1314 - Horchposten Pinwheel
Fersen bleiben.
„Sie ist verzweifelt", bemerkte Poerl. „Und sie wird auf keinen Fall aufgeben. Die kartanische Ehre verbietet es der Protektorin, zu kapitulieren."
„Sie hat keine Chance. Das muß sie doch begreifen."
„Ich glaube nicht, daß sie Vernunftgründe gelten läßt, sondern daß sie so handelt, wie die Tradition es von ihr verlangt."
Dao-Lin-H'ay flog verschiedene Manöver, wechselte mehrmals zwischen Licht- und Überlichtgeschwindigkeit und konnte ihre Verfolger doch nicht abschütteln.
Nikki Frickel begann zu lachen.
„Benimm dich nicht wie ein Esel, Dao-Lin-H'ay", rief sie. „Du weißt doch längst, was die Stunde geschlagen hat, also sei nicht albern."
Die Kartanin antwortete auch jetzt nicht, so daß ihre Verfolgerinnen nach wie vor nicht wußten, ob sie sie hörte oder nicht. Poerl war überzeugt davon daß sie das Funkgerät ausgeschaltet hatte und in ihrem Stolz jedes ihrer Worte ignorierte.
Schließlich blickte Nikki Frickel sie unsicher an.
„Was soll ich tun?" fragte sie. „Ich kann sie doch nicht abknallen."
Poerl lächelte still.
„Das weiß Dao-Lin-H'ay auch", entgegnete sie sanft.
„Dann sage du mir, wie ich den verdammten Diskus abfangen soll."
„Das weiß ich auch nicht."
Nikki schlug verzweifelt mit der Faust auf die Lehne ihres Sessels.
„Also gut", rief sie. „Wenn Dao-Lin-H'ay es so will, jage ich sie bis an das Ende des Universums - oder bis ihrem Triebwerk die Puste ausgeht."
Jetzt bereute die PIG-Chefin, daß sie die Jagd nicht doch mit der ALAMBRISTA aufgenommen hatten. Die überlegenden Mittel der Kogge hätten ihr andere Mittel geboten. Sie hätte das Kartanin-Schiff zumindest mit Hilfe der Traktorstrahler einfangen können.
Wieder beendete Dao-Lin-H'ay das Linearmanöver. Sie raste mit annähernd halber Lichtgeschwindigkeit in ein galaktisches Trümmerfeld von unübersehbaren Ausmaßen hinein.
Poerl Alcoun schrie erschrocken auf.
„Das ist Wahnsinn", stammelte Nikki Frickel. „Sie muß runter mit der Geschwindigkeit, oder es ist aus mit ihr."
Tatsächlich drosselte die Kartanin die Geschwindigkeit, flog aber angesichts der zahllosen Hindernisse immer noch viel zu schnell.
Ein Zusammenprall mit einem der Trümmerstucke, von denen die größten an das Format der Marsmonde heranreichten, schien unvermeidbar zu sein.
Immer wieder fuhren Nikki Frikkel und Poerl Alcoun erschrocken zusammen, wenn die Protektorin an einem Trümmerstuck zu scheitern drohte, dann aber doch noch knapp daran vorbeiraste.
Die Paratensorin klammerte sich an ihren Sessel. Ihr brach der Schweiß aus, und sie konnte nur noch stockend atmen, weil Nikki Frickel nicht daran dachte, ihrerseits das Tempo zu verringern und die Verfolgungsjagd somit zu beenden. Sie hatte es allerdings ein wenig leichter als die Kartanin, da sie sich auf eine überlegene Positronik stützen konnte, die ihr half, den Hindernissen auszuweichen.
Nach einigen Minuten geradezu haarsträubenden Fluges durch das Trümmerfeld wurde Dao-Lin-H'ay langsamer, aber auch Nikki Frickel verzögerte, da sie immer wieder mit kleineren Brocken zusammenprallten, die entweder in den Schutzschirmen verglühten oder davongeschleudert wurden. Der Anteil der größeren Trümmerstücke wuchs, und die beiden Raumschiffe wurden noch langsamer.
„Was hat Dao-Lin-H'ay vor?" fragte Nikki Frickel. „Du mußt sie belauschen. Sie darf uns nicht austricksen."
Die beiden Raumschiffe bewegten sich nun geradezu gemächlich durch das Trümmerfeld, das nun so dicht geworden war, daß sie nach allen Seiten hin von Gesteinsbrocken unterschiedlichster Größe umgeben wurden. Auf den Ortungsschirmen war deutlich zu erkennen, daß sich die meisten Trümmerstücke bewegten. Angesichts dieser Tatsache erschien es wie ein Wunder, daß es nicht pausenlos zu irgendwelchen Kollisionen kam.
Nachdem sie die Kartanin mehrere Male aus den Augen verloren hatte, beschleunigte Nikki Frickel, um aufschließen zu können.
„So schaffen wir es nicht", sagte Poerl Alcoun. „Nikki, warum versuchen wir nicht, dieses Trümmerfeld zu verlassen und Dao-Lin-H'ay irgendwo draußen davor abzufangen? Und warum rufen wir die ALAMBRISTA nicht zu Hilfe?"
„Du hast recht", stimmte die PIG-Chefin zu. „Allein schaffen wir es nicht."
Poerl versuchte nun, die ALAMBRISTA zu erreichen, mußte jedoch bald erkennen, daß dies unmöglich war, solange sie sich im Trümmerfeld befanden.
„Diese Gesteinsbrocken schirmen uns ab", stellte sie fest. „Wir kommen nicht
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