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1315 - Das Lied von Blut und Tod

1315 - Das Lied von Blut und Tod

Titel: 1315 - Das Lied von Blut und Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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der Fall.
    Ihre Särge waren kleiner.
    Mona hatte ihren Deckel schon zur Seite gedrückt. Vanessa stand neben ihrem Sarg und schaute zu Boden. Die Geige und den Bogen hielt sie dabei fest. Beide hingen schlaff nach unten. Vanessa selbst sah aus, als hätte sie sämtliche Lebenskraft verlassen.
    Mona sprach sie an. »Was hast du? Willst du auf einmal nicht mehr hier übernachten?«
    »Doch«, flüsterte sie, ohne den Blick zu heben. »Das möchte ich schon.«
    »Du siehst…«
    »Bitte, Mona, nicht. Lass dich davon nicht täuschen. Ich bin nur ein wenig melancholisch geworden. Es ist einfach meine Natur, so und auch traurig zu sein.«
    »Aber warum. Es ist doch alles so, wie du es dir gewünscht hast, Vanessa.«
    »Ja«, sagte sie leise und nachdenklich, »das ist es. Das ist es ganz bestimmt.«
    »Dann sehe ich keine…«
    Vanessa hob die Hand mit dem Bogen. »Lass mich ausreden. Es ist für mich ein Abschied«, flüsterte sie. »Ein Abschied von meinem jetzigen Leben. Ich weiß, dass ich bald eine andere sein werde. Da könnt ihr sagen, was ihr wollt.«
    »Aber wir gehören doch auch dazu!« Mona tippte gegen ihre Brust. »Und das ist wunderbar.«
    »Ich bin eben melancholisch.«
    Mona streichelte über Vanessas Wange. »Du schaffst es schon. Mike und ich schaffen es auch.«
    »Ja, darauf vertraue ich.«
    Mona hatte ihren Sarg schon geöffnet. Der Deckel war zur Seite geschoben. Sie konnte hineinsteigen und tat es als Erste. Dabei lächelte sie und warf ihrem Bruder sogar einen Luftkuss zu. Sie stöhnte leise und zufrieden auf, als sie sich streckte. Der Sarg war lang genug für sie. Ihre Füße berührten nicht mal das Ende.
    »Legst du den Deckel zurecht, Bruder?«
    »Gleich.«
    Mike kümmerte sich zuerst um Vanessa, die noch immer so kraftlos wirkte. Er schob den Sargdeckel zur Seite und kantete ihn hoch.
    »Bitte«, sagte er.
    »Danke.«
    Vanessa stieg hinein. Ihr Instrument nahm sie mit. Sie setzte sich hin und drehte dabei den Kopf. In diesem Moment sah sie aus wie jemand, der es sich erst noch überlegte, ob er weitermachen wollte oder nicht.
    Mike sah es und hob fragend die Augenbrauen. »Du brauchst nicht hier zu schlafen…«
    »Doch, doch, ich möchte es. Ich habe nur noch mal nachgedacht. Ein Abschied.«
    »Okay. Schlaf gut.«
    »Du auch…«
    Vanessa legte sich auf den Rücken. In ihrem hellen Kleid sah sie wirklich aus wie eine Tote. Hinzu kam, dass sie sich nicht bewegte und in dieser Starre einschlafen würde.
    Mike fasste den Deckel. Er drehte ihn und rückte ihn somit in die richtige Position. Dann schob er ihn über das Unterteil. Auch der Deckel bestand aus Stein und war entsprechend schwer.
    Er wurde nicht ganz über das Unterteil geschoben. Ein handbreiter Spalt lag frei, denn die schlafende Person musste noch Luft bekommen.
    Mike wandte sich wieder ab. Seine Schwester Mona hatte ihren Platz bereits eingenommen. Noch war der Sarg ein gutes Stück offen. Sie schaute von unten her in die Höhe in das Gesicht ihres lächelnden Bruders.
    »Glaubst du ihr?«, fragte Mona.
    »Ich denke schon. Haben wir es nicht auch gespürt? Diese Nacht wird eine besondere sein.«
    »Das wünsche ich mir.«
    »Ich auch. Endlich zu sein wie ein echter Vampir. Die Hölle wird zum Himmel. Ist das nicht immer das, was wir gewollt haben?«
    »Ja.«
    Mike verengte die Augen. »Ich weiß, dass etwas auf uns zukommt. Lange genug haben wir warten müssen. Und wenn wir dann bei den anderen sind, werden wir unsere Zeichen setzen und den Keim weitertragen.«
    Mona war glücklich. Sie streckte Mike ihre Arme entgegen. »Küss mich, Bruderherz.«
    Er beugte sich sehr tief zu ihr hinab. Ihre Lippen fanden sich. Es war der Kuss eines Geschwisterpaares, das auf Gedeih und Verderb zusammenhielt und bald noch stärker aneinander gekettet sein würde.
    »Und jetzt schließ den Deckel!«, verlangte Mona, noch immer leicht atemlos.
    Mike tat es. Den Spalt ließ er frei. Wer jetzt in den Sarg hineinschaute, der sah nur das helle Haar und den oberen Teil des Gesichts. Im flackernden Licht der Kerzen bewegte Mike sich auf seinen Schlafplatz zu, den größten von allen.
    Der Deckel lag so, dass er recht bequem einsteigen konnte. Er brauchte ihn nicht mal zur Seite zu schieben. Das kleine Problem entstand nur beim Schließen. Von der Unterseite her zog er den schweren Gegenstand aus Stein näher an Brust und Kopf heran. Er ließ ihn auch etwas schräg liegen, ein Drittel seines Körpers war nicht bedeckt.
    Dann schloss er die Augen.
    Sekunden

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