggressivität, die er kaum bezähmen konnte. Dieser Mann war nicht mehr ihr Bruder. Es verband sie nichts mehr mit ihm, das spürte sie, aber sie wollte es nicht wahrhaben.
Sie wollte ihn nicht vollends an die Hölle verloren haben. Sie sah sich immer noch als seine Komplizin, als Mitwisserin all seiner furchtbaren Taten, und es gab nichts, wobei sie ihn nicht unterstützt hätte, wenn er sie darum bat.
Doch er brauchte ihre Hilfe nicht mehr, kam jetzt ohne sie besser zurecht.
»Du bist wieder zu Hause«, sagte Rebecca selig. »Du mußt mir unbedingt erzählen, was du erlebt hast, als Leib und Seele getrennt waren. Ich brenne darauf, alles zu erfahren, Bruder. Du bist stärker geworden.«
»Viel stärker«, bestätigte er. Er musterte Rebecca feindselig.
»Ich… ich habe dafür gesorgt, daß deiner Rückkehr nichts im Wege stand«, strich sie ihren Verdienst heraus. Sie leerte ihr Glas ebenfalls und stellte es weg.
Ihren Vorschlag, sich zu setzen, lehnte er ab. Es kam ihr vor, als würde sie einem Fremden gegenüberstehen.
Sie wehrte sich gegen dieses Gefühl, zumal es ihr einzureden versuchte, daß ihr von Buzz Gefahr drohte.
»War die Heimkehr beschwerlich?« fragte sie mit belegter Stimme.
»Ohne Hilfe hätte ich es nicht geschafft«, antwortete Buzz Janssen.
»Als du zu neuem Leben erwachtest… Warum bist du da nicht zu mir gekommen? Ich hätte mich darüber gefreut.«
»Wozu sollte ich dir eine Freude machen?« fragte Buzz Janssen frostig.
»Ich bin immerhin deine Schwester, habe deine Leiche ins Haus geholt… Ich bin nicht deine Feindin, Buzz. Wir stehen auf derselben Seite, wie früher.«
»Das tun wir nicht mehr, das ist vorbei.«
Diese abweisende Kälte beunruhigte Rebecca. Sie mußte sich überwinden, sich ihrem Bruder zu nähern.
»Warum nimmst du nicht die Maske ab?« fragte sie. »Zu Hause hast du sie nie getragen.«
»Die Maske ist jetzt mein Gesicht «, erklärte Buzz Janssen.
Sie schaute ihn ungläubig an, wollte
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