Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1313 - Der falsche Engel

1313 - Der falsche Engel

Titel: 1313 - Der falsche Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
verliebt gewesen ist. Zumindest war sie ihm sehr zugetan. Oder nicht?«
    Jetzt musste Lorna nachdenken. »Verliebt?«, murmelte sie. »Ich weiß nicht, ob sie verliebt gewesen ist. Und wenn, dann ist es eine besondere Liebe gewesen, die nichts mit Sexualität zu tun hatte. Mehr geistig, würde ich sagen. Auch irgendwie rein und klar. Doch auf der anderen Seite muss sie auch gefährlich gewesen sein, sonst hätte Lucio sie nicht getötet. Oder sie hat etwas getan, was er nicht wollte.«
    »Kann sie ihn verraten haben?«
    »Ja, das ist möglich. Obwohl ich nicht weiß, wie das hätte passieren können. Ich bin völlig überfragt, und ich will nur nicht die Stelle meiner Schwester einnehmen. Deshalb habe ich auch Sie gesucht und hoffe, dass Sie mich verstehen.«
    »Das habe ich schon, Lorna.«
    »Danke.«
    Ich kam nun auf einen Punkt zu sprechen, über den wir noch nicht geredet hatten. »Aber es muss weitergehen. Damit meine ich Ihr Leben und meines. Ich denke nicht, dass wir uns hier in der Laube verstecken und darauf warten können, bis er wieder erscheint. Das wäre meiner Ansicht nach der falsche Weg.«
    Lorna holte tief Luft. »So weit habe ich nicht gedacht. Ich wollte zunächst nur eine gewisse Sicherheit bekommen. Die habe ich jetzt, auch wenn ich sehr traurig bin.«
    »Das ist völlig normal. Lassen Sie uns nachdenken. Ich weiß nicht, ob Lucio uns finden will. Ob er sich schon auf die Suche nach uns gemacht hat. Das ist möglich, doch darauf sollten wir nicht alle Karten setzen. Deshalb meine ich, dass wir beide den Spieß umdrehen sollten. Nicht er soll uns finden. Wir machen uns auf die Suche nach ihm. Ist das eine Lösung, die Ihnen gefallen könnte?«
    Lorna sagte erst mal nichts. Sie schaute mich an, sie dachte nach, zuckte dann die Achseln und flüsterte: »Daran habe ich nicht gedacht. Wahrscheinlich habe ich zu viel Angst gehabt. Und auch jetzt muss ich noch nachdenken. Aber die Lösung ist wohl ganz gut. Nur wüsste ich nicht, wo wir ihn finden sollen.«
    »Wir werden gemeinsam überlegen. Dabei spielt wieder Ihre Schwester eine Rolle. Nicht als Tote, sondern als Lebende.«
    »Ich verstehe nicht…«
    »Abwarten, Lorna. Sie sollten sich nur jetzt anstrengen und darüber nachdenken, ob Ihnen einfällt, wo sich Ihre Schwester mit Lucio getroffen hat. Gab es einen bestimmten Ort? Einen Platz? Eine Wohnung? Ein Hotel? Ein Lokal…?«
    »Nicht, nein, nein.« Sie winkte ab. »Sie haben sich eigentlich überall getroffen. An allen möglichen Orten. Doch sie haben mir nichts darüber gesagt.«
    »Haben Sie nicht gefragt?«
    »Das schon. Harriet hat mich nur angeschaut und gelächelt. Aber sie hat nicht geredet. Und wenn sie sprach, dann in Rätseln. Da war sie der Meinung, dass ich noch früh genug informiert werden würde und dass ich nicht vergessen sollte, dass wir Zwillinge sind. Früher habe ich darüber noch nachgedacht. Heute sehe ich das anders und gehe davon aus, dass sie praktisch in ihre Zukunft geschaut hat und auch in meine. Harriet ist tot, aber es ist nicht zu Ende.«
    Ich gab nicht auf und blieb beim Thema. »Hören Sie, Lorna, gab es keinen Ort, an dem sich Harriet mit Lucio besonders gern traf? Wo Sie allein waren, zum Beispiel?«
    Lorna überlegte. Sie knetete ihre Hände. Dabei schaute sie auf ihre roten Stiefelspitzen. Ich sah auch, dass sie schluckte und dabei die Schultern anhob. Doch sie sah nicht so aus, als hätte sie keine Lösung gefunden.
    »Wenn ich recht darüber nachdenke, gab es eigentlich nur einen Ort, an dem sie beide ihre Ruhe hatten und wo Harriet jetzt ihre ewige Ruhe gefunden hat.«
    Ich musste nicht lange rätseln, um Bescheid zu wissen. »Sie meinen, dass es hier in der Laube gewesen ist? In dieser Gartenanlage?«
    »Ja, das glaube ich.«
    Zwischen uns entstand eine Schweigepause. Die Folgerung war nicht schlecht. Ich konnte sie sogar nachvollziehen. Sie hatten sich vermutlich hier getroffen. Ein einsamer Ort inmitten der Stadt. Hier gab es kaum Zeugen. Man hatte die meisten Gärten aufgegeben.
    Das Gelände wurde anderweitig benötigt, und nur wenige Menschen kümmerten sich darum.
    »Das hört sich gut an, Lorna.«
    Sie musste sich räuspern, bevor sie eine Frage stellte. »Und was folgern Sie daraus?«
    »Dass wir es wie Harriet machen. Wir brauchen uns von diesem Ort nicht wegzubewegen. Wir werden hier in der Anlage bleiben. Womöglich auch in der Laube, und wir werden auf ihn warten und darauf hoffen, dass er erscheint. Er will ja an Sie heran, wenn alles

Weitere Kostenlose Bücher