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1316 - Vampirhölle

1316 - Vampirhölle

Titel: 1316 - Vampirhölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ihrem Rücken. Sie schaute auf die Gäste, deren Gesichter und Körper aus der künstlichen dünnen Nebelsuppe immer wieder erschienen, aber sie wusste, dass es nicht mehr so war wie in der vergangenen Nacht und auch in den Nächten zuvor.
    Es hatte sich etwas verändert, obwohl es äußerlich nicht zu erkennen war.
    Es gab sie wirklich. Die Blutsauger lebten auf der Erde. Nicht nur in fernen Ländern, sondern auch hier in London.
    Das musste sie erst mal verkraften. Und die Gedanken daran verhinderten oder beeinträchtigten auch ihre Reaktionen. Die Geige lag mit der Rückseite auf ihren Oberschenkeln. Sie hätte sie nur anheben müssen, um zu spielen, selbst das schaffte sie nicht. Das Instrument schien schwer wie Blei geworden zu sein. Sie wünschte sich an einen anderen Ort in der Welt.
    »Willst du nicht spielen?«
    »Ja, spiel.«
    »Fang endlich an!«
    »Wir wollen etwas hören…«
    Die Gäste umstanden sie. Sprachen auf Vanessa ein, und sie sah die Gesichter wie tanzende Flecken innerhalb des blassen Nebels.
    Gesichter, die sie sonst gemocht hatte. In diesem Fall allerdings kamen sie ihr vor wie Fremdkörper, und einige der blassen Flecken jagten ihr sogar Angst ein.
    Sie öffnete ihren Mund, um eine Antwort zu geben. Das schaffte sie jedoch auch nicht.
    Ein junger Mann, der aussah wie ein Mönch und sein Gesicht grau gepudert hatte, stieß sie an. »He, willst oder kannst du nicht?«
    »Doch, ich kann schon.«
    »Dann mach.«
    Sie lächelte, obwohl ihr nicht danach zu Mute war, und nickte schließlich. Es bereitete ihr wirklich Mühe, die Geige anzuheben.
    Was sonst sehr leicht ging, brachte ihr in diesem Fall Probleme. Sie wusste auch nicht, ob sie in der Lage war, die Melodien zu spielen, die man von ihr erwartete. Doch sie musste es versuchen. Sie saß auf ihrem Platz, und es gab keinen anderen Weg.
    Erst die Geige, deren Einbuchtung sie gegen die Schulter drückte, nun der Bogen.
    Er wog nicht viel. Trotzdem hob Vanessa mit einer mühevollen Bewegung den rechten Arm.
    Und dann begann sie mit ihrem Spiel!
    Bisher war es in der düsteren Disco nie richtig ruhig gewesen. Bereits nach den ersten Klängen änderte sich dies. Es trat eine gewisse Stille ein, sodass die Musik auch den letzten Winkel des Raumes erreichte und von jedem Gast gehört werden konnte.
    Wie immer und wie es die Leute gewohnt waren, saß Vanessa auf ihrem Platz. Aber es war für sie trotzdem anders. Der Bogen strich nicht mehr so leicht über die Saiten hinweg. Bei jeder Berührung kam es ihr vor, als würden sie eingedrückt werden.
    Auch mit ihrem Spiel war sie nicht einverstanden. Zwar zauberte sie ihre melancholische und traurige Musik, deren Klänge in den Nebel eintauchten, aber es war anders als sonst. Das merkte sie als die Künstlerin ganz genau.
    Nicht aber die Gäste.
    Sie lauschten den Klängen. Für sie waren sie ein seelischer Balsam, und sie bewegten ihre Körper mit langsamen und auch lasziven Drehungen über die Tanzfläche hinweg.
    Es gab nur wenige Tanzpaare, die sich gefunden hatten. Die meisten blieben allein.
    Vanessa spielte. Sie wollte keinen enttäuschen. Mit ihren Gedanken war sie allein, und die waren alles andere als positiv, denn tief in ihnen lauerte die Angst vor der nahen Zukunft…
    ***
    Es war eine Qual gewesen. Ein mühseliger Weg, aber die Mühe hatte sich gelohnt. Zuletzt war es sogar richtig perfekt gelaufen. Da war es Mike tatsächlich gelungen, einen Van zu knacken, mit dem sie unterwegs waren. Und das Fahrzeug war sogar voll getankt.
    Den letzten Rest der Strecke fuhren sie. Beide saßen vorn. Wer einen Blick durch die Scheibe in ihre Gesichter warf, hätte nicht viel erkennen können, auch nicht das Lächeln, das wie festgefroren auf ihren blassen Gesichtern lag.
    Sie fuhren durch die Normalität einer für sie bekannten Welt und waren selbst nicht mehr normal, auch wenn sie sich bei einem ersten Hinschauen nicht verändert hatten.
    Wehe aber, sie öffneten ihre Münder…
    Das tat zumeist Mona. Sie war nicht besonders ruhig oder ausgeglichen. Die Gier nach Blut wühlte in ihren Eingeweiden. Bei Mike hielt der Durst sich in Grenzen. Er hatte bereits seine Portion bekommen, und das Blut seiner Schwester war für ihn eine Köstlichkeit gewesen.
    Und es würde weitergehen, immer weiter. Vor allen Dingen an dem Ziel, zu dem sie unterwegs war. Das Stigmata war schon immer ihr Rückzugsgebiet gewesen. Da gab es den Keller, in den sie die willigen Opfer geschleppt hatten. Sie hatten sie angefallen, das

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