1314 - Horchposten Pinwheel
hast also wieder gelauscht, obwohl ich nicht bei dir war", stellte Poerl verärgert fest.
„Aber Poerl, die Gelegenheit war einmalig. Die Kartanin sind da draußen. Ganz in unserer Nähe. Wußtest du das nicht?"
„Ja, das weiß ich."
Sie verabschiedete sich hastig von dem Mädchen und rannte zur PIG-Zentrale, in der alle Informationen zusammenliefen und gesichtet wurden. Nikki Frickel hielt sich als einzige dort auf. Die draufgängerische Frau stellte eine Reihe von Folien zusammen, auf denen das von der Pinwheel Information Group erarbeitete Wissen gespeichert war.
„Es könnte sein, daß wir den Stützpunkt aufgeben müssen", erklärte sie, „aber dann sollen die Katzen wenigstens nicht kassieren, wofür wir so hart gearbeitet haben."
„Du meinst, wir geben den Stützpunkt einfach auf?" fragte Poerl bestürzt.
Die PIG-Chefin lächelte.
„Es ist wie beim Schach", erwiderte sie. „Manchmal muß man eine Figur opfern, um eine wichtige Figur des Gegners ausschalten zu können."
Sie kam zu Poerl und blickte sie ernst an.
„Deine Aufgabe ist es, herauszufinden, ob eine solche wichtige Figur zu diesem Kartanin-Verband gehört. Also - lausche!"
„Wenn eine der Hohen Frauen dabei sein sollte, werde ich sie finden", versprach Poerl.
Sie zog sich in einen Nebenraum zurück, nahm einen Paratautropfen und konzentrierte sich. Sie bekam fast augenblicklich Kontakt mit einigen Kartanin, und sie blickte in die Zentrale eines Raumschiffs. Sie vernahm die Stimmen der Kartanin, und sie erfaßte, daß die Feliden unsicher waren. Sie vermuteten einen terranischen Stützpunkt auf dieser Welt, aber sie hatten bisher noch keine Beweise dafür. Ein Kartane machte einige Bemerkungen über das Raumschiff SANAA und darüber, daß eine wichtige Person sich an Bord dieses Schiffes befand.
Poerl Alcoun wandte sich diesem Kartanen zu. Sie hoffte, noch mehr von ihm zu erfahren, doch da stiegen plötzlich Flammen zwischen ihm und ihr auf. Seltsamerweise verspürte die Lauscherin jedoch keinerlei Hitze. Dennoch war sie so erschrocken, daß sie sich augenblicklich zurückzog.
Sie war allein in dem Nebenraum der Informationszentrale, und sie hatte keinerlei Verbrennung erlitten. Ihre Hände fühlten sich so normal an wie immer, und es roch auch nicht so, als ob es in diesem Raum gebrannt hätte.
„Ich habe mich geirrt", sagte sie verwundert. „Es ist alles in Ordnung.
Ich sollte ruhiger sein, dann passiert mir so etwas nicht noch einmal."
Sie wollte sich wieder den Kartanin zuwenden, als sie erneut glaubte, Flammen zu sehen, und gleichzeitig schien es so, als habe sie einen Schrei gehört.
Erschrocken fuhr sie zusammen. Und dann rannte sie auch schon auf den Flur hinaus.
Wie von tausend Furien gehetzt, jagte sie durch den Stützpunkt zu der Wohneinheit hinüber, in der Marelia Uppertreebraker untergebracht war. Vergeblich versuchte Nikki Frickel, mit ihr Schritt zu halten oder eine Antwort auf ihre Fragen von ihr zu bekommen.
Poerl riß die Tür zu Marelias Räumen auf - und taumelte entsetzt zurück.
„Mein Gott, wie konnte das passieren?" stammelte Nikki Frickel, als sie zu ihr aufgeschlossen hatte.
Vor ihnen auf dem Boden lag die verkohlte Leiche von Marelia Uppertreebraker.
Vereinzelte Flammen tanzten um ihre sterblichen Überreste.
Poerl Alcoun ging mit schleppenden Schritten zu einem Interkom und forderte Medo-Roboter an, obwohl sie sich darüber klar war, daß jede Hilfe für Marelia zu spät kam.
„Wie ist das möglich?" fragte Nikki Frickel. Sie war bleich. Der Tod des jungen Mädchens hatte sie zutiefst erschüttert. „Jemand muß auf sie geschossen haben."
„Unsinn", erwiderte Poerl. „Du weißt genau, daß das nicht der Fall ist."
„Was hat sie dann verbrannt?"
„Es handelt sich um SHC", antwortete die Lauscherin. „Spontaneous Human Combustion. Spontane Selbstverbrennung also. Natürlich nicht gewollt, sondern durch den unkontrollierten Zusammenprall verschiedener psionischer Energien verursacht. Dadurch ist Marelia zur Cinder Woman geworden."
„Einer verkohlten Frau."
Mehrere Medo-Roboter rückten heran und scharten sich um Marelia, doch sie teilten den beiden Frauen schon wenig später erwartungsgemäß mit, daß sie das Mädchen nicht mehr retten konnten.
„Das Gehirn ist bereits tot", meldete einer der Roboter. „Die Hitze hat es zerstört."
„Ich habe einmal einen ähnlich gelagerten Fall erlebt", sagte Nikki Frickel. Nachdenklich rieb sie sich ein Ohrläppchen. „Das war auf
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