Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1315 - Das Lied von Blut und Tod

1315 - Das Lied von Blut und Tod

Titel: 1315 - Das Lied von Blut und Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
später hörte er die traurige Melodie. Vanessa schaffte es sogar, im Sarg liegend zu spielen. Sie musste ihre Botschaft einfach vermitteln.
    Lange hörte Delano nicht zu. Bereits nach einer Minute wurde sein Bewusstsein weggetragen. Er sackte hinein in den tiefen Schlaf, der in dieser Nacht für ihn etwas Besonderes werden sollte…
    ***
    Lange schlief er nicht.
    Plötzlich war er wach!
    Mike öffnete die Augen. Es hatte sich nichts verändert, abgesehen davon, dass Vanessa nicht mehr spielte. Trotzdem musste etwas passiert sein, das ihn geweckt hatte.
    So starr wie ein Toter blieb er liegen. Die Augen hatte er geöffnet.
    Er schaute nach oben und hätte gegen die dunkle Decke sehen müssen, wenn nicht der Schein der Kerzen gewesen wäre. Nicht alle waren heruntergebrannt. Es gab noch genügend Licht, dessen Erbe sich ausbreitete und auch über die Decke hinwegfloss mit unruhigen und flattrigen Bewegungen. Das Muster aus Licht und Schatten war da, aber es war nie gleich, sondern bildete immer wieder neue Muster, die sich innerhalb von Sekundenschnelle auflösten.
    Mike Delano wollte nachdenken. Er fühlte sich von den Lichtund Schattenspielen leicht irritiert. Deshalb war es besser für ihn, wenn er die Augen schloss, nur dann schaffte er die Konzentration, die er brauchte.
    Er hatte durchschlafen wollen. Er hatte sich auf die Nacht gefreut und auch darauf, was passieren würde. Er hatte damit gerechnet, Besuch zu bekommen. Wie es aussah, hatte sich da nichts getan. Er hörte auch keine Veränderung aus den anderen beiden Särgen, doch Mike war jemand, der auf Nummer Sicher ging.
    Zuvor schaute er auf seine Uhr!
    Die erste Morgenstunde war längst vorbei. Beinahe auch die zweite. An die alten Regeln zwischen Mitternacht und der ersten Morgenstunde hatte man sich nicht gehalten.
    Man? Aber wer…?
    Noch einmal konzentrierte er sich und lauschte gespannt. Es gab nichts, was ihm verdächtig vorgekommen wäre. Kein fremdes Geräusch erreichte seine Ohren.
    Angst verspürte er nicht, eher eine gewisse Erwartung. Zugleich auch eine Unzufriedenheit, weil er nicht wusste, was ihn aus dem Schlaf gerissen hatte. Dass die Polizei das Versteck gefunden hatte, daran glaubte er nicht. Es musste etwas anderes sein, und das hing möglicherweise mit dem zusammen, von dem Vanessa gesprochen hatte. Aber auch sie hatte bestimmt keinen Geist gemeint, denn nur ein Geist konnte sich, wenn er eingedrungen war, lautlos bewegen.
    Was war da nicht in Ordnung?
    Mike schaffte es, sich hochzustemmen. Der Sarg war nicht gepolstert, die Knochen schmerzten ihm schon. Egal. Er zog die Arme an. Die Ellenbogen nahm er als Stütze. Es hätte auch alles geklappt, wenn nicht plötzlich ein Geräusch aufgeklungen wäre, das sehr leise war und trotzdem in seinen Ohren nachhallte.
    Ein Tritt. Danach ein Fall. Der Aufprall hatte einen metallischen Klang hinterlassen.
    Delano wusste sofort, was geschehen war. Jemand war in die Kapelle eingedrungen und hatte dabei einen der Kerzenleuchter übersehen. Er war dagegen gestoßen und hatte ihn umgeworfen.
    Mike hielt den Atem an!
    Noch zählte er nicht zu den Blutsaugern. Noch schlug sein Herz.
    Es pochte nicht mehr normal. Er bekam die Schläge viel lauter mit als gewöhnlich.
    Die Schritte!
    Ja, er hatte sich nicht geirrt. Da konnte man sich nicht täuschen.
    Jemand war gekommen und ging durch die Kapelle. Dabei bemühte sich der Eindringling nicht, besonders leise zu sein. Es schien ihm nichts auszumachen, gehört zu werden.
    Delano hielt den Atem an. Es passierte mit ihm wieder etwas sehr Menschliches. Er geriet ins Schwitzen. Hinter der Stirn jagten sich die Gedanken. Hitze und Kälte wechselten sich bei ihm ab. Er überlegte, ob das Gefühl die reine Angst war, die ihn überkommen hatte. So genau wollte er da nicht zustimmen. Er dachte auch an eine gewisse Erwartung.
    Der nächste Schritt riss ihn aus seinen Gedanken. Er hatte ihn bereits nahe an seinem Sarg gehört. Danach erklang noch ein Schleifen, dann war es still.
    Mike wusste trotzdem Bescheid.
    Der Eindringling hatte sein Ziel erreicht. Und das war der Sarg, in dem er lag.
    Der junge Mann schielte zur linken Seite. Von dort aus hatte er die Geräusche vernommen, und da sah er plötzlich zwei Hände, die sich über den Sargrand schoben. Die Finger wurden gekrümmt, sodass sich der unheimliche Besucher festhalten konnte.
    Bei Mike wäre jetzt der Zeitpunkt gewesen, sich hochzustemmen und einzugreifen. Der Wille war da, doch das Fleisch war zu schwach.

Weitere Kostenlose Bücher