1316 - Vampirhölle
nicht mehr mit.
Für mich war die Welt erst mal untergegangen, und dass jemand mit schnellen Schritten die Stufen wieder hochhuschte, hörte ich auch nicht mehr…
***
Jemand klatschte gegen meine Wangen. Es waren nur leichte Klapse, die mich nicht durcheinander brachten. Der Hammerhieb hatte mich am Kinn erwischt. Das spürte ich am meisten. Von dort strahlten die Schmerzen ab, und ich merkte auch den Druck. Als das Licht mein Gesicht traf, zwinkerte ich mit den Augen und kehrte allmählich wieder in den normalen Zustand zurück.
»Weißt du, was das war, Alter?«, hörte ich Sukos Stimme.
»Ich kann es mir denken«, flüsterte ich stöhnend.
»Das war ein klassischer Knockout.«
»Habe ich inzwischen auch herausgefunden.«
»Im Boxring hättest du keine Chance.«
»Nur wenn ich übe.«
Ich lag noch immer auf dem Boden und konnte erkennen, dass ich direkt vor der Treppe lag. Suko hatte seine kleine Lampe auf den Boden gelegt, und sie gab genügend Licht ab.
Länger wollte ich hier nicht bleiben. So dachte auch Suko. Er fasste mich unter und hievte mich zumindest in eine sitzende Position, wobei mir die Treppenstufe im Rücken eine kleine Stütze gab.
Suko steckte seine Lampe ein und schaltete wieder das normale Licht ein. Ich schaute in den Gang, den wir inzwischen kannten, und sah die Welt noch immer leicht schwankend. In meinem Kopf brummte es. Das war dann der berühmte Brummschädel, den auch die Boxer kannten.
»Kommst du hoch?«
»Mal versuchen.«
Es war nicht einfach, die Beine zu bewegen. Das sah Suko und half mir dabei, auf die Beine zu kommen. Ziemlich schwankend blieb ich stehen, aber ich konnte tief durchatmen, und das war schließlich auch etwas. Die untere Gesichtshälfte war taub, mit dem Gleichgewicht hatte ich auch leichte Probleme, doch das würde sich geben. Suko hatte Recht gehabt. Das war bei mir wirklich ein kurzer klassischer K.o. gewesen.
Danach wurde der Boxer zumeist von Helfern aus dem Ring geführt, und ich hatte zum Glück Suko an meiner Seite. Etwas Zeit brauchte ich schon, um mich wieder zu erholen.
Die gab Suko mir zwar, aber er brachte mich zugleich ins Grübeln mit seiner Frage.
»Was hast du gesehen, bevor bei dir die Lichter ausgingen?«
In meinem Kopf war noch immer ein gewisses Durcheinander.
Das Nachdenken fiel mir schwer. Als ich über mein Kinn strich, spürte ich es gar nicht.
»Nichts.«
»Hast du wirklich nichts gesehen?«
Ich winkte ab. »Ja, ja, da war schon etwas. Ich muss es nur hervorholen. Es ist nicht einfach.«
Suko fügte sich in Geduld, obwohl es ihn sicherlich drängte, nach oben zu kommen.
»Ein Bein.«
»Gut. Und was noch?«
»Nichts mehr.«
»Auch nicht die Gestalt?«
Ich musste lachen. »Höchstens schwach. Sehr schwach sogar. Das ist dann alles gewesen. Der Kerl war wie ein Spuk verschwunden.«
»Dass es ein Mann war, hast du schon erkannt?«
»Klar.«
»Und wenn er nach oben gerannt ist, müssten wir ihn eigentlich in der Disco finden.«
»Falls er sie nicht verlassen hat.«
»Auch das.«
Ich wusste, woran Suko dachte. »Hast du angenommen, dass es Mona oder Mike gewesen sind?«
»Eigentlich schon.«
»Kannst du dir abschminken. Ich habe zwar nicht viel gesehen, kann aber beschwören, dass es keiner der beiden gewesen ist.«
»Dann haben wir noch einen Freund unter den Gästen.«
Ich schaffte es wieder, klar zu denken. »Unter den Gästen?«, wiederholte ich.
»Ja, was sonst?«
»Möglicherweise gibt es noch einen Joker in diesem Spiel.«
»Kennst du ihn?«
»Nein.« Ich betastete wieder mein Kinn und stellte fest, dass allmählich wieder Gefühl hineinkehrte.
Die nächste Frage stellte Suko, um mich zu ärgern. »Kommst du mit hoch, oder willst du hier unten noch warten?«
Er sah meinen Blick und winkte heftig ab. »Ja, ja, entschuldige. War nur eine Frage.«
»Lass uns gehen.«
Ich hatte es forsch gesagt, musste allerdings einige Abstriche machen, denn so locker wie sonst ging ich nicht die Stufen hoch. Der Schwindel hatte sich noch nicht zurückgezogen, und so war ich froh, das Geländer in der Nähe zu haben.
Was uns oben erwartete, wussten wir nicht. Aber wir gingen davon aus, dass es mit der Harmlosigkeit der Grufties endgültig vorbei war…
***
Die beiden Mädchen hatten Vanessa Drake zu ihrem Platz begleitet, und sie hielt ihr Instrument bereits in den Händen. Es war der Ort in der Disco, an dem sie sich am wohlsten fühlte.
Jetzt nicht mehr!
Sie saß auf dem Stuhl. Sie spürte die Lehne an
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