1310 - Lost Hollywood
Kollegen von Ihnen. Das ist kein Witz – leider. Das ist eine brutale Tat, ein grauenhafter Anschlag auf uns alle.«
»Aber die Toten waren normal – oder?«, fragte Suko.
»Äh – wie meinen Sie das?«
»Keine Vampire. Keine Bisswunden.«
»Nein«, murmelte Sir James. Dann horchte er auf, weil ihm jetzt einfiel, dass wir ihn dies nicht grundlos gefragt hatten. »Moment mal. Was deutet darauf hin, dass es sich um Vampire handelt oder sie eventuell mit von der Partie sind?«
»Nicht nur eventuell, Sir«, sagte Suko. »Wenn wir Tim Rowland glauben, und das tun wir, dann kennen wir auch die Täterin. Es ist keine geringere als Justine Cavallo.«
Sir James blieb stumm. Wie auch Glenda Perkins, die uns zugehört hatte. Sie war jedoch etwas blass geworden.
»Die Cavallo?«, fragte Sir James. »Sind Sie sicher?«
»Die Beschreibung hat sich Rowland nicht ausgedacht.«
Unser Chef dachte nach, bevor er den Kopf schüttelte. »Aber es wies nichts auf sie und ihr Tun hin. Die Kollegen sind nicht durch Vampirbisse infiziert worden.«
Ich blieb dabei. »Dennoch zog sie die Fäden.«
»Warum hat sie kein Blut getrunken?«
»Weil sie satt war«, sagte Suko. »Und weil sie es möglicherweise eilig hatte, um an ein bestimmtes Ziel zu gelangen.«
»Lost Hollywood?«
»Genau.«
Sir James senkte den Blick. Er schaute auf seine Schuhspitzen.
Dass es in ihm arbeitete, war zu sehen, denn seine Haut an den Wangen bewegte sich. »Wann können Sie herausgefunden haben, um was es bei diesem Begriff geht?«
»Wir bemühen uns.«
»Dann klemmen Sie sich dahinter.«
Mehr sagte er nicht und verließ das Vorzimmer.
»Himmel, der ist in Form«, flüsterte Glenda. »Der steht unter einem verdammten Druck. Das ist ja der reine Wahnsinn. So habe ich ihn noch nie erlebt.«
»Die Toten werfen alles durcheinander.«
»Das glaube ich auch. Möchtest du einen Kaffee? Er ist frisch.«
»Gern, aber drüben.«
Wir gingen in unser Büro. Die Tasse trug ich in der rechten Hand.
Ich schaute auf die leicht zittrige Oberfläche und musste eingestehen, dass auch ich nervös war. Der Fall ging mir an die Nieren, und ich war auch überzeugt, dass Tim Rowland Justine Cavallo gesehen hatte. Keine andere sah so aus, und keine andere Person war in der Lage, so grausam und abgebrüht zu morden.
Glenda blieb bei uns. Ihrem Gesicht sahen wir an, dass sie uns etwas mitteilen wollte. Auch sie hatte sich eine Tasse Kaffee mitgebracht. Ihr Gesicht war nachdenklich.
»Ich denke, dass der Begriff Lost Hollywood etwas mit dem Film zu tun hat. Mit einem verlorenen Film. Mit einer nicht existenten Filmstadt.«
»Hast du etwas darüber gehört, dass die Filmstadt aufgelöst wurde?«
»Hör doch auf, John. Lost Hollywood hat doch nichts mit dem richtigen Hollywood zu tun.«
»Davon gehe ich auch aus. Aber ich denke, dass es etwas mit dem Film zu tun hat.«
Suko fragte: »Kennst du vielleicht einen Film mit diesem Titel?«
»Nein, überhaupt nicht. Aber ich bringe den Begriff eben mit einem Film in Zusammenhang.«
Das war nicht schlecht gedacht, nur wussten wir nicht, wo wir einhaken sollten. Ich kehrte zu meinem ersten Gedanken zurück und kam wieder auf das Internet zu sprechen.
»Da schaue ich nach«, erklärte Glenda. Sie war schneller aus dem Büro verschwunden als wir denken konnten.
»Jetzt hast du sie heiß gemacht«, sagte Suko.
»Lass sie schauen.«
Ich trank in Ruhe meinen Kaffee. Natürlich drehten sich meine Gedanken um den Begriff, der für Justine Cavallo sehr wichtig sein musste. An Los Angeles glaubte ich natürlich nicht. Wahrscheinlich fanden wir dieses Lost Hollywood sogar hier.
Es konnte auch sein, dass es sich um ein Kino handelte, das diesen Namen angenommen hatte. Eines, in dem keine Filme mehr liefen und das sich Justine als Versteck ausgesucht hatte.
Eine Bar kam mir ebenfalls in den Sinn. Über beide Vermutungen sprach ich mit Suko, und er nickte mir zu.
»Ja, da gibt es viele Möglichkeiten, wenn man näher darüber nachdenkt.«
»Es fragt sich nur, ob eine davon zutrifft.«
»Lass Glenda mal wirken.«
Das tat sie nicht mal zu lange, denn plötzlich stand sie in der Tür.
Ihrem Gesicht sahen wir an, dass sie Erfolg gehabt hatte. Den Triumph konnte sie nicht unterdrücken.
»Wenn ihr mich nicht hättet«, sagte sie.
»Ja, und die dicken Kartoffeln«, fügte ich noch hinzu. »Hast du was herausgefunden?«
»Kommt mit.«
Ich kippte noch den letzten Rest Kaffee in die Kehle. Dann schoben wir uns in das
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