1312 - Letzte Ausfahrt Hölle
mit einem abgebrühten und höllischen Gegner zu tun hatte, der so etwas wie eine Rachetour unternahm.
Der Mörder hatte verloren. Aber nicht wirklich. Er hatte sich mit einem anderen verbündet und eine Stärke bekommen, gegen die kaum ein Mensch ankam.
Wann war es passiert? Vor wenigen Minuten erst? Oder lag bereits mindestens eine halbe Stunde dazwischen? Ugly konnte mir keine Antwort mehr geben. Ich musste Rico selbst fragen und…
Ein hartes Geräusch riss mich aus meinen Gedanken. Ich zuckte zusammen, fuhr dann herum und bekam große Augen, als ich sah, was passiert war.
Die Tür war geschlossen. Wuchtig hatte jemand sie zugerammt.
War es der Wind gewesen oder…?
Ich tippte mehr auf ein Oder. Und dieses Oder konnte durchaus einen Namen besitzen: Rico Genari. Er hatte sich draußen versteckt gehalten und den richtigen Zeitpunkt abgewartet. Ich konnte mir vorstellen, dass er auch jetzt noch wartete, und zwar auf einen Fehler von mir.
Deshalb war ich nicht so töricht, die Tür zu öffnen und nach draußen zu rennen. Es konnte sein, dass er dort auf mich lauerte.
Ich behielt die Nerven und blieb mit der verbrannten Totengestalt allein in der Hütte zurück.
In der folgenden Zeit passierte nichts. Es blieb ruhig. Da die Tür geschlossen war, vernahm ich auch wieder das leise Rauschen des Wassers, aber sehr gedämpft.
Selbst den eigenen Atem hielt ich etwas zurück. Ich löschte auch das Licht der kleinen Leuchte. Der Mörder wusste, dass ich mich in der alten Hütte aufhielt. Er war praktisch gezwungen, sich etwas einfallen zu lassen. Ich glaubte nicht daran, dass er sich einfach nur zurückzog, um mich allein zu lassen. Zeugen konnte er nicht am Leben lassen, wenn ich seiner verbrecherischen Logik folgte.
Aber er stand im Dienst des Teufels. Da wurden Pläne oft auf den Kopf gestellt.
Wie lange ich auf dem Fleck gestanden hatte, wusste ich selbst nicht zu sagen. Irgendwie war es anders geworden. Ich fühlte mich gefangen. Es war auch die Luft, die mir erst jetzt auffiel. Sie kam mir so schwül und feucht vor. Die Sonne schien auf das Dach. Sie erwärmte die Luft hier in der Hütte. Da war es wirklich besser, wenn ich mich aus dem Staub machte.
Noch blieb ich…
Etwas hielt mich zurück. Es gab keinen Grund. Da war einfach nur ein Gefühl vorhanden.
Und ich hatte mich nicht getäuscht. Es waren die ersten fremden Geräusche zu hören. Allerdings nicht in der Hütte, sondern außerhalb, aber noch mit dem Bau verbunden.
Ich hörte sie über mir!
Jemand war auf dem Dach!
Ich atmete noch einmal tief ein, dann hielt ich die Luft an. Das Kribbeln entstand wieder auf meinem Rücken. Ich fühlte mich angespannt wie ein Torhüter, der den Elfmeter erwartet.
Dann klangen die Schritte auf. Die Gestalt über mir bewegte sich.
Sie ging dabei von einer Dachseite auf die andere zu und gab sich auch keine Mühe, leise zu sein. Ich verfolgte genau ihren Weg, der am Rand des Dachs stoppte.
Ja, es gab die winzigen Lücken auch im Dach. Leider waren sie zu schmal, um durchschauen zu können. Nicht mal den Schatten der Gestalt entdeckte ich.
Aber sie ging wieder. Vorsichtiger jetzt. Auch langsamer. Eigentlich war der Weg zur Tür jetzt frei, doch ich lief trotzdem nicht hin.
Ich blieb und wartete darauf, dass noch etwas passierte, was mich weiterbrachte.
Der andere blieb stehen. Den Ort hatte ich nicht herausfinden können. Irgendwo schräg über mir.
In den folgenden Sekunden passierte erst mal nichts. Das war wieder diese berühmte Ruhe vor dem Sturm, die ich leider oft genug erlebte. Da waren die Nerven dann bis zum Zerreißen gespannt. Da wechselten sich Kälte und Hitze in meinem Innern ab.
Passierte etwas?
Ich schielte nach oben.
Noch hatte sich niemand bewegt. Kein Kratzen, kein Knarzen.
Die Stille war vorhanden, sie blieb auch bestehen, und trotzdem zeigte mir die andere Seite ihre Macht.
Auf oder im Holz des Daches glühte es plötzlich auf. Es war im ersten Moment ein Phänomen für mich. Kein Feuer, nur das starke, heiße und dunkelrote Glühen, das man von Kaminholz kennt, das vom Feuer stark angefressen war. Ich trat etwas nach hinten. Ich wollte sehen, was auf dem Dach noch weiterhin alles geschah. Die Glut blieb, aber sie veränderte sich und bekam eine andere Form.
Es war kaum zu fassen, und ich musste auch zwei Mal hinschauen, doch das Bild blieb. Wer immer sich dort oben auf dem Dach aufhielt – es war sicherlich Rico –, er machte sich einen Spaß daraus, mit mir zu spielen. Er
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