1316 - Vampirhölle
Schritte.
Leise, kratzende Echos erreichten unsere Ohren.
Keiner von uns brauchte zu sagen, was da vor uns ablief. Wir waren davon überzeugt, dass jemand die Treppe hinabstieg.
Aber wer?
Wer wollte in den Keller?
Unsere Leuchten steckten längst wieder in den Taschen. Wir verließen uns auf das normale Licht, das zwar nicht unbedingt ausreichte, aber es war uns möglich, nach vorn zu schauen und sogar den Beginn der Treppe zu sehen.
Noch sahen wir dort keine Gestalt. Sie würde kommen, dafür hätte ich meine Hand ins Feuer gelegt.
Wir standen nicht mehr direkt im Gang. Suko hatte sich mit dem Rücken gegen eine Wand gepresst, ich stand ihm gegenüber. Beide schauten wir in Richtung Treppe.
Dort verstummten die Schritte.
Ich zermalmte einen Fluch zwischen den Zähnen, weil die Geräusche an einer Stelle verstummt waren, die für uns leider nicht einsehbar war. Keiner von uns sah, wer die Treppe herabkam.
Suko gab mir durch Drehen seiner Augen ein Zeichen. Er meinte damit den Beginn der Treppe.
Ich war einverstanden, was ich durch ein Nicken preisgab. Wir würden uns so leise wie möglich voranbewegen und den letzten Rest der Strecke schneller laufen.
Ich bewegte den Mund und formte lautlos das Wort »Jetzt«.
Da erlosch das Licht!
***
Cecil Banks ging keinen Schritt mehr weiter. Er war kein Mensch mehr, sondern ein Vampir, und als solcher steckte nicht nur die Gier nach Menschenblut in ihm, sondern auch ein gewisser Instinkt, der sich bei ihm jetzt bemerkbar machte.
Im Kellerflur befanden sich Menschen. Er nahm deren Geruch wahr, aber der vermittelte ihm zugleich auch eine Warnung. Diese Menschen waren etwas Besonderes. Sie besaßen einen Schutz, dessen Flair er sogar über die Distanz hinweg spürte und das bei ihm ein Kribbeln hinterließ.
Vorsicht war angesagt!
Die Sucht nach Blut war nicht alles. Zwar brannte sie in ihm, aber die Vorsicht durfte er nicht außer Acht lassen.
So blieb der Sir auf der Stufe stehen und lauschte.
Die nicht sichtbaren Personen dachten ebenso wie er, denn von ihnen war nichts zu hören. Auch sie hielten den Atem an. Die nächste Zeit würde zu einem Nervenspiel werden.
Noch brannte das Licht, und dem Vampir gefiel das nicht. Er suchte die Wand ab. Der Schalter befand sich an der rechten Seite.
Fast in Höhe der letzten Treppenstufe. Er lag näher als der am Ende der Treppe. Genau ihn wollte der Vampir erreichen. Die Dunkelheit war sein Freund. In ihr sah er wie andere Menschen am Tag.
Der Schritt nach vorn.
Das Bein strecken. Das lautlose Aufsetzen des Fußes. Die Hand ausstrecken.
Banks berührte den Schalter.
Er drehte ihn.
Klick!
Eine Sekunde später war es stockfinster!
***
Genau das hatten auch wir erlebt. Wobei ich zudem noch den Eindruck erhalten hatte, dass sich auf der Treppe etwas bewegte. Es konnte ein Bein gewesen sein. Sicher war ich mir nicht und sah jetzt sowieso nichts, weil die Dunkelheit einfach zu dicht war.
Diesmal war ich schneller als Suko.
Ich startete in die Finsternis hinein. Hinter mir hörte ich noch Sukos schwachen Ruf, um den ich mich jedoch nicht kümmerte. Ich fingerte im Laufen nach der Lampe, bekam sie leider nicht so schnell zwischen die Finger. Zum Glück reagierte Suko.
Er holte seine Leuchte hervor, und dann huschte der lange Strahl an mir vorbei. Er war so stark, dass er auch die Treppe erreichte, wobei ich mich darüber wunderte, dass ich schon so nahe an sie herangekommen war.
Dort stand tatsächlich jemand.
Sein Erkennen musste ich mit einer Momentaufnahme vergleichen. Ich hatte auch nicht die Zeit, mir sein Aussehen einzuprägen, denn der Typ reagierte sofort.
Ich beging den Fehler, weiterzulaufen. Ich wollte ihn anspringen, packen und zu Boden schleudern.
Er war um einen Tick schneller.
Die blitzschnelle Bewegung nahm ich zwar wahr, konnte ihr jedoch nicht mehr ausweichen.
Plötzlich raste ein Schatten auf mich zu!
Der verdammte Fuß tauchte dicht unter meinem Gesicht auf, und plötzlich wurde ich von einem harten Stück Eisen getroffen. Zumindest hatte ich dieses Gefühl. Das Kinn schien in mehrere Teile zu zerbrechen. Ich sah die berühmten Sterne, und dann wurde die Dunkelheit noch dichter um mich herum.
Ich bekam es kaum noch mit. Zuerst gaben die Beine nach und anschließend der Rest des Körpers. Ich hatte noch nie in einem Boxring einen Fight ausgetragen, doch so musste es jemanden ergehen, der durch einen Hammertreffer ausgeknockt worden war.
Dass ich vor der Treppe liegen blieb, bekam ich
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