1312 - Letzte Ausfahrt Hölle
mich die Gaffer für dämlich. Es war mir egal. Ich suchte nach diesem Rico und wusste zugleich, dass es keinen Sinn hatte. Er war weg, abgetaucht, und er war bestimmt nicht dorthin gelaufen, wo er hätte gesehen werden können.
Nach der zweiten Runde gab ich auf und zog mich vom Brandherd zurück. Zu löschen gab es hier nicht viel. Trotzdem lag noch Gefahr in der Luft. Der Wind sorgte für einen starken Funkenflug.
Da es recht trocken war, konnte es zu neuen Bränden kommen.
Da hatten wir Glück. Das passierte nicht. Die letzten Reste der Hütte sackten in sich zusammen.
Wieder schlugen die Funken hoch. Das Fauchen bekam noch mal Auftrieb, ebenso wie die letzten Flammen, deren Feuerarme allerdings kaum noch eine Gefahr darstellten.
Ich hatte ihn erlebt. Ich hatte ihn auch – wenn man so wollte – gesehen, aber es war mir nicht gelungen, Rico zu stellen. Und genau das ärgerte mich.
»Dich kann man auch nie allein lassen – oder?«
Ich hörte Glendas Stimme und drehte mich um. Sie war an der Gruppe der Neugierigen vorbeigelaufen und lief mit langen Schritten auf mich zu. In ihren Augen las ich die Sorge. Sie atmete heftig und bekam nur mühsam eine Frage gestellt.
»Ist dir was passiert?«
»Ich glaube nicht.«
»Und wieso konnte es brennen?«
»Tja«, sagte ich und hob die Schultern, »ich hatte Hunger und wollte etwas grillen. Wahrscheinlich bin ich zu unvorsichtig gewesen und habe die Kraft des Feuers überschätzt…«
»Hör auf, sonst werde ich zur Furie.«
»Ach ja, mach mal. Würde mich freuen«, erklärte ich grinsend.
Glenda sagte nichts mehr. Sie drehte sich abrupt um und ging mit schnellen Schritten davon…
***
Die Feuerwehr kam. Viel brauchten die Männer nicht zu tun. Sie löschten die letzten Brandherde. Die uniformierten Kollegen von mir waren ebenfalls da und hatten von den Zuschauern erfahren, dass jemand da war, der ihnen Auskünfte über den Brand geben konnte.
Aufgrund meiner Position konnte ich mir schon einiges erlauben.
Die Wahrheit sagte ich natürlich nicht. Ich sprach nur von einem Unbekannten, der das Feuer gelegt hatte und nun verschwunden war.
Es hatte sich natürlich bei den Kollegen herumgesprochen, welche Fälle ich bearbeitete. So recht glaubte man mir nicht. Ein schon älterer Polizist fragte mich leise: »Können Geister eigentlich auch Feuer legen, Mr. Sinclair?«
»Das weiß ich nicht. Da müssen Sie sie selbst fragen.«
»Nein, nein, das überlasse ich Ihnen. Sie sind ja bekannt dafür, dass Sie Geister jagen.«
»Wenn Sie das sagen…«
Mehr gab ich nicht bekannt. Dafür telefonierte ich mit Suko, der bereits Bescheid wusste, denn Glenda Perkins hatte ihn schon eingeweiht.
»He, was machst du für Sachen, Alter?«
Ich schaute auf die gelöschten Trümmer. »Nun ja, man kann schließlich nicht in die Zukunft schauen. Ich hätte auch nicht gedacht, dass sich der Fall so entwickeln würde.«
»Und jetzt?«
»Bist du mit von der Partie.«
»Das wollte ich dir auch geraten haben.« Er legte eine kurze Pause ein. »Wie geht es jetzt weiter? Hast du einen Plan?«
»Dass wir Rico haben müssen steht fest. Ich weiß nur noch nicht genau, wie wir an ihn herankommen sollen. Da wird es schon einige Probleme geben.«
»Über die Höllenfahrer.«
»Das denke ich auch. Zunächst müssen wir ihre Namen haben. Ugly ist tot. Ihn hat sich Rico zuerst vorgenommen. Ich gehe davon aus, dass er unter Umständen weitermacht, und deshalb müssen wir so schnell wie möglich die Namen der Personen haben.«
»Wer könnte uns helfen?«
»Es gibt nur eine Person, Suko. Sina Long. Sie war mit Rico zusammen. Sie wird mehr über ihn wissen.«
»Treffen wir uns dort?«
»Ja.«
»Dann nehme ich ein Taxi.«
Ich gab Suko noch die Adresse durch, dann hielt mich in dieser Gegend nichts mehr.
Als ich zum Rover kam, wartete dort Glenda Perkins auf mich.
»Na, geht es wieder weiter?«
»Aber ohne dich.«
»Soll ich zu Fuß gehen? Außerdem musst du dich mal im Spiegel anschauen. Du siehst nicht eben aus wie ein Adonis. So lässt man dich nicht mal in einen Trödlerladen hinein.«
Sie hatte Recht. Wenn ich an mir herabschaute, da sah ich zwar nicht verbrannt aus, aber die Asche hatte schon ihre Spuren hinterlassen. Sogar in meinen Haaren, die ich mir freiklopfte.
»Keine Zeit, Glenda.«
»Doch, die haben wir.«
Bevor ich protestieren konnte, fing sie an. Ich musste meine Jacke ausziehen, und Glenda klopfte sie aus.
Ich verdrehte die Augen und dachte nur: Frauen –
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