1311 - Hölle Sothom
während ich spürte, wie meine verbrauchten Kräfte regeneriert wurden. „Schließlich kenne ich den technologischen Stand der Ewigen Krieger."
„Nicht gut genug", wiegelte Nia ab. Außerdem wird auch ihre Technologie ständig weiterentwickelt." Ihre Miene wurde nachdenklich. „Ich frage mich nur, warum die Sicherheitseinrichtungen des SOTHOMS nicht Alarm für die gesamte Upanishad ausgelöst haben, obwohl das Umdrehen unseres Roboters beweist, daß sie mit dem Eindringen von Gegnern des Sothos rechneten."
„Vielleicht haben sie Alarm ausgelöst", meinte Sid. „Dann wären längst Kampfgleiter voller Panisha und Shana hier", entgegnete Nia. „Nein, ich bin sicher, daß die positronischen Sicherheitseinrichtungen keinen umfassenden Alarm ausgelöst haben. Nur das Warum läßt mir keine Ruhe."
„Ich halte es für möglich, daß die Antwort in der Mentalität Stygians zu suchen ist", erklärte ich. „Das Psychogramm, das der Hauptsyntron in CLARK FLIPPER von ihm erstellte, besagt, daß bei ihm der Ehrenkodex bis zum Extrem übersteigert ist. Das bedeutet, daß er einem Gegner im Kampf stets so viele Chancen geben wird, daß er selbst in echter Lebensgefahr schwebt. Es konnte also sein, daß er solche und ähnlich selbstgegebene Regeln auf die Sicherheitseinrichtungen seines Hauptquartiers übertragen hat."
„Das kann ich mir nicht vorstellen", sagte Elsande. „Denn es würde bedeuten, daß er es absichtlich zuläßt, daß Gegner in den SOTHOM eindringen und seinen geheimsten Informationspool anzapfen."
Ich dachte abermals nach. Elsandes Einwand war logisch fundiert. Dennoch hatte sie etwas übersehen. „Wenn es uns gelingt, seinen geheimsten Informationspool anzuzapfen, heißt das noch lange nicht, daß wir uns mit dem erbeuteten Wissen wieder absetzen können", stellte ich klar. „Stygian ist trotz übersteigertem Ehrenkodex kein Narr. Wenn ich sagte, daß er einem Gegner absichtlich Chancen geben wird, dann wollte ich damit nicht behaupten, daß er seine eigene Niederlage in Kauf nehmen würde. Ein Kampf mag verlaufen, wie er will; an seinem Ende muß immer der Sieg für den Sotho stehen."
„Das hieße aber doch, daß es bereits feststeht, daß wir den SOTHOM nie wieder verlassen werden", meinte Sid. Ich mußte lächeln. „Nicht für uns, Sid", erwiderte ich. „Was Stygian will, ist eine Sache, was er kann, eine andere. Für uns steht am Ende eines Kampfes nämlich auch immer der Sieg: unser Sieg. Wir sollten uns und unsere Möglichkeiten nicht selber unterschätzen."
Ich blickte auf die Stelle, an der ich den Shant unseres Gefangenen mit Desintegratorbeschuß auf gelöst hatte. Die Oberfläche der Felsnase hatte kaum Schaden genommen. Sie war ein wenig angerauht worden, doch das ließ sich nur erkennen, wenn man nach solchen Spuren suchte. „lch schlage vor, daß wir unsere Planung ein wenig ändern", sagte Nia.
Darüber hatte ich eben selbst nachgedacht. Aber ich ließ mir davon nichts anmerken, weil ich erfahren wollte, ob Nia zu demselben Resultat gekommen war wie ich. „Laß hören!" erwiderte ich deshalb. „Wir sollten TIPI Nummer eins nicht im Gleiter lassen, sondern in den SOTHOM mitnehmen", erklärte Nia. „Er kann uns nicht nur eventuell besser gegen feindliche Roboter schützen, sondern er wird vor allem die Sicherheitseinrichtungen dazu provozieren, ihn ebenfalls umzudrehen. Die entsprechenden Einrichtungen werden sich dadurch uns gegenüber verraten, so daß wir sie ein für allemal unschädlich machen können."
„Das ist eine gute Idee", pflichtete ich meiner Lebensgefährtin bei, ohne zu verraten, daß sie mit dem übereinstimmte, was ich ebenfalls gedacht hatte. Es war sowieso oft schwierig für sie, neben einem Mann zu bestehen, der infolge seines Alters von mehr als zweitausend Jahren logischerweise sehr viel mehr an Wissen und Erfahrungen gesammelt hatte als sie und dessen Entscheidungen sich deshalb meist als besser fundiert erwiesen als ihre. Ich hakte meinen Kodegeber vom Gürtel und befahl Nummer eins, den Gleiter zu verlassen und zu uns aufzuschließen.
Schon der erste Schritt in den SOTHOM hinein bewies mir, daß Stygians überspitzter Ehrenkodex uns den Weg zum Ziel keineswegs so erleichtern würde, daß er zu einem Spaziergang wurde. Ein schrilles Pfeifen und das Aufblenden mehrerer roter Leuchtfelder in meinem Druckhelm verrieten mir, daß die Funktionen meines SERUNS erheblich gestört wurden. Es war keine Hilfe mehr, sondern eine Gefahr. Mir blieb nichts
Weitere Kostenlose Bücher