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1315 - Das Lied von Blut und Tod

1315 - Das Lied von Blut und Tod

Titel: 1315 - Das Lied von Blut und Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Er schaffte es einfach nicht. Es konnte auch an seiner inneren Einstellung liegen, die sich durch Vanessas Botschaft verändert hatte. Ihm kam der Gedanke, dass es wirklich der Besuch war, dem sie alle entgegengefiebert hatten.
    Die Hände blieben an ihrem Platz. Aber es kam noch mehr hinzu.
    Von unten her drückte sich etwas hoch. Das matte Licht der Kerzen reichte aus, um das Gesicht zu erkennen.
    Es war das einer Frau!
    Mike erschrak. Damit hatte er nicht gerechnet. Er sah auch die blonde Haarflut, die das Gesicht umrahmte.
    Das Gesicht war glatt. Es war schön. Und es gab sicherlich Menschen, die es als makellos bezeichnet hätten. Das jedoch nur auf den ersten Blick. Wer sich näher mit dem Anblick beschäftigte und etwas Einfühlungsvermögen besaß, der hätte sehr schnell erkannt, dass es in diesem Gesicht keinen warmen Ausdruck gab. Es wurde von einer Kälte beherrscht, die schon menschenverachtend war.
    Das interessierte Mike nicht. Er lag völlig regungslos. Man hätte ihn mit einer Leiche vergleichen können. Der Blick war starr nach oben gerichtet. Er wollte mehr sehen. Er wusste, dass…
    Seine Gedanken brachen.
    Die Blonde öffnete ihren Mund.
    Zwei spitze und leicht gekrümmte Zähne wuchsen aus dem Oberkiefer hervor.
    Mike wusste Bescheid. Diese Person brauchte sich nicht mit einem künstlichen Gebiss zu verkleiden, denn sie war ein echter Vampir…
    ***
    Ein Traum ging für ihn in Erfüllung. Mike hätte jetzt eigentlich jubeln müssen, aber das tat er nicht. Er blieb starr in seinem Sarg liegen und schaute nur in die Höhe.
    Es war einfach der Anblick, der ihn so fasziniert hatte. Weiterhin jagten sich seine Gedanken. Allmählich schaffte er es auch, sich zu konzentrieren. Er besaß plötzlich Vorstellungen, mit denen er sich auch in der Vergangenheit beschäftigt hatte.
    Er wollte zu einem Vampir werden. Es war sein größter Wunsch gewesen. Sein Traum.
    Jetzt sah er die Wahrheit!
    Eine blondhaarige Frau hatte ihn besucht. Kein Blutsauger, wie er ihn sich vorgestellt hatte. Keiner, der düster und gruftig wirkte, weil er aus den Tiefen irgendwelcher alter Burgverliese oder Höhlen entstiegen war. Was er hier zu Gesicht bekam, das passte einfach nicht zu seiner Vorstellung.
    Er wusste wirklich nicht, was er denken sollte, aber er ging davon aus, dass die Besucherin sich nicht verkleidet hatte, um ihm Angst einzujagen.
    Sie war echt!
    Die Frau bewegte ihr Lippen und stellte flüsternd die erste Frage.
    »Überrascht?«
    »Ja, das bin ich.« Mike wunderte sich, dass er überhaupt sprechen konnte.
    »Wen hast du denn erwartet, Mike?«
    Er musste erst nach einer Antwort suchen. »Ich… ich … weiß es nicht so recht.«
    »Sag es…«
    Er holte tief Luft. Noch hatte es ihm die Sprache verschlagen. Im Moment nahm er nur den Geruch wahr, der von dieser Person ausging. Er war nicht genau zu identifizieren. Dieser Geruch bestand aus einer Mischung zwischen Parfüm und Moder. Nicht zu intensiv, sondern auf eine gewisse Art und Weise dezent.
    »Einen… einen … Mann.«
    »Wie Dracula?«
    »So ähnlich.«
    Die Frau öffnete den Mund weiter und grinste. Er sah jetzt auch die anderen Zähne. Die allerdings waren normal, und Mike erkannte, dass die beiden Hauer wirklich nicht künstlich waren.
    Sie schaffte es, mit offenem Mund zu sprechen. »Ich möchte deine Vorstellungen nicht enttäuschen, aber ich weiß auch, dass dein Wunsch sich bald erfüllen wird. Du wirst schon in sehr naher Zukunft jemand kennen lernen, der dem Aussehen des alten Vlad Dracula sehr nahe kommt. Zunächst musst du mit mir vorlieb nehmen, und ich mit dir.«
    »Ja, das glaube ich auch.«
    »Deine Sehnsucht ist groß, uns kennen zu lernen, nicht wahr?«
    Er wollte nicken und merkte, dass es nicht richtig klappte. »Wir sehnen uns alle danach.«
    »Das weiß ich doch…«
    »Dann hast du es gespürt?«
    »Wenn man so ist wie ich, sehr genau sogar. Es waren die Schwingungen, die mich erreichten. Ich brauchte sie nur zurückzuverfolgen, und nun habe ich dich erreicht.«
    Mike ließ sich die Worte durch den Kopf gehen. Dann fragte er mit leiser Stimme: »Wer bist du?«
    »Du kannst mich Justine nennen. Ich heiße Justine Cavallo…«
    Mike schwieg. Er konnte mit dem Namen nichts anfangen. Obwohl er sich mit den Blutsaugern und deren Geschichte beschäftigt hatte, war ihm eine Justine Cavallo noch nicht untergekommen. Da stand er wirklich vor einem Rätsel. Aber Namen waren auch wie Schall und Rauch, das brauchte man ihn nicht zu sagen.

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