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1311 - Die Teufelszunge

1311 - Die Teufelszunge

Titel: 1311 - Die Teufelszunge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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beobachten, und ich konzentrierte mich dabei auf Glendas Augen.
    Es war natürlich nicht strahlend hell. So musste ich schon sehr genau hinschauen, um den Ausdruck darin zu erkennen. Glenda sah sehr müde aus. Aber sie lächelte trotzdem, und in den Augen lag ein gewisser Glanz, der davon zeugte, dass sie sich wohl fühlte.
    Ich achtete in diesem Fall nicht auf meine eigenen Gefühle und stellte ihr eine Frage.
    »Wie fühlst du dich, Glenda?«
    Beinahe ärgerte ich mich über diese banalen Worte, aber sie waren genau richtig gewesen, das bekam ich durch ihre Antwort bestätigt.
    Mit einem fast träumerischen Klang in der Stimme sagte sie: »Ich fühle mich herrlich. So wunderbar. Es ist alles so anders geworden. Ja, ich bin so glücklich. Die Musik ist wunderschön. Ich liebe sie. Ich mag sie. Sie führt mich weg. Ich höre nur sie… ich schwebe …«
    Ja, so musste sie sich fühlen. Es gab keine andere Antwort. Ich glaubte daran. Es war so und nicht anders, denn auch ich konnte mich den Folgen der Musik nicht entziehen.
    Wenn ich versucht hätte, aufzustehen, hätte ich Probleme bekommen. Alles war so träge und langsam. Ich musste erst nachdenken, um etwas unternehmen zu können, und als ich weiterhin in Glendas Gesicht schaute und dabei feststellte, dass sie glücklich war, da sagte ich nichts mehr.
    Ich nickte ihr nur zu.
    Aber sie redete plötzlich. Langsam, sehr konzentriert. »Das ist wie ein anderes Leben, John…«
    »Und weiter?«
    »Eine Botschaft.«
    »Meinst du?«
    »Ja.« Noch immer zeigte ihr Gesicht einen verklärten Ausdruck.
    »Man will mich holen, glaube ich.«
    »Und wohin?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Ich kann es nicht genau sagen. Ich höre nur zu, und etwas entsteht in meinem Kopf. Die Welt hat sich geöffnet.«
    »Kannst du sie sehen?«
    »Nein. Nur spüren.« Sie legte eine Hand auf mein Knie. »Aber sie kommt, John. Sie ist bereits in mir. Ich freue mich darauf. Die Trompete spielt, und sie gehorcht. Sie wird von den Tönen angelockt und von ihr, der schönen Marisa.«
    Mit Glendas Aussagen hatte ich meine Probleme. So wie sie fühlte ich mich nicht, obwohl mich die Musik auch stark beeinflusste, was vor allen Dingen meine Reaktionen betraf. Auf keinen Fall wollte ich zum Opfer der Melodien werden, und die andere Welt sah ich auch nicht als so wünschenswert an.
    In meinem Kopf stand bereits die Lösung zu lesen. Noch war ich nicht ganz eingelullt worden. Es ging mir nicht so wie Glenda.
    Wenn etwas passieren sollte, dann musste es mir gelingen, das Spiel zu unterbrechen. Das würde ich nicht schaffen, wenn ich auf meinem Platz sitzen blieb. Da musste ich aufstehen und zu dem Künstler selbst hingehen und dabei auf das Podium steigen.
    Kein Problem – normalerweise.
    In meinem Zustand jedoch war das nicht so einfach. In den Knochen schien flüssiges Eisen zu hängen. Ich spürte die Hitzewelle, die mich vom Kopf bis zu den Füßen erfasste. Es würde mich schon viel Kraft kosten, mich von meinem Stuhl zu erheben, und noch mehr Kraft würde ich brauchen, um auf das Ziel zuzugehen.
    Ich stützte mich am Tisch ab. Zu stark, denn er wäre fast gekippt.
    Das war auch Bill aufgefallen. Sehr schwerfällig drehte er seinen Kopf und schaute mich irritiert an.
    »Keine Sorge, ich…«
    »Du willst weg?«
    »Klar!«
    »Wohin?«
    »Ich muss das Spiel stoppen!«
    Erst zwei Herzschläge später begriff Bill meine Antwort.
    Erstaunen zeigte sich auf seinen Zügen. »Aber warum, John? Warum tust da das? Die Musik ist wunderbar. Ich mag sie. Ich liebe sie. Sie kommt auf mich zu wie ein gewaltiger Reigen. Bitte, du kannst doch nicht einfach gehen und sie stoppen!«
    »Sie ist für uns gefährlich, Bill. Glaube es mir. Sie ist sehr gefährlich. Sie engt uns ein. Denke nur daran, wie du dich fühlst. Das ist nicht normal.«
    »Ich mag sie. Sie bringt für mich Bilder mit.«
    Nach dieser Antwort stutzte ich. »Welche Bilder siehst du, Bill?«
    Er überlegte einen Moment. »Ich sehe fremde Bilder.«
    »Und weiter?«
    »Auch schön, wunderbare. Ja, sie sind wunderbar. Und sie sind anders.«
    »Bitte, Bill. Wie anders?«
    »So… so … voller Leben. So waldreich. Ich sehe Blumen, ich sehe die Natur. Alles schwingt, es wird von der Musik getragen. Ich … ich … wünsche mir die Welt herbei.«
    »Okay, Bill«, flüsterte ich. »Schön, dass dir diese Welt so gefällt.«
    »Das tut sie.«
    Ich hatte genau gehört. Es war schon recht viel geredet worden.
    Jetzt wollte ich handeln. Was Bill bei dieser Musik

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