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1315 - Das Lied von Blut und Tod

1315 - Das Lied von Blut und Tod

Titel: 1315 - Das Lied von Blut und Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Wichtig war allein, was hinter dem Namen steckte, und bei dieser Person war es die Gier nach Blut.
    Die Blonde sah ihn so direkt an. Sie blieb dabei nicht ruhig. In ihrer Kehle breitete sich ein Geräusch aus, das wie das Knurren eines Tiers aus ihrem Mund wehte. Sie hatte Mühe, sich zu beherrschen.
    Sie sah die Nahrung direkt vor sich liegen. Unter der Haut ihrer glatten Wangen zuckte es, und dann bewegten sich die Hände, während sich der Körper zugleich aufrichtete und sich auch nach vorn beugte.
    Justine griff zu!
    Mike wurde an der Brust gepackt. Hände zerrten den Stoff zusammen. Sie zogen den starren Körper in die Höhe, als wäre er federleicht. Zum ersten Mal bekam Mike Delano mehr vom Körper der Frau zu sehen. Sie trug eine dunkle Lederjacke, die nicht geschlossen war. Ein rotes, durchsichtiges Top ließ einen Teil ihrer hellen Brüste durchschimmern, doch das war für Mike alles nebensächlich.
    Er sah nur das Gesicht, den Mund und die beiden langen und leicht gebogenen Zähne.
    Bissbereit!
    Er wurde nicht aus seiner steinernen Totenkiste gezogen. Justine drückte und zog ihn sich zurecht. Er kniete im Sarg. Mit dem Kopf und einem kleinen Teil seines Oberkörpers schaute er aus der Öffnung hervor. Das Wichtigste lag natürlich auch frei. Es war sein Hals mit der dünnen Haut und der Schlagader darunter.
    Justine ließ ihn los. Ging aber nicht weg. Sie blieb in seiner unmittelbaren Nähe.
    »Du hast dich immer danach gesehnt, so zu werden wie ich. Das weiß ich. Du hast mit deinen Freunden viele Vorbereitungen getroffen. Ihr seid der Sehnsucht nach dem Vampirdasein verfallen, und genau das kommt mir sehr gelegen. Ich werde dir dein Blut aussaugen. Ich werde mich sättigen und dich zu dem machen, was ich schon bin. Du wirst in einen tiefen Schlaf fallen und später wieder aus ihm erwachen. Dann aber wirst du nicht mehr der sein, der du jetzt bist. Dann gehörst du zu uns, zu den Mitgliedern des Schattenreichs. Du wirst dich durch diese Welt bewegen können, aber in Wirklichkeit wirst du in einer ganz anderen leben. Die Nacht wird zum Tag werden. Du wirst dir deine Nahrung suchen, und die Mensehen werden deine Beute sein. Hast du das gewollt, Mike?«
    »Ja, das habe ich.«
    »Wunderbar. Ich freue mich darüber. Es ist einfach ideal für dich! Ich werde deine Sehnsucht jetzt stillen und mich dann wieder zurückziehen. Ich habe meine Pflicht getan und werde sie auch weiterhin tun, darauf kannst du dich verlassen.«
    Mike wusste nicht mehr, was er dazu sagen sollte. Er stand dicht vor der Erfüllung eines Traums. Doch jetzt, wo er nur noch zuzugreifen brauchte, spürte er die Furcht in seinem Innern hochsteigen.
    »Du kannst nicht mehr entkommen, mein Freund!«
    Mike schrie auf. Mit einer schnellen Bewegung hatte Justine seinen Kopf gedreht, um an seine linke Halsseite heranzukommen.
    Ein scharfer Schmerz drang durch sein Genick.
    Es war nicht gebrochen.
    Er bekam vage mit, was geschah. Justine drückte ihn dem Sargdeckel entgegen. Ihr Mund war so weit wie möglich geöffnet. Das sonst so glatte Gesicht hatte sich in eine hässliche Fratze verzerrt.
    Dann biss sie zu!
    Es war ein Biss, der voller Wut geführt wurde. Kein zärtlicher und überlegter. Die Gier nach dem Blut des jungen Mannes hatte die blonde Bestie angetrieben.
    Mike spürte zuerst den Anprall. Sofort danach folgte der Schmerz. Die Zähne hatten die dünne Haut am Hals aufgerissen und auch die wichtige Schlagader getroffen.
    Blut sprudelte hervor. Es traf den offenen Mund der Saugerin.
    Kein Tropfen ging verloren.
    Justine Cavallo hatte lange gewartet, um wieder zum Biss zu kommen. Jetzt nutzte sie es aus. Sie würde ihr Opfer bis zum letzten Topfen aussaugen. Damit hatte sie nicht nur sich gesättigt und stark gemacht, sondern auch den Keim für neue Artgenossen gelegt.
    Wenn Mike erwachte, dann würde er sich an seiner Schwester und der anderen jungen Frau schadlos halten. So würden die Drei den Beginn einer neuen Vampirkette bilden.
    Mike vergaß den Schmerz. Er zog sich auch schnell wieder zurück. Ein anderes Gefühl durchströmte ihn. Es war eine wunderbare Leichtigkeit, die ihn erfasste. Er glaubte, über dem Sarg zu schweben. Er wurde getragen. Schwingen oder Wogen hielten ihn erfasst. Die schmatzenden und saugenden Geräusche ebbten allmählich ab, sodass sich wieder die Stille ausbreiten konnte.
    Eine wunderbare Ruhe überkam ihn. Er hielt die Augen offen, ohne etwas zu sehen. Er schwebte bereits dem anderen Zustand entgegen.

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